PR Posbi-Krieg 06 - Die Schöpfungsmaschine
zur anderen zu wechseln und zwei Körper zusammenzufügen. Jahre verbrachte er damit, die neuen Möglichkeiten auszuloten, die sich ihm damit boten.
Und er machte Entdeckungen. Schon bald stellte er fest, dass er und der Steuermann nicht allein an Bord TRAGTDORONS waren. Es gab tatsächlich eine Besatzung.
Sie bestand aus Wesen, die allesamt aussahen wie Raul Gonduc.
Allerdings waren sie bei Weitem nicht so intelligent wie der Steuermann. Sie sprachen kein Wort, nahmen Vhatom nicht einmal zur Kenntnis. Stumm und zielstrebig gingen sie ihrer Tätigkeit nach, die hauptsächlich in Wartungsarbeiten bestand. Folgten sie vielleicht irgendeinem Programm7. Waren es gar keine Lebewesen, sondern Roboter wie er?
Aber das würde bedeuten . dann wäre auch Raul Gonduc kein Lebewesen. Und das war unmöglich. Wie hätte ein Roboter Zorn über eine Entscheidung Cairols aufbringen können, welche auch immer das sein mochte?
Andererseits . zeigte nicht auch der Roboter der Kosmokraten Gefühle?
Vhatom versuchte es immer wieder, doch es gelang ihm nicht, irgendeinen Kontakt mit den Arbeitern herzustellen. Auch an ihnen verlor er bald wieder das Interesse, denn er stieß auf andere, viel bedeutendere Bestandteile TRAGTDORONS.
Wie etwa auf die Lebensträger.
Die Biophoren.
Sie lagerten in nicht einmal besonders großen, zylindrischen Behältern, immer 100 in einer Reihe, Reihe neben Reihe, Reihe neben Reihe. Waren es Tausende, Zehntausende oder Hunderttausende?
Wissen floss in ihn. Biophore entsprachen hyperenergetisch dem, was man als Lebensenergie bezeichnen konnte. Sie traten als On-und Noon-Quanten auf. Dabei war das On-Quant die hyperenergetische Entsprechung der Lebensenergie, das Noon-Quant das fünfdimensionale Äquivalent der Intelligentifizierbarkeit. Während das On-Quant, einmal in den Normalraum entlassen, Leben erzeugen konnte, vermochte das Noon-Quant den Grundstock organischer Intelligenz zu legen.
Vhatom hatte gewusst, dass TRAGTDORON Biophore mit sich führte, um Leben zu säen und ihm Intelligenz zu verleihen. Er wusste auch, dass die Biophore in ihren Behältern in einem simulierten
Hyperraum untergebracht waren. Ihre Neigung, mit jeder Art von Materie zu reagieren, also auch mit primitiven Nebensystemen, machte sie zu einer existenziellen Bedrohung der näheren Umgebung. Er wusste im Prinzip alles, was an Bord der dematerialisierten Aggregat-Sphären geschah. Aber erst jetzt, als er vor den Behältern stand, bemerkte er, dass eins dieser Gebilde offensichtlich schadhaft war und Biophore in kleinen Mengen austraten.
Im ersten Moment überkam ihn Panik.
Panik, weil seine Auffassung von seiner Verbindung mit den Sphären offensichtlich falsch war. Er war TRAGTDORON, im Verbund mit dem Bordrechner, der aber anscheinend ein reiner Abakus war und ihn nicht einmal im Fall einer dermaßen krassen Fehlentwicklung von sich aus warnen konnte. Ihm wurde klar, dass er seine Aufgabe beträchtlich unterschätzt hatte. Er musste überall zugleich sein, um TRAGTDORON steuern zu können, und das war ihm bislang noch nicht gelungen. Das Verständnis, das er von seiner Aufgabe hatte, war bislang völlig unzureichend. Nach all diesen Jahrzehnten .
Panik, weil die aussickernden Biophore im Umkreis von fast einem Dutzend Lichtjahren zu einer Katastrophe ohnegleichen führen konnten.
Panik, weil er befürchtete, in Cairols Augen gescheitert zu sein, noch bevor er seine Aufgabe angetreten hatte. Was würde geschehen, wenn der Roboter der Kosmokraten ihn für unwürdig hielt? Würde Cairol ihn wieder in seine virtuellen Welten verbannen? Oder
gar abschalten!
Dann setzte sich langsam wieder die Vernunft durch. Nicht er war verantwortlich für TRAGTDORON, sondern Raul Gonduc. Ihm war noch immer nicht klar, wieso der alte Steuermann ihm mit solchem Hass begegnete, doch ... er sah hier eine gewisse Möglichkeit. Vielleicht konnte er dem unerbittlichen Nebenbuhler mit seinem neu gewonnenen Wissen eine Niederlage zufügen, von der er sich so schnell nicht erholen konnte?
Nein. Gonduc mochte ihn offensichtlich nicht, hatte ihm aber nichts getan. Das hatte der alte Steuermann nicht verdient. Viel besser wäre es, Gonduc zu informieren und auf diese Weise vielleicht
sein Vertrauen zu gewinnen.
Ein Gedankenimpuls genügte Vhatom, um Alarm zu geben.
Doch das Jaulen der Sirenen blieb aus.
Was ist passiert?, fragte sich Vhatom voller Schrecken. Ist TRAGTDORON bereits in Mitleidenschaft gezogen und schwer beschädigt worden? Er
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