PR Posbi-Krieg 04 - Der Milliardenmörder
von jedem für machbar gehalten.
Jeder hatte gespürt, dass eine ungeheure Anspannung gewichen war.
Und morgen würde, sofern es keinen Zwischenfall mehr gab, BOX-1122-UM an den Koordinaten von Orombo aus dem Linearraum fallen. Und dann ... Unwillig schüttelte Mondra den Kopf. Was immer sie vorfinden würden, sie mussten sich nach den Gegebenheiten richten.
Sie erreichte den ersten Posbi. Ein Kampfroboter wie jene am Zentraleschott, nur war in ihm nicht ein Hauch von Energie. Der Witzbold mit der Farbe entpuppte sich als verhinderter Künstler. Er hatte dem klobigen Posbi nicht nur rote Hörner aufgesprüht und ihm einen schwarzen Klumpfuß verpasst, er hatte ihm auch einen richtig drahtigen Schwanz angeheftet, der im Schritt nach vorn gebogen war und sich mehrfach um eines der Beine wand.
Immerhin erstarrten die Alteraner nicht in ohnmächtiger Furcht vor den Maschinenteufeln.
Der zweite Posbi war auf ähnliche Weise drapiert. Sein kantiges Kinn wurde sogar von einem Ziegenbart verziert.
Millionen Tote hatte dieser Krieg schon gefordert. Aber anders als mit solchem Spott, der den Gegner greifbar machte und ihn vom Podest der Übermächtigkeit herabholte, waren die Angriffe der Fragmentraumer wohl nicht mehr zu ertragen.
Morgen werden wir erfahren, ob wir mit diesen Teufeln richtig umzugehen verstehen, dachte Mondra bitter.
Sie tauchte ein in die kleine Welt der Feiernden, die so gar nichts mehr mit der gefühlten Kälte des Fragmentraumers zu tun hatte.
Hier hatten Tod, Leid und beklemmende Erinnerungen für kurze Zeit ihre Macht verloren.
Mondra blieb kurz stehen und versuchte, sich in dem Stimmengewirr und der Musik zu orientieren. Die Beleuchtung war manipuliert worden, das Licht hatte etwas von der Stimmung eines schönen Sonnenuntergangs, Im Hintergrund erklang sogar Brandungsrauschen.
Bevor sie sich versah, fühlte sie sich von hinten an den Armen gepackt und herumgezerrt. Ein bulliger Raumsoldat hatte geglaubt, sie an sich ziehen zu müssen, doch ebenso schnell bemerkte er seinen Irrtum.
»Verzeihung, Mrs. Diamond«, ächzte er. »Ich dachte ... ich meinte...« Immer noch hielt er ihre Arme fest.
»Sie dürfen Ihre Hände ruhig wieder wegnehmen, Sergeant! Ich bin nur hier, um mich umzusehen.« Mondra nickte knapp, als ihr Gegenüber endlich losließ. Im Herumdrehen entdeckte sie Nano Aluminiumgärtner. Der Posbi schaute ihr aus hell leuchtenden Mul-ti-Sensorflächen entgegen. Seine heruntergezogenen Mundwinkel verliehen ihm in dieser Umgebung ein unendlich trauriges Aussehen. Allerdings stand Nano fast auf der anderen Seite des Raums, und zwischen ihnen drängten sich etliche Alteraner. Mondra beachtete ihn nicht weiter.
Sie schätzte, dass sich an die sechzig Männer und Frauen eingefunden hatten. Ihr Stimmengewirr wurde von keinen Akustikfeldern kanalisiert.
Mondra schritt über festgetretenen Sand, auf dem sanfte Wellen ausliefen, auf eine Reihe von Dünen zu. Weiter im Hintergrund erhoben sich die Gipfel eines Karstgebirges, das von der untergehenden Sonne kaum noch angeleuchtet wurde. Die künstliche Abendstimmung wurde mit jeder Minute deutlicher.
Suchend sah sie um sich. Zu ihrer Rechten, in dem Bereich, in dem sie eben Nano gesehen hatte, wucherte nun dichter Dschungel empor. Das üppige Grün der Baumkronen zog sich bis halb über die hohe Hallendecke. Ein Schwarm bunt gefiederter exotischer Vögel stob krächzend auf.
Die holographischen Szenarien wirkten echt, solange man sie nur oberflächlich betrachtete. Wer die erforderlichen Programmschablonen an Bord gebracht hatte, sah Mondra im Grunde als unerheblich an. Zumindest gab es jemanden, der daran gedacht hatte.
Tischgruppen - dieselben einfachen Plastikmöbel wie in ihrer Kabine - waren überall verteilt. Mondra ließ sich an einem freien Tisch nieder.
Mehrere Paare tanzten. Sofern dieses gegenseitige Berühren und Verbiegen der Gliedmaßen tatsächlich als Tanz bezeichnet werden konnte.
Ein Techniker kam auf sie zu, stellte ihr einen gefüllten Becher auf den Tisch und eilte weiter. Feurig heiß, aber keineswegs unangenehm, rann der erste Schluck durch Mondras Kehle. Sie spürte, dass die leichte Müdigkeit von ihr abfiel.
Die Melodie, die jetzt erklang, kannte sie. Reginald Bull hatte hin und wieder dieses Lied gesummt. »Uralt«, entsann sie sich seiner Behauptung. »Komponiert, als Perry und ich noch lange nicht an interstellare Raumfahrt dachten. Hätte uns zu dem Zeitpunkt jemand erklären wollen, welche Fülle
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