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PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff

Titel: PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Dolch zurück, lehnte sich zurück und versuchte wieder einzuschlafen; aber der seltsame Aus-druck und der klagende Schrei des Quochten gingen ihr nicht aus dem Sinn.
    *
    Am nächsten Mittag holte sich Sheo Omek aus dem halbautomatischen Magazin die dreifache Menge an Nahrungsriegeln, packte einige Rollen Mineral-Vitamin-Tabletten dazu und quittierte, stark korrigiert, die Ausgabe an seinem Varsonik-Terminal. Auf die Menge und Qualität der gelieferten Clezmor-Schwämme hatte er keinen Einfluss, aber für einen fairen Tausch würde er ab sofort sorgen.
    Am Ausgang des Magazins warf er einen Blick auf den Einsatzplan und sah, dass er die Öffnung Norden Drei zugeteilt erhalten hatte, genau wie gestern. Dahinter steckte keine tiefere Bedeutung, die Stationsvarsonik vergab die Posten nach dem Zufallsprinzip.
    Er schulterte den Isolierbehälter und bewegte sich, durch ein Ultraschallgerät vor den Fliegenschwärmen geschützt, ohne Eile zu der Tauschstelle. Während der Nacht, in seiner kleinen Wohnung, hatte er stundenlang wach gelegen und nachgedacht. Zu zwei wichtigen Erkenntnissen glaubte er gelangt zu sein.
    Erstens der wahre Grund des alten Kampfes, all der Auseinandersetzungen...
    Es waren die klassischen, archaischen Gegensätze zwischen Nomaden und Stadtvolk. Zwischen Nodronen, die innerhalb bestimmter Naturlandschaften, später auf einzelnen Kontinenten und schließlich von Planet zu Planet wanderten, so als würden sie noch immer riesige Viehherden treiben. Und die anderen, die Clans, auf denen sich das Empire gründete, bauten Siedlungen, Städte, Flughäfen und Raumhäfen und mehrten ihre Macht dadurch, dass sie in festen Gebäuden wohnten, arbeiteten und Dinge schufen. Irgendwann hatten sie angefangen, den Nomaden das Umherziehen zu verbieten. Und das hatte zu ihren heutigen Problemen geführt.
    Seine zweite Einsicht: So wie in all den Jahren die unbarmherzig verstreichende Zeit die gesamte Anlage Pembur-Station hatte herunterkommen lassen, so hatten auch die Sitten ihrer Bewohner gelitten. Millimeter um Millimeter, eine Art Flugrost der Prinzipien, der persönlichen Bedürfnisse, der Disziplin und der Moral. Und es war das Endstadium der Nachlässigkeit, von der heute alles geprägt war. Alles. Auch er selbst. Ich werde Kayt Kissah nicht vorschreiben können, was er zu tun hat, murmelte er und versuchte, im vagen Schatten des Energie-Riffs zu bleiben. Aber ich verbiege mein Gewissen nicht länger. Ich bin den Deportierten gegenüber fair.
    Ich will nicht eines Tages abgelöst werden und mit dem Bewusstsein wegfliegen, ich hätte Deportierte indirekt umgebracht. Ich nicht!, dachte er und hob den gefüllten Behälter auf die andere Schulter. Plötzlich fing er an, seine Umwelt und sich mit denselben Augen, aber
    unter einem gänzlich veränderten innerlichen Blickwinkel zu sehen. Was er sah, widerte ihn an.

KAPITEL 2
    Langeweile in Pembur-Station
    An hundert Stellen erkannte Kommandeur Zayt Kissah die Zeichen der beginnenden Auflösung. Sämtliche Wände und Mauern waren von unzählbar vielen salzigen Regen, der gnadenlosen Sonne, von Algen, Salpetermoosen, Meerwasser und vom Alter stockfleckig und halb ruiniert. Die Transglasflächen waren stumpf geworden, selbst bestes Transplast setzte Rost an. Aber das war nicht das einzige Problem, das sie hatten. Die Laderäume des Frachters, der die Clezmor-Schwämme fortgeschafft hatte, waren voller Versorgungsgüter aller Art gewesen, doch boten Landung, Ladearbeiten und Start nur Abwechslung für ein paar Stunden. Selbst die Einzelteile der Überwachungsanlagen litten unter den Temperaturen und den Myriaden Insekten; Unzufriedenheit machte sich breit, lastender und gefährlicher als je zuvor. Unverkennbar - und unübersehbar.
    Nur seine unmittelbare Umgebung, die vier Räume seiner Wohnung im zweiten Turmhaus, war blitzsauber und zeigte nicht die geringsten Spuren von Alter, Abnützung oder gar Verfall. Das war gut, und das gab Hoffnung. Jedes Möbelstück glänzte wie neu, die Teppiche über den geschliffenen Holzdielen waren nicht eingetreten, und sämtliche Farben strahlten frisch. Jedes Ding stand an seinem Platz. Hier konnte man die Einsamkeit ertragen. Der Arbeitstisch bestand aus einer vier Finger dicken Glasplatte von zwei Quadratmetern
    Größe, die auf Böcken aus verziertem Metallguss ruhte. Das Glas trug nur die Abdrücke seiner eigenen Finger, und die wenigen Gegenstände - Holoschirm, Sprechanlage, Schreibzeug und drei hölzerne Schnitzwerke -waren

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