PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
Durcheinander, das einen Menschen beim bloßen Zusehen schwindelig werden ließ. Flugfähige Posbis schwirrten durch die Luft wie Myriaden von Insekten. Gigantische Bahnen bewegten sich pulsend durch die Stadtlandschaft, Transportröhren vielleicht Bauwerke schienen aus dem Boden gewachsen zu sein wie riesenhafte Kristalle, gegeneinander verkantet, hervorgewuchtet wie Pilze, nur dass sie keine organischen Formen besaßen.
»Was für eine gigantische Ausdehnung«, sagte Schroeder rau. »Bist du dort schon gewesen?«
»Ja. Aber lange habe ich es nicht ausgehalten. Ich bin bald wahnsinnig geworden da unten. Ich habe mich gefühlt wie in einem Alptraum, wie im Bauch der Mutter aller Maschinenteufel.«
»Ist nicht weiter schlimm«, sagte Schroeder. »Darum kann ich mich ja bei Gelegenheit kümmern.«
Er musste über sich selbst grinsen. Ein Gefühl von Kraft hatte sich bei Tamras Worten in ihm breitgemacht. Er hatte eine Möglichkeit aufgetan, mit ihr gleichzuziehen.
Ich wusste gar nicht, dass ich ein Macho bin.
Weit, weit hinten in der Stadt stieg ein schwarzer, zerklüfteter Würfel in den Himmel auf. Als er über die Berge hinaus war, gleißte eine seiner Seiten auf. Es musste sich um eine Spiegelung des Sonnenlichts handeln.
»Ein Fragmentraumer«, sagte Schroeder. »Sieh an. Da kann ein Raumhafen nicht fern sein. Gut zu wissen.« Er sah sich um. »Wo ist denn nun diese Kelosker-Siedlung?«
In bequemen fünf Metern Höhe ging es leicht abwärts über die Hänge, immer einem sich dahinschlängelnden Trampelpfad nach. Ihm fiel erst jetzt auf, dass jeder Quadratzentimeter des Geländes bewachsen, ja überwuchert war. Grasteppiche sträubten sich moosdicht auf kugeligen Formen, die wohl Felsen waren.
An manchen Stellen wölbten sich brückenartige Bäume auf, zum Teil ließen sich die Bögen sogar durchfliegen. In den Schatten wucherten Pilze, manche waren so groß wie Kinderköpfe.
Schroeder registrierte mit einem Stutzen, dass die Vegetation und die Stadt der Posbis sich in ihrer Üppigkeit ähnelten. Passten sich auch Posbis ihrer Umgebung an?
Dagegen sprach, dass ja auch ihre Fragmentraumer wie eine Ausgeburt des Chaos wirkten.
Interessant war es trotzdem.
»Dort drüben«, sagte Tamra unvermittelt. »Schau.«
Sie schwebte über einer Klamm. Auf der anderen Seite der überwucherten, dunklen Schlucht öffnete sich ein leicht konkaves Hochtal. Schroeder sah Bergwiesen, auf denen nichts nach Viehwirtschaft aussah. Und weiter hinten Hütten.
Er aktivierte die Fernsicht. Das waren Lehmhütten. Primitiver ging es in der Tat kaum. Schmale, ausgetretene Pfade verbanden die Hütten. Kein Asphalt, keine Gehwege, nichts.
Einfach nur ein paar Dutzend Hütten, wirr in die Landschaft geklatscht, und dort hinten...
Ein groteskes Geschöpf wankte auf vier Stummelbeinen zwischen einigen Hütten dahin. Sein tonnenförmiger Rumpf war von einer Lederhaut überzogen, und es hatte noch ein drittes Gliedmaßenpaar. Die Tentakel endeten in zweigeteilten Greiflappen. Der unförmige Kopf nahm fast die Hälfte der Schulterbreite ein, die Augen waren so riesig und schief, als hätte ein Kind sie gemalt. Oben auf dem haarlosen Schädel waren Auswüchse zu sehen, unregelmäßige Wülste.
Paranormhöcker, dachte Schroeder. Wie in den alten Dokus. Ich fasse es nicht.
»Die sehen aus, wie ein Kind ein freundliches Monster malen würde«, sagte Tamra neben ihm.
Schroeder schnaubte. Und nickte. »So etwas Ähnliches habe ich auch gerade gedacht.«
»Und? Sind es Kelosker?«
»Nichts anderes.«
»Aber sie sind nackt«, sagte Tamra.
»Du meinst, sie sollten sich lieber in wallende Gewänder hüllen wie die Philosophen des terranischen Altertums?«
Tamra sagte nichts. Vielleicht wusste sie nicht, wovon er sprach.
»Der Kosmos ist groß. Warum sollte darin kein Platz sein für ein Volk mathematisch hochbegabter Nudisten? Komm.« Schroeder setzte über den Dschungel in der Schlucht hinweg.
Fünfzehn
Es dauerte seine Zeit, bis Tawes Verzweiflung still wurde. Sie versuchte zu fliehen. Sie verweigerte sich den Abläufen in der Fabrik. Nichts davon gelang. Um kein Forscher zu werden, hätte sie den Freitod wählen müssen. Aber Adilai hatte gesagt, sie würde auf sie warten. Wie konnte Tawe da ernsthaft sterben wollen?
Und dann, eines Nachts oder eines Tages - es war egal, weil sich ihr Lebensrhythmus bereits umstellte -, war sie ein Mann. Grobporig. Larvenlos. Groß und stark und gebrochen.
Und die Forschungsleiter waren
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