PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder
Schiffe erscheinen, morden und vernichten sie.« Der Techniker sah den Toten noch einmal an, seine blutleeren Lippen flüsterten Worte, die niemand verstand, dann richtete er sich auf. Er schwankte leicht, schüttelte benommen den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht.
»Sie sind Bestien!«, stieß er tonlos hervor. »Ich kenne nichts anderes als den Krieg gegen diese Teufel und unsere ständigen Rückzüge. Furcht. Entsetzen, sobald eines ihrer Würfelschiffe in der Nähe einer unserer Welten aus dem Zwischenraum fällt. Panik, wenn ihre Geschütze feuern. Der Tod ist immer gegenwärtig, und er holt sich jedes Jahr mehr von uns...« Mit den Handballen rieb er sich über die
Augen. Als er Rhodan gleich darauf anschaute, waren seine Augäpfel blutrot. »Wir brauchen Transformkanonen, Großadministrator! Wenn Altera nicht mit aller Macht zurückschlagen und ebenso kompromisslos wie diese Teufel vorgehen kann, gibt es bald keine Menschen mehr in Ambriador.«
»Wir haben keine Transformkanonen«, platzte Drover heraus. »Wir können auch keine beschaffen.«
Einer der Männer spuckte aus und fuhr sich verächtlich mit dem Handrücken über die Lippen. »Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus«, schimpfte er.
Besänftigend hob Rhodan die Hände. Sein Blick traf die Alteraner der Reihe nach, keinen ließ er aus, und es war ihm egal, ob sie sich unter dieser Musterung noch unbehaglicher fühlten. Von Kindheit an kannten sie Erzählungen über Perry Rhodan, über Mausbiber Gucky und das Mutantenkorps. Vielleicht hatten sie sich mehr Wissen und Erinnerungen bewahrt als der Durchschnittsterraner.
»Sind Sie inzwischen so weit, dass die Unterscheidung zwischen Freund und Feind unmöglich wird? Wenn das so ist, schaufeln sich die Alteraner ihr eigenes Grab.«
»Haben Sie Frau und Kinder verloren, Rhodan?«
»Ja.« Der Resident nickte schwer.
»Umgebracht, Großadministrator, nicht gestorben. Von wahnsinnig gewordenen Teufeln ausgelöscht.«
Da war der Schmerz wieder, den er seit Jahrhunderten überwunden glaubte. In Perry Rhodans Erinnerung gewann Thora neu Gestalt, die stolze und anfangs so unnahbare Arkonidin. Mit ihrem auf dem irdischen Mond notgelandeten Forschungskreuzer hatte der Weg der Menschheit erst richtig begonnen. Aber beinahe wäre mit Thomas Cardif, ihrem gemeinsamen Sohn, vieles ebenso schnell zu Ende gegangen. Thomas war ihm so ähnlich gewesen wie kein anderer und zugleich sein größter Widersacher. Rhodan dachte auch an Mory Abro, seine zweite Frau, an die Zwillinge Suzan und Michael. Wenigstens Mike trug ebenfalls einen Aktivatorchip, doch alle anderen ... tot, nicht mehr als Erinnerung, die ihn in den unmöglichsten Momenten überfiel. Wie Schlaglichter leuchteten die Bilder vor seinem inneren Auge auf, Freude und Leid so beängstigend dicht beieinander. Unsterblich zu sein und zugleich wie andere Menschen eine Familie zu haben, das erschien ihm oft genug unvereinbar.
»Sie haben nicht erlebt, dass Posbis Ihre Liebsten hinschlachteten. Mussten Sie zusehen, wie neben ihnen Ihre Frau im Strahlenschauer verbrennt, wie ihr Fleisch von den Knochen abfällt und ...« Qualvoll stieß der Alteraner seine Frage hervor. Mit bloßen Händen wollte er auf Drover losgehen, doch ihm fehlte die Kraft. Er taumelte, brach fast zusammen, bevor er den Posbi erreichte, und dann hielten ihn zwei seiner Gefährten zurück.
Diese Menschen waren halbe Wracks. Mondras Blick verriet Rhodan, dass sie genauso dachte wie er. An Bord einer Posbi-BOX zu schuften, brachte sie an den Rand der Belastbarkeit. Überall trafen sie auf Posbis und mussten bei jeder Begegnung argwöhnen, dass sie die Mörder von Familienangehörigen und Freunden vor sich hatten.
»Es geht weiter!«, sagte Captain Olexa schneidend. »Das Imperium kann sich Trauer nicht leisten, sonst wird der Tod bald allgegenwärtig sein. Ich erwarte, dass die Überreste des Umsetzers so schnell wie möglich auf Spuren untersucht werden.« Er winkte vier der Techniker zu sich heran. »Sie sind bis auf weiteres von allen anderen Aufgaben entbunden; was unaufschiebbar ist, wird delegiert. Ich verlange eine Analyse sämtlicher Messprotokolle, und sollten sie noch so spärlich sein. Vorher Infrarotaufnahmen, selbst dann, wenn die Explosion vermeintlich alle Wärmeabdrücke verwischt hat.« Er wandte sich an Rhodan. »Kann uns der Lare weiterhelfen?«
»Sie glauben, der Vorfall wurde inszeniert, Captain?«, wandte Mondra ein.
Telemach Olexa
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