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PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder

PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder

Titel: PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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wirst du das erkennen. Ich hoffe es für dich.«
    Endlich hatte er den Sinn ihrer Worte verstanden. Oft war er nahe daran gewesen, die wenigen Blätter in den Konverter zu werfen, doch aus irgendeinem Grund hatte er es nie fertiggebracht. Mühsam hatte er manches entziffert, wenn auch längst nicht alles. Es war ein Buch von der Liebe, von gewaltsamem Tod und Vergeltung, das, von seiner uralt anmutenden Sprache abgesehen, ebenso gut dieser Tage hätte geschrieben werden können. Es war die Geschichte des Retters, der sich für seine Brüder und Schwestern opferte. Nachdem zuvor ein Bruder den anderen erschlagen hatte und sogar Neugeborene von ihren Feinden getötet worden waren.
    In dem Moment wandte der Lare in der Projektion den Kopf und starrte ihn an. Nur kurz, doch Matio Candiz fühlte erneut die sengende Hitze, die ihm den Atem raubte und seinen Oberkörper verbrannte.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn...
    »Meine Güte, Tafdy, lass dich anschauen!« Er spitzte die Lippen und nickte zufrieden. »Wie eine junge Göttin siehst du aus; mich werden heute Abend alle beneiden.«
    Seine Tochter hatte ihr Haar im Nacken zusammengerafft und aufgesteckt. Ein verborgenes Antigravplättchen sorgte für die lok-kere Fülle, dieses Emporsteigen und nach außen hin gleichmäßige Auseinanderfallen wie eine schäumende Fontäne. Dazu der Traum von einem Kleid. Bodenlang, in vier gewölbten Bahnen, blütenförmig und hochgeschlossen mit einem geschwungenen Stehkragen. Matio wusste sofort, dass Thora ebenfalls zu diesem Kleid gegriffen hätte. Für ihn würde der Abend folglich auch eine Reise in die Vergangenheit werden.
    Sie benutzten den gläsernen Lift an der Außenfassade. Die rote Sonne war zu mehr als zwei Dritteln hinter dem Horizont versunken. Was von diesem Stern noch zu sehen war, wirkte aber unglaublich imposant. Matio hätte nicht zu sagen vermocht, ob die dichten Luftschichten optische Täuschungen hervorriefen, er hatte jedenfalls den Eindruck, Bogenprotuberanzen erkennen zu können. Sie mussten gewaltig sein, größer als jeder Planet des Systems. Die andere Sonne würde in wenigen Stunden, kurz nach Mitternacht, wieder im Südosten aufgehen.
    Der Weg tangierte die gepflegte Parklandschaft und führte ein kurzes Stück an dem weit Ins Land hineinreichenden Meeresarm vorbei. Eine frische Brise ließ das Wasser kabbelig erscheinen. In das allgegenwärtige Säuseln mischte sich ein fernes Grollen wie von einem aufziehenden Gewitter.
    Tafdys Kleid verfärbte sich regenbogenfarben. Das Gewebe kompensierte die leicht sinkende Temperatur.
    Da war es wieder, dieses dumpf rollende Geräusch. Es kam über das Meer und brach sich an der Silhouette der Stadt. Matio glaubte sogar zu spüren, dass die Atmosphäre vibrierte.
    »Die Wetterkontrolle hätte ein solches Gewitter angekündigt.« Er seufzte. »Wahrscheinlich irgendein verrückter Schiffskapitän, der nicht schnell genug runterkommen kann.«
    Der Wind wurde stärker. Feine Gischt wehte heran. Tafdy fröstelte. Obwohl sie weitergehen wollte, sah Matio noch einmal aufs Meer hinaus.
    Der Himmel hatte sich während der letzten Stunde zugezogen und glühte bis weit über den Zenit hinaus im permanenten Abendrot. Die wenigen Stellen, an denen die Wolkenbänke auffaserten, ließen keine Sterne erkennen.
    »Was ist, Dad? Ich habe wenig Lust, hier nass zu werden.« Tafdy lachte, machte einige Schritte, blieb aber wieder stehen. »Hast du vergessen, den Tisch zu reservieren, oder warum zögerst du? Nun komm schon!«
    Das Grollen war lauter geworden, und es hatte ein Echo bekommen, das sich innerhalb weniger Augenblicke zum ohrenbetäubenden Dröhnen aufschaukelte. Im Stadtgebiet wurden Akustikfelder aktiv, eine Stimme war zu hören, nur blieb unverständlich, was sie sagte.
    Auch Tafdy blickte nun wie gebannt in die Höhe.
    Als die Wolken aufrissen, flammte der erste Blitz auf. Nicht vielfach verästelt und von beinahe filigraner Schönheit, sondern eine grelle Glutbahn. Wo sie den Boden berührte, loderten Gebäude wie Fackeln auf.
    Weitere Blitze fraßen sich durch die Stadt. Infernalischer Lärm lag plötzlich in der Luft. Eine Feuerwoge flutete alles verbrennend die Straßen entlang.
    »Weg hier!«, brüllte Matio. Er riss seine Tochter mit sich, zerrte sie hinter sich her, ohne darauf zu achten, ob sie Schritt halten konnte. Dass sie schrie, hörte er nicht. Er schrie selbst.
    Weg aus der Nähe der Stadt, am besten hinüber zum anderen Ufer, falls es überhaupt noch einen Ort

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