PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder
eine Handbreit über dem Horizont und würde nicht einmal während der Nacht völlig verschwinden; die kleine grüne Sonne hingegen senkte sich im schnellen Lauf aus dem Zenit herab.
»Das müssen wir feiern ... Die drei Sternenbrüder, Tafdy, heute Abend?«
»Du willst in das beste Haus am Platz? Dad, das muss wirklich nicht... «
Ein Kuss auf die Stirn ließ ihren Protest verstummen.
Die drei Sternenbrüder - der Name war Geschichte wie so vieles im Imperium und zeigte, dass die Menschen in Ambriador sich nie wirklich von der Heimat ihrer Vorfahren gelöst hatten. Manchmal träumte Matio von einer majestätischen Flotte. Eines Tages würden Kugelraumschiffe aus dem Linearraum hervorbrechen, gewaltige Kolosse wie einst die CREST III, das Flaggschiff der Solaren Flotte während des Vorstoßes nach Andromeda. Zweieinhalb Kilometer durchmessend. Jedes Kind kannte diese Giganten, gegen die sich sogar die eigenen Schlachtschiffe wie Beiboote ausnehmen mussten. Die alten Bildkonserven, oft genug restauriert und in ihrer Authentizität längst angezweifelt, wurden von den wichtigen Holo-vid-Sendern in schöner Regelmäßigkeit hervorgekramt. Stets folgten endlose Diskussionen über Transformkanonen und strategische Vergeltungsschläge, die niemand mehr hören wollte. Weil die Wirklichkeit eben nicht auf Bildfolien zurechtgeschnitten wurde, sondern eigenen Gesetzen gehorchte. Sie war, fand Matio, grausam.
Eines Tages, das redete er sich mit ebensolcher Hartnäckigkeit ein, würde Perry Rhodan nach Ambriador kommen. Alle Schulungsdateien sagten, dass der Großadministrator des Solaren Imperiums niemals Menschen im Stich gelassen hatte.
Das Problem war nur, dass in der Milchstraße niemand von der Existenz einer Millionen Lichtjahre entfernten menschlichen Zivilisation wusste.
Matio Candiz schob die Sauerstoffmaske beiseite. Da seine Erregung ohnehin abflaute, stabilisierte sich der Kreislauf rasch. Vorübergehend hatte er nach seinem schlechten Schlaf wirklich nicht mehr gewusst, wo er sich befand.
Im fahlgrünen Schimmer der auf chemischer Basis arbeitenden Lichtfolie sah er Yu Taos Mandelaugen auf sich gerichtet. Sie fragte sich, ob er körperlich durchhalten würde, das sah er ihr an. Matio Candiz verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Ein Zurück gab es ohnehin für keinen von ihnen.
Eine Handspanne über ihm hing die Quertraverse der Zylinderverankerung. In ihr verlief die Hauptenergiezufuhr. Sobald das Aggregat in Betrieb ging, würde die freiwerdende Strahlung selbst die kleinste Mikrobe in der Vorkammer verglühen.
Ärgerlich auf sich selbst wegen dieser Gedanken wälzte Candiz sich herum. Er wollte seine winzigen Spiegelbilder in der Hammerschlagbeschichtung nicht länger sehen. Tausendfach verzerrt grinsten sie ihn an, diese abgemagerten Fratzen mit ihren tief in den Höhlen liegenden Augen. Vor einigen Monaten hatte er noch auf sein Äußeres geachtet, mittlerweile waren ihm sogar die schweren und blutunterlaufenen Tränensäcke egal.
Ungewöhnlich lange ruhte Yu Taos Blick auf ihm.
»Schon gut«, knurrte er. »Ich habe miserabel geträumt.«
»Von Tafdy?«
Sein Schweigen sagte mehr als jede Antwort.
»Wann werden die ersten Konverter ausgetauscht?« Yu Tao wechselte das Thema.
Ponffo, der jüngste von ihnen, stemmte seine Fäuste gegen die Vorkammerverkleidung. Er mochte es nicht, zur Untätigkeit verurteilt zu sein.
»Nach spätestens tausendfünfhundert Lichtjahren ist jede Kristallschicht ausgebrannt«, antwortete der Legionär.
Er war so alt wie Tafdy, ging es Candiz durch den Kopf, aber er konnte jedes Raumschiff auseinandernehmen und eigenhändig wieder zusammensetzen. Zumindest hatte Administrator Ho einen solchen Ausspruch getan.
»Wenn wir Pech haben, gibt es schon nach wenigen hundert Lichtjahren Auswechslungsbedarf. Welchen Konverter sie holen werden ...« Ponffo zuckte mit den Schultern.
Yu Tao, die in der Legion Alter-X einen hohen Rang bekleidete, schwieg dazu. Ihr Blick folgte dem kleinen Käfer, der von der Facettenwand auf die Traverse wechselte und für Sekundenbruchteile die Flügeldecken öffnete. Dann hatte er festen Halt und lief kopfunter weiter. Seine Fühlerbüschel zitterten, als Yu Taos Finger seinen Weg versperrten. Er wich zur Seite aus, über eine violette Markierung hinweg, und nahezu gleichzeitig verfärbte er sich, passte sich seiner Umgebung zwar nicht hundertprozentig an, doch Matio Candiz musste zweimal hinsehen, bevor er die Bewegung wieder
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