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PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren

Titel: PR Posbi-Krieg 02 - Stern der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Bettelei und Selbstverleugnung erschien ihnen das Exotenviertel Taphiors, speziell dessen alteranischer Teil, beinahe als Himmel auf Erden.
    »Ein Heim fern der wahren Heimat«, sagte Wilbur; mit einem Anflug von Sarkasmus, wie Tamra zu hören glaubte. Oder Zynismus? Ironie? Boffään hätte ihr den Unterschied erläutert. Aber der Reparator gehörte zu einem anderen, unendlich weit in der Vergangenheit liegenden Leben.
    Wilbur, die Tropfnase, ebenso. An dem muskulösen, ausgewachsenen, ja stattlichen Mann, der es sich nicht hatte nehmen lassen, ihr Dekombor zu zeigen, erinnerte nicht mehr viel an Tamras einstigen pummeligen Konkurrenten um die Pluspunkte der Heelghas, am ehesten noch die wachen, flinken, fast gehetzten Augen und der Wirbel im unbändigen hellblonden, fast weißen Haarschopf. Sie hätte ihn nicht wiedererkannt, als er auf sie zurannte, gleich nachdem sie aus dem Personal-Schweber gestiegen war. Zögerlich und unsicher - schließlich stellte der gesamte Exotenbezirk außer der geschlossenen Anstalt, in der sie beide den Großteil ihrer Kindheit verbracht hatten, für Tamra Neuland dar.
    »Tamra? Tamra!«
    Sie war verwirrt. Die Zeitebenen, die Eindrücke, die so unterschiedlichen Umgebungen des Internats, des Aquadoms, der Regionen, in denen sie ihren Vagantendienst abgeleistet hatte - all das geriet durcheinander. Gestern, vorgestern, heute ... und morgen? Sollte Dekombor, der Ausgangspunkt ihrer Reise um den Planeten, auch zur Endstation werden? Es sah ganz danach aus. Von einem Tag auf den anderen waren die Außenstellen geschlossen und die Bettler sowie Leiharbeiter eingezogen worden. Personelle Wechsel in der Verwaltung, lautete die knappe Erklärung. Alles zurück, alles neu.
    Dekombor also. Und Wilbur Donning.
    »Entschuldige bitte«, sagte Tamra. »Das kommt ein bisschen
    plötzlich für mich. Können wir uns für ein paar Minuten ausruhen?«
    »Klar.« Sie setzten sich auf eine Bank am Rand des Marktplatzes. »Willst du was trinken? Hast du Hunger?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Ich war zwanzig Stunden unterwegs. Für unsereins setzt man keine Hochgeschwindigkeits-Schweber oder gar Suborbital-Schiffe ein. Nur die ältesten und langsamsten Röhrenbahnzüge dürfen wir benutzen.«
    Ein Blitzlicht: Alt und langsam. Wie die MERCANT.
    Mit Papa und Mama und dem Plüsch-Gucky...
    Wilbur stellte sich bei einer der Buden an. Tamra holte das Sloppelle aus der Transporttasche und legte es sich um den Hals. In letzter Zeit roch es manchmal recht streng. Wie alt wurden diese Tiere eigentlich? Nicht auszudenken, wenn sie auch das Sloppelle verlöre ... Sie streichelte es, und wie immer erwiderte es mit seinen winzigen Händchen die Zärtlichkeiten.
    Der junge Mann, der ihr so fremd und so vertraut zugleich war, brachte Tamra einen Becher und eine Papiertüte. »Wichtigste Information über Dekombor«, sagte er scherzhaft. »Die besten Wurstkringel und den süßesten Olvidbeeren-Sprudel hat Kitai Lechnoir. Das ist der mit dem Spitzbart.« Er winkte zur Bude hin, worauf die kugelrunde Gestalt hinter der Theke sich übertrieben diensteifrig verneigte.
    Während Tamra aß und trank - Wilbur hatte nicht zu viel versprochen -, klärte er sie über die verschiedenen Läden am Marktplatz auf. Da gab es Gewand, dort Musik- und Holochips, dieser Fleischer hatte nur zu Wochenbeginn frische Ware, jene Ärztin suchte man besser am Vormittag auf, weil sie später zu betrunken war...
    »Haben wir so gelebt?«, fragte Tamra leise. »Ich meine... Du weißt schon. Zu Hause. Auf Altera.«
    »Schwer zu sagen. Mein Gedächtnis trügt, denke ich. All die Pastillen, die uns die Heelghas verabreicht haben... Ich glaube, der alteranische Teil von Dekombor entspricht weniger der Realität als dem, was sich die Laren unter einem Menschlings-Dorf vorstellen. Idyllisch rückständig. Eine Ansiedlung originell unterentwickelter Eingeborener eines Hinterwäldler-Planeten.«
    Er zeigte mit dem Daumen nach oben. Etwa 30 Meter über ihnen schwebte ein Gleiter-Bus; Laren glotzten durch die entspiegelten Scheiben herunter. »Für die sind wir Halbwilde in ihrem natürlichen Lebensraum. Dekombor ist ein Freigehege, Tamra. Eine Menagerie, eine Attraktion für Touristen der Herrenrasse; ein Menschenzoo.«
    Wann er registrierte, dass er sich in sie verguckt hatte, und zwar gnaden- und rettungslos verschossen, hätte Wilbur später nicht mehr sagen können. Dafür war ihm die Aussichtslosigkeit seiner Liebe vollkommen bewusst. Tamra wollte nichts von

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