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PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

Titel: PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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dann eben nicht. Tawe durchwanderte die Nebenräume und Gänge. Er hatte sich in der Bibliothek bisher kaum aufgehalten. Da die Leiter einem gern aus disziplinarischen Gründen einen Bibliotheksdienst aufdrückten, verspürten die wenigsten Jungforscher den Drang, zur Abwechslung einmal das Gebäude zu erforschen.
    Die Bibliothek, das war einfach nur der Ort, an dem die ganzen Bücher landeten, die man während des Unterrichts und der Arbeit im Imago-Saal vollkritzeln musste. Seiten um Seiten mühseliger, unbeholfener, sich ewig wiederholender Kritzeleien ... nur für den Fall, dass die Ober-Denker einmal nachgewiesen haben wollten, was die Forscher eigentlich Tag und Nacht taten, wenn doch die 37 immer und immer noch ausstand. Nicht zu fassen.
    Als Tawe unvermittelt in den Raum mit dem künstlichen Baum trat, war der Schrecken so groß, dass seine Glieder erstarrten.
    Der Baum! Hier hatten die Forscher ihn... nein, sie, damals war er noch eine Frau gewesen ... hier hatten die Forscher sie gehabt, kurz bevor Tawe der Ruf in die Fabrik ereilte.
    Der Baum. Der Ort seiner ersten, noch nicht als solche erkennbaren Demütigung. Die gemauerten, gegossenen, gehauenen Äste verzweigten sich hoch oben, wo durch Fensteröffnungen unter dem Dach das Sonnenlicht hereindrang.
    Ob die diesmal wieder eine Kandidatin hier hereinholten?
    Langsam ging Tawe unter dem Baum hindurch, umkreiste den von der Zeit geschwärzten Stamm, befühlerte die kalten, krümeligen Feuerschalen an den Wänden.
    In ihm stieg eine wahnsinnige Wut empor. Seine Brustbeine zitterten, wenn er nur an den Tag dachte, an dem er hier gewesen war ... die auflodernden Flammen, das Flüstern der Männer, heiser und wie ein Gesang. Tawe. Tawe tla Mouuach. Er hätte töten können in diesem Moment.
    Plötzlich sprach ihn jemand an. »Ach, Tawe? Möchtest du dich den Leibesübungen widmen?« Es war der alte Pokou.
    »Leibesübungen?« Tawe ließ die Augenfühler durch die Mandi-beln laufen, um sich zu sammeln.
    »Ja. Einst hing man dem Irrglauben an, dass es sich lohne, nicht nur den Geist zu üben, sondern auch den Leib. Also errichtete man diesen Trimm-Baum. Er eipet sich, den Schriften zufolge, für die sieben mal sieben goldenen Haltungen, wie man das damals nannte.«
    Tawe konnte nichts sagen. Seine Stimme machte nicht mit. Er räusperte sich. »Einst? Damals? Dann wird dieser Raum nicht mehr benutzt?«
    »Schon lange nicht mehr«, sagte der Alte und winkte mit einem seiner zerfransten Brustbeine ab. Ein Stück loser Schale baumelte nach. »Er ist kaum mehr als ein Artefakt. Ich kann mich erinnern, als ich jung war, da gab es noch einen Forschungsleiter, einen bis nahezu an die Lächerlichkeit hochbetagten Mann, der hier seine Übungen machte. Er war der Einzige. Der Letzte.«
    »Ich dachte...« Tawes Gedanken rasten.»... hier würden heutzutage andere Übungen gemacht.«
    »Was für andere Übungen denn?« Der Alte kroch halb um den Stamm herum.
    »Ich weiß nicht. Übungen eben.« »Unsinn! Davon wüsste ich als Erster Rat doch.«
    »Dann ist es wohl nur eine Geschichte gewesen, eine kleine Angeberei unter Jungforschern«, sagte Tawe leichthin. Es fiel ihm jedoch schwer. Dann hatten die ihn zur Zeit der letzten Hitze heimlich hier hereingeholt? Hereingeschmuggelt?
    »Was für eine Geschichte denn?«, fragte der Alte.
    »Ach, eine Geschichte halt.« Tawe gab ein Lachen von sich. »Jungforscherunsinn, oh Chef und großer Kollege, weiter nichts. Beachte mein Geplapper gar nicht weiter.«
    »So? Hm. Na schön.« Pokou scheuchte ihn mit wedelnden Brustbeinen von dem Baum weg. »Was willst du überhaupt hier?«
    »Dich fragen, was ich als Nächstes tun darf«, gab Tawe sich treuherzig. »Wo doch gerade kein regulärer Unterricht stattfindet.«
    »Mich fragen! Hast du keinen eigenen Kopf? Denk dir selbst etwas aus! Mich fragen, also wirklich!« Der Alte humpelte davon.
    Tawe spazierte gemütlich hinterdrein. »Ich habe mir ja etwas ausgedacht. Ich könnte euch assistieren. Dem Forschungsrat.«
    Pokou blieb abrupt stehen. »Du? Ausgerechnet du? Vor nicht allzu langer Zeit wolltest du noch weglaufen.«
    »Jetzt will ich mich aber einbringen«, sagte Tawe. »Wo ich doch sowieso nicht von hier wegkomme. Und ich habe Ideen. Sicher keine besonders guten, klar. Ich bin ja noch jung. Aber ich dachte ...«Tawe brach ab.
    Der Alte hatte die Fühler gespreizt. »Was für Ideen denn?«
    »Nun, ich dachte, wir könnten doch zum Beispiel die Frauen hierher holen, anstatt dass alle

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