PR Odyssee 03 - Das Energie-Riff
flogen mit mittlerer Geschwindigkeit, und nach dem Stand der Sonne schien es ziemlich sicher zu sein, dass sie Tapasand gerade in der kurzen Abenddämmerung erreichen würden.
Rhodan hoffte, dass der Wachhabende oder der Kommandant nicht über Funk nach seinen Männern rief; darüber hinaus hoffte er, dass Tasha noch lebte.
*
Zwischenspiel
Quart Homphe an Bord der QUORISH ...
Dritter Tag des Fluges: Mit raschen, sicheren Strichen zeichnete er den zweiten Entwurf des Mondes auf die Folie. Vor wenigen Stunden war ihm der Einfall zu diesem Kunstwerk gekommen; über die Durchführbarkeit machte er sich noch keine Sorgen. Am Anfang war die Idee, und die Idee ward zum Entwurf. Später, wenn man ihm ein geeignetes Gestirn geschenkt hatte, würde das Vorhaben unter seiner Aufsicht, durchgeführt mit wenigen kunstfertigen Quochten und einigen Tripuls-Geschützen, mit ein wenig Geduld und viel Zeit glücken.
Er nieste wieder. Verfluchtes Katzenvieh! Jetzt waren noch sechs süße kleine Scheusale hinzu ge kommen. Aber - woher hatte er diese einzigartige Idee?
Er entsann sich, in seiner Jugend etwas Derartiges gelesen zu haben. Nein. Es gab nur Beschreibungen, kein Bild; es würde also keine Kopie und keine Replika, kein Plagiat sein, sondern eine Neuschöpfung, die seinem kühnen Einfallsreichtum entsprang. Jetzt fiel ihm die Story ein. E.C. Navej, der blinde terranische Poet, hatte sie einst geschrieben.
Ein Mond, der auf seiner Bahn um einen Planeten den Zwillingsgötzen symbolisierte.
So wird es gehen! So muss es sein!
Als er vor zwei Tagen mit Fran geredet und das Bildprogramm gesehen hatte, das sie angeblich studierte, wirbelten zwei Monde um den Mars: Phobos und Deimos. Furcht und Schrecken. Zwei der drei Kinder, die Kriegsgott Ares - später römisch Mars genannt - mit der Göttin Aphrodite hatte. Ares, dem Trunk und dem Krieg ergeben; ihn hatte Hephaistos, der hinkende, dennoch göttliche Gatte der Aphrodite, Schmied seines Zeichens, in einem unzerreissbaren Spinnwebnetz beim Liebesakt mit seiner Gattin, Symbol der Schönheit, listenreich gefangen. Klassisches Griechenland. Ha!
Klassisches Land Homers! Theater von Epidauros, oder wie das heißt. Troja. Athen. Odysseus. Weinfarbenes Meer ... Apropos Wein. Er nahm einen langen Schluck von Prattons Geschenk aus dessen schnell schwindenden Vorräten.
In seinem Kopf zuckten Vorstellungen wie farbige Blitze. Seine Finger führten den Stift und die Zeichenkohle; er arbeitete fast unbewußt. Die vollkommene Kugel eines Mondes, geteilt durch eine Trennlinie von Pol zu Pol, erhielt zwei Gesichter.
Wie ein ... Januskopf. Lunares Gestein statt Hologramm! Ja! Ein heiteres und ein leidendes Gesicht? Zu einfach. Ein Nodronen- und ein riesenäugiges Quoch-tengesicht? Schon besser. Nein! jetzt habe ich es: das Gesicht eines Quochten und das Gesicht eines Wissenschaftlers von Cor’morian. Er wechselte vom Zeichenblock auf die Arbeitsfläche des Holoprojektors. Sorgfältig zeichnete er beide Gesichter, verband sie an den Rändern fließend miteinander, höhlte die Höhlungen, hob Vorsprünge plastisch hervor und schaltete, als er fertig war, den winzigen Holo-Scanner ein, der binnen weniger Sekunden ein dreidimensionales Bild lieferte. Sehr schön. Sie werden mich feiern, alle!, murmelte er mit selbstzufriedenem Grinsen.
Behutsam bearbeitete Quart Homphe das Hologramm, ließ es drehen, zauberte mit unterschiedlichem Lichteinfall und verschiedenen Sonnenspektren und überprüfte jede Winzigkeit seines Kunstwerks. Er verließ seinen Sitz, ging durch den Mittelgang von Shimmis
Katzenheim zu Shimmi und hielt ihr, zweimal scharf niesend, das Holodisplay vor die Augen. »Wie gefällt es dir? Du musst es dir so vorstellen: Tag und Nacht kreist der Mond um einen Planeten! Von Neumond bis Vollmond! Einmal zwei halbe Gesichter, dann wieder dieses oder jenes, und das für alle Ewigkeit.« Er schaltete das Display auf Projektion, und über Shimmis Kopf begann sich das Holobild des Mondes zu drehen. Shim Caratech hörte damit auf, Schikago zwischen den spitzen Ohren zu kraulen, blickte den Mond der zwei Gesichter lange an und schüttelte den Kopf. Schikago hob den Kopf, starrte Quart aus ihren goldenen Raubtieraugen an, sträubte das langhaarige Fell und fauchte zischend. Eindeutig aggressiv! Sie mochte ihn ebenso wenig wie er sie.
»Ein blöder Mond, Quart. Er lacht nicht, weint nicht, blickt nur stur und würdevoll.« Ihre durchdringenden blauen Augen funkelten nicht unfreundlich.
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