PR Plophos 04 - Planet der letzten Hoffnung
fassungslos vor sich hin. »Rhodan...!«
Bontlyn preßte die Fäuste gegen die Sessellehnen und erhob sich halbwegs. Als Rhodan zu sprechen begann, ließ sich der Techniker zurücksinken. Mit einem schnellen Griff reduzierte er die Lautstärke. Niemand außer ihm konnte hören, was der Terraner zu sagen hatte.
Shelo wäre über einen normalen Anruf keineswegs bestürzt gewesen. Was ihn so aufrüttelte, war die Tatsache, daß Rhodan über den Großsender von Plophos sprach! Ein Irrtum war nicht möglich.
»Hier spricht der Großadministrator«, klang eine fremde Stimme auf. »Ich rufe alle von Menschen besiedelten Planeten an, besonders aber die geheimen Stützpunktwelten, die von dem flüchtigen Verbrecher Iratio Hondro ausgerüstet wurden.«
Shelo Bontlyn atmete erregt. Verwirrt sah er sich um. Wenn das jemand gehört hatte! Iratio Hondro - ein flüchtiger Verbrecher...!
»Sie werden mittlerweile festgestellt haben, daß ich mich im großen Sendesaal von Hypervideo Plophos aufhalte«, sagte Rhodan ebenso ruhig wie zuvor. »Iratio Hondro, bekannt als Obmann des Eugaulsystems, ist nach einem plophosischen Volksentscheid gestürzt, seiner Macht enthoben und von der plophosischen Gerichtsbarkeit in Abwesenheit zum Tod verurteilt worden. Ich bin in meiner Eigenschaft als Chef des Solaren Imperiums damit beauftragt worden, eine vorläufige Militärregierung zu bilden. Wenn sich die mit der Revolution verbundenen Wirren gelegt haben, werden umgehend freie Wahlen abgehalten. Ich fordere alle Stützpunktkommandanten des plophosischen Reiches auf, die Positionen der Geheimplaneten bekanntzugeben. Es wird ihnen untersagt, dem Obmann Unterstützung zu gewähren.
Da mir bekannt ist, daß die führenden Persönlichkeiten aus Politik, Flotte und Wissenschaft gegen ihren Willen mit einem Giftstoff geimpft wurden, der bei dem Ausbleiben der vierwöchentlichen Absorberdosis seine tödlichen Kräfte entwickelt, gebe ich folgende Erklärung ab: Es ist der terranischen Biomedizin unter Mitwirkung eines Araforschers gelungen, die Natur des Giftes zu enträtseln. Es handelt sich nicht - wie bisher angenommen - um ein Toxikum, sondern um eine radiologisch mutierte Virusgruppe. Die Erreger sind unschädlich, solange sie in einem kristallinen Starrschlaf gehalten werden. Diese Starre wird von dem sogenannten Kompensationsmittel des Obmanns hervorgerufen. Es ist uns gelungen, einen Drüsenwirkstoff mit der Bezeichnung Bio-Kompentin zu erzeugen. Das Medikament tötet alle Giftviren ab. Alle ehemaligen Giftträger auf Plophos, unter ihnen der bisherige Geheimdienstchef Isit Huran, der Ihnen bekannt sein dürfte, und Großadmiral Arnt Kesenby, sind geheilt worden. Alle Menschen, die bisher der begründeten und dem Selbsterhaltungstrieb entspringenden Auffassung waren, dem gestürzten Obmann Gehorsam schulden zu müssen, werden von dieser Pflicht in zweifacher Hinsicht entbunden. Eine Heilung kann sofort erfolgen. Ihr Diensteid ist nicht mehr gültig. Hören Sie dazu Isit Huran.«
Shelo Bontlyn wußte, daß er blaß geworden war. Er fühlte es an der plötzlichen Blutleere in seinem Gehirn und an den roten Schleiern, die vor seinen Augen wallten.
Seine Überlegungen überstürzten sich. Wußte Rhodan genau, was er mit seinem Hinweis auf das Bio-Kompentin gesagt hatte? Konnte dieser Terraner in vollster Konsequenz erfassen, was es für die lebenden Toten bedeutete, so unvermittelt vor der Erlösung zu stehen?
Keine Erklärung über Obmann Iratio Hondro, selbst die Verkündung seines Todes nicht, hätte einen derart durchschlagenden und überzeugenden Erfolg bringen können. Die verseuchten Sklaven konnten endlich aufbegehren. Niemand brauchte mehr schaudernd an den Ablauf der bewußten vier Wochen zu denken. Kein Mensch hatte es mehr nötig, auf Gedeih und Verderb dem Obmann zu gehorchen, nur um fristgemäß eine Ampulle mit dem Kompensationsstoff zu erhalten.
»Isit Huran spricht«, klang eine andere Stimme auf. Sie war so eigentümlich tonlos, daß Shelo Bontlyn nicht genauer auf den Bildschirm zu sehen brauchte. Im Eugaulsystem gab es nur einen Mann mit einer solchen Stimme.
Dann erhob der Techniker doch den Kopf. Haßerfüllt blickte er zu dem dürren, hageren Mann hinauf, dessen Kahlkopf wie eine leuchtende Kugel aus dem Grau des Hintergrundes hervorschimmerte.
Isit Huran war der gefürchtetste Mann von Plophos gewesen. Dazu hatte er noch als engster Vertrauter des Obmanns gegolten, obwohl gemunkelt wurde, niemand würde Iratio
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