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PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik

Titel: PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Böhmert
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ausgerichtet!«
    Wieder glaubte er, ihr Lachen zu hören, über den tieferen Stimmen von Männern.
    Von Männern! Tawe sprang so schnell auf, dass er die Wand hinunterfiel und beim Sichabrollen in ein Regal krachte. Kurz tanzten Funken vor ihm in der Dunkelheit, dann war er wieder klar. Adilai! Sie war hier! In der Fabrik!
    Tawe zog die Augen ein und tastete sich, so schnell er konnte, zu dem Saal mit dem alten Trimmbaum. Bevor er die Tür erreichte, bremste er ab. Was sollte er als Jungforscher ausrichten gegen eine Horde ranghöherer, stärkerer Männer? Außerdem war Adilai sicher freiwillig da, genau wie er damals.
    »Adilai!«, hörte er den brummenden, rauen Gesang aus dem Trimmraum. »Adilai tla Dadié!«
    Der Widerschein von Hammen spielte auf dem Boden vor der offenen Tür.
    Tawe eilte die Wand hinauf und an die Oberkante der Tür. Als er die Fühler über den Rand schob, zogen seine Augen sich wie von selbst in die Röhren zurück. Nein! Er konnte es nicht! Er konnte es nicht mit ansehen!
    Wie wahnsinnig lief er an der Wand hin und her, während er den Gesang hörte, den Gesang!
    Als Adilai, seine Adilai trillernd lachte, hatte er das Gefühl, dass etwas in ihm zerriss.
    Mit Männern ist es doch bloß Sex, Tawe. Das zählt doch nicht.
    Aber denen ging es nicht um Sex. Denen ging es um etwas anderes, wie Tawe schmerzhaft am eigenen Leib, an eigener Seele erfahren hatte. Denen ging es um Psycho-Spielchen, um Demütigung.
    »Bitte nach dir, ehrwürdiger Kollege«, hörte er Lamriés Stimme über die Gesänge hinweg.
    Er biss sich auf ein Ohr, dass es knackte.
    Worum ging es? Worum ging es denen?
    Er war so angespannt, dass er erst nach einem Moment merkte, dass er keine Luft mehr bekam. Einen Atemzug später kam der Schmerz. Scharf, sengend.
    Er hatte sich, ohne es zu merken, ein Bein ausgerissen.
    Der Schmerz machte ihn klar im Kopf.
    Natürlich ging es wieder um Demütigung. Adilai in die Fabrik zu bringen ... das war zunächst einmal gegen ihn gerichtet. Vielleicht auch gegen Adilai - falls sie vorhatten, als Nächstes ausgerechnet
    seine Liebste in die Fabrik zu rufen...
    »Nein«, flüsterte Tawe. »Nein, das ist Unsinn. Das machen sie nicht.« Adilai war schön, liebreizend, klug, war alles... aber ein Psi-Talent war sie nicht.
    Und wenn sie es doch vorhatten? Nur, um ihn zu quälen? Weil sie neidisch waren? Oder sonstwie verdreht?
    Ehrwürdiger Kollege, hatte Lamrié gesagt. Das war die Anrede für ein Mitglied des Forschungsrats.
    Mitglieder des Forschungsrats beteiligten sich nicht mehr an der Fortpflanzung. Sie waren dazu gar nicht mehr in der Lage. Es handelte sich beim Rat um die Versammlung der verdientesten, vor allem aber der ältesten Imago-Forscher, um eine Einrichtung, die buchstäblich seit Anbeginn der Zeiten für die Geschicke der Psi-Fabrik verantwortlich war.
    Was war das dort in diesem Trimmraum für eine merkwürdige Gemeinschaft, verdammt nochmal?
    Er musste gucken gehen. Er musste!
    Reiß dich zusammen, dachte er. Reiß dich zusammen und guck, jetzt um diese Tür herum.
    So schlimm konnte es ja nicht sein. Er hatte es ja selbst einmal miterlebt.
    Tawe tat es. Er riss sich zusammen. Und als er um die Tür herumsah, als er sah, was sich in der Krone des uralten künstlichen Baums abspielte, verlor er für einen Moment den Verstand.
    »Du verstehst dich von Hitze zu Hitze mehr darauf, uns ein Fest auszurichten, junger Kollege!«, sagte ein Forschungsrat, der kaum noch Mandibeln im Mund hatte, so abgeschliffen waren sie von der Zeit.
    »Danke, großer Kollege.« Lamrié zog sich zurück. »Aber entschuldige mich bitte, ich habe da etwas gehört.«
    Lamrié lief den Baum hinunter und auf den Gang hinaus. Er richtete sich fühlernd auf.
    Nichts. Dabei hätte er schwören können, einen fernen Schrei gehört zu haben.
    Er wollte gerade wieder in den Trimmraum zurückkehren, da bemerkte er etwas in den Schatten. Er befühlerte es. Es war ein Beinknochen.
    Welcher Neumann hat denn da wieder seinen Dreck nicht aufgeräumt?, dachte er. Zu klein gewordene Knochenhülsen gehören in den Schredder...
    Er würde seinen Schülern einmal wieder einen Vortrag über Kompostierung halten müssen.
    Dann fiel ihm ein, dass sie derzeit gar keine Neumänner in der Fabrik hatten. Der letzte Ruf war viel zu lange her.
    Er tippte das Bein an. Es war zu schwer. Das war nicht bloß ein Knochen. Da war noch Muskelmasse drin. Fleisch.
    Lamrié hob das Bein auf und roch daran. Frisch. Er ging zurück unter den

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