Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium

Titel: PR Odyssee 05 - Das strahlende Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
würdet. Er hielt nicht lange an, denn ich be-griff, dass es sich bei meiner unfreiwilligen Versetzung um einen Akt der Vorsehung gehandelt hatte. Mit einem Schlag hatte er das größte Hindernis beseitigt, das meinen Plan gefährdete, nämlich, wie ich ihn von den Kosmokraten unbemerkt umsetzen und seine Früchte genießen konnte.
    Die Kosmokraten in ihrer nahezu vollkommenen Allwissenheit hätten mich früher oder später aufgespürt und bestraft. In dieser Zukunft dagegen, erkannte ich, war ich ungefährdet. Mein Dahintreiben im Leerraum stellte nur eine lästige Prüfung dar, die mir die Vorsehung gestellt hatte. Um sie zu bestehen, benötigte ich lediglich etwas Geschick und Geduld.
    Ich machte mich an die Arbeit. Es gelang mir, durch Umkonfiguration der erhaltenen Bordrechnerkomponenten den Schiffssender in Betrieb zu nehmen, nur im lichtschnellen Normalfunkbereich, doch das genügte. Ich sandte ein Notsignal aus und wartete. Jahrtausende vergingen, in denen ich jedes erdenkliche Szenario zur Verwirklichung simulierte, und als schließlich ein Schiff meinem Notruf folgte, war ich bereit.
    Das Schiff gehörte einem Volk an, das sich selbst Tambu nennt - die übrigen Völker Vaaligos kennen seine Angehörigen als die Wissenschaftler von Cor’morian. Ich hätte mir keine geeigneteren >Retter< wünschen können. Die Tambu zeichnen sich durch eine grenzenlose Neugierde aus, gepaart mit einer Naivität, die an Lebensuntüchtigkeit grenzt. Die Vorsehung hatte mir perfekte Werkzeuge geschickt.
    Ich ließ die Tambu an Bord, gestattete es ihnen, mich zu finden. Auf ihre Fragen antwortete ich wahrheitsgemäß, dass ich mich auf einer dringlichen Mission im Auftrag höherer Mächte befunden hätte, als es mich in diesen Teil des Universums verschlagen hatte - und dass es, trotz des mitgenommenen Zustands meiner selbst und des Schiffs, noch nicht zu spät sei, meine Mission zu erfüllen.
    Ich hatte mich in den Tambu nicht getäuscht. Sie stürzten sich auf den Köder, den ich ihnen hingeworfen hatte, nicht mit dem Überschwang von Kindern, eher dem verzweifelten Grapschen eines Ertrinkenden nach einer rettenden Planke. Die Tambu waren auf der Suche nach einem Sinn, und ich würde ihnen einen geben. Ich gewährte ihnen Zugriff auf einen Teil der Daten, die ich unter Mühen und Gefahren gesammelt hatte.
    Die Tambu erfuhren von den Schwärmen, die das Universum durchstreifen, gewaltigen Gebilden aus vielen tausend Sonnen und Welten, mit dem Ziel, Leben und Intelligenz zu spenden. Von Ehrfurcht durchdrungen fragten die Tambu mich, wo sie einen solchen Schwarm finden konnten. Sie wollten mit eigenen Augen ihre Pracht erblicken. Ich musste sie enttäuschen.
    >Schwärme<, antwortete ich, >sind ein äußerst seltenes Phänomen. Und ein höchst eigenwilliges dazu. Niemand kann ihren Aufenthalt oder Kurs prophezeien, selbst ich nicht. Aber da euer Eifer so tief empfunden und rein ist, werde ich ein Geheimnis mit euch teilen.< Ich erlaubte den Tambu den Zugriff auf meine gesammelten Daten -mit einer winzigen, aber entscheidenden Ausnahme. Ihre bloße Menge war überwältigend für die Tambu, die nur über langsame Rechner verfügten. Doch schließlich begriffen sie, welches Geschenk ich ihnen gemacht hatte: Ich hatte ihnen die kompletten Baupläne eines Schwarms zur Verfügung gestellt.
    Von diesem Augenblick an veränderte sich das Verhalten der Tambu mir gegenüber. Hatten ihre Schiffe -zwei Dutzend hatten sich zwischenzeitlich im Leerraum eingefunden - bislang genau darauf geachtet, Abstand zu meinem zu wahren, verloren sie nun auch die letzte Scheu. Sie sammelten sich in nächster Nähe und transportierten mich und mein Schiff zu ihrer Heimatwelt. Dort schufen sie einen unterirdischen Hangar, der groß genug war, es aufzunehmen, und setzten es dort ab. Mir boten sie an, einen neuen Körper anzufertigen.
    Ich lehnte ab. Mir schien meine neue Form der Existenz angemessener. Cairol der 404te mochte auf einen angewiesen gewesen sein, aber ich, Cairol der Verräter, Cairol, der den Kosmokraten getrotzt hatte, konnte auf einen verzichten. Die Tambu und später andere Völker dienten mir wirkungsvoller als Gliedmaßen, als es meine Arme und Beine je getan hatten.
    Die Tambu enttäuschten mich nicht. Noch während sie mich auf ihre Heimatwelt brachten, begannen sie mit den Vorbereitungen für das Große Vorhaben. Dank ihrer sanften, auf Konsens ausgerichteten Natur, standen sie in friedfertigem Kontakt mit fast allen Zivilisationen

Weitere Kostenlose Bücher