PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren
das bedeutsam klingen. In Wirklichkeit sanken durch die Berufung in dieses Amt Mitrades Chancen auf gesellschaftlichen Aufstieg gegen null. Aus der Traum, in eine noblere Familie einzuheiraten und sich fortan mit Kunst, Kultur und Gartengestaltung zu beschäftigen! Um die Hand einer Frau, die eine Stellung innehatte, hielt garantiert kein Primärfeudaler an, auch kein Spross eines der besseren sekundarfeudalen Häuser. Bis dahin hatte sich Mitrade für eine ganz gute Partie gehalten. Reich und schön war sie nicht, da machte sie sich nichts vor, jedoch mit Abstand intelligenter als die meisten anderen. Das konnte für eine Adelsfamilie, die Blutauffrischung benötigte, durchaus von Interesse sein: Wohlstand besaß man selber, Schönheit konnte man in Form von Mätressen kaufen, aber kluge Stammhalter ... Es war keineswegs vermessen gewesen, sich Hoffnungen zu machen; die waren nun geplatzt, unwiederbringlich dahin. Stattdessen musste sie sich darauf einstellen, als verbitterte alte Jungfer zu enden.
Danke, Tamra.
Zu allem Überdruss barg diese Position beträchtliche Gefahren. General Kat-Greer hatte zweifellos vor, sich anhand der Alteraner als Scharfmacher zu profilieren. Das war seinen Andeutungen am Vasallentag unschwer zu entnehmen gewesen. Die Exotenfrage stellte eines der wenigen Themen dar, mittels derer er dem Ersten Hetran Elbanger-Tan nachlässiges, zu lasches Verhalten und damit
Führungsschwäche unterstellen konnte. Mitrade würde viel Fingerspitzengefühl benötigen, um es sich weder mit ihrem Lehnsherrn noch dem Hetranat zu verscherzen. Lieferte Dekombor - sie! - einem der beiden Kontrahenten allzu gute Argumente, brachte sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den anderen gegen sich auf. Lavierte die Verwalterin hingegen herum, war womöglich keiner von beiden zufrieden. Kurz: Wenn sie nicht höllisch Acht gab, drohte sie zwischen den zwei stärksten politischen Lagern des Trovents zerrieben zu werden.
So weit, so schlecht. Sich bei ihren Untergebenen Respekt zu verschaffen, konnte allerdings auf keinen Fall schaden. Sonst glaubten die Kerle noch, mit ihr leichteres Spiel zu haben, nur weil sie eine Frau war, und wurden aufmüpfig. Derlei Tendenzen mussten gleich zu Beginn im Keim erstickt werden.
Mitrade rieb sich die juckenden Hände. Sie würde ein Exempel statuieren.
Und sie wusste auch schon, an wem.
Frechheit siegt (fast) immer
»Männer und Frauen der einzigartigen MINXHAO-Besatzung!«, rief Perry Rhodan. »Hört mir zu! Auch du, Flohbein!«
Gelächter kam auf. Sie waren noch nicht mal zwei Tage zusammen unterwegs, aber Flohbein kannten inzwischen fast alle; die Übrigen hatten von ihm gehört.
Niemand fragte, wie er wirklich hieß, oder wer ihm diesen Spitznahmen verliehen hatte. Egal: Er passte, Punktum. Flohbein rannte pausenlos durch den Walzenraumer, als würden seine Gliedmaßen nicht von seinem Gehirn gesteuert, sondern von Myriaden Flöhen. Schlaf schien er nicht zu benötigen. Theoretisch leitete er die kleine Wissenschaftssektion; sein Intelligenzquotient von knapp 200 und seine 14 Doktorate sowie 20 Ingenieursdiplome hatten ihn dazu prädestiniert. In der Praxis dachte, sprach und handelte er zu schnell für jede Person an Bord, eingeschlossen ihn selbst. Er war Kleptomane, oder besser: Umverteiler. Flohbein klaute unablässig, aber nicht, um zu besitzen, sondern um auszutauschen. Wenn er etwas wegnahm, hinterlegte er etwas anderes. Manchmal waren die betroffenen Geräte danach kaputt, manchmal funktionierten sie besser als zuvor. Oder sie sendeten, ohne in ihrer eigentlichen Tätigkeit beeinträchtigt zu sein, kryptische Botschaften aus wie: »Wir werden von einer fremden Macht regiert.« - »Jonas im Walfisch ist sicherer als schlank.« - »G-String-Theorie: Unerschöpfliche Energiequelle, solange keiner nie nicht hingreift.«
Die gesamte Mannschaft der MINXHAO hatte sich im Backbordhangar eingefunden. Mit langsamer Restfahrt driftete das Schiff ins Blossom-System, überwacht vom Autopiloten des Bordrechners. Die Autorisierung durch Staatsmarschall Michou war von Captain Onmout übermittelt und seitens der hiesigen Behörden akzeptiert worden. Daraufhin hatte Perry dieses Plenum einberufen.
Erwartungsgemäß reagierte Flohbein nicht, sondern wieselte weiter
durch die Reihen. Nach Art eines Taschendiebs stahl er Hosenträger oder Multifunktions-Armbänder und gab sie wieder zurück als verschlungene Skulpturen oder umprogrammiert zu Vibra-Summern, die fremdartige
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