PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
einmal hatte er es sehr eilig.
In der Tür drehte er sich nochmals um. »Du sagtest, dass der Generalgouverneur sein Rotes Imperium auch auf andere Teile des Universums ausdehnen will. Was meintest du damit?«
Erzbischöfin Suleima Laurentia III. summte ein Kinderlied und tat so, als wiege sie ein Baby in ihren Armen. Sie unterbrach kurz, ohne ihn anzublicken, und sagte: »Ist das denn nicht klar? Bavo Velines will die alte Heimat erobern. Die Milchstraße.«
38
Farashuu
Desre und Aunike waren langweilig geworden. Irgendwie erwachsen. Sie hatten einen seltsamen Geschmack für Mode entwickelt, redeten davon, wie gern sie sich schminken würden, oder wer mit wem etwas unternahm…
Sur-Paris ließ von Zeit zu Zeit ein unwilliges Grunzen aus seinem Rucksack hören. Er mochte keine anderen Präfidatinnen in seiner Nähe, und schon gar keine anderen Lini-Os.
Endlich kehrte Perry Rhodan von der Besprechung mit Bavo Velines zurück. Er wirkte bleich, müde und irgendwie auch ratlos.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Farashuu. »Wir haben noch zwei Stunden Zeit, bis wir uns mit Wiesel treffen. Soll ich ihn jetzt gleich ausfindig machen, damit wir nach SAMT-ACHT zurückkehren können?«
Der kleine Mann stellte sich sehr geschickt an. Er hatte ihre beiden Flüstergeister eingefangen und zerstört, wohl mit der Absicht, unbeobachtet Erkundigungen einziehen zu können. Sollte er es ruhig versuchen; er kannte sich in der Stadt nicht aus.
»Du würdest ihn finden?«
»Natürlich. Gib mir fünf Minuten.« Farashuu fand alles. Immer. Überall.
»Nein, warte! Bavo Velines meinte, du solltest mir einen Kiosk zeigen. Ich verstehe zwar nicht, warum…«
Farashuu klatschte in die Hände. »Toll! Ich war schon sooo lange nicht mehr in einem!« Sie verabschiedete sich von Desre und Aunike und versenkte sich für einen Augenblick in ihrer Quantronik. Per Gedankenbefehl ließ sie die Bewegungsmuster der sechseinhalb Millionen Leydener über die Stadt legen und suchte sich jenen Kiosk in der Nähe des Quaritas aus, der derzeit den geringsten Zulauf hatte.
»Sind nur ein paar Schritte«, sagte sie, »komm!« Farashuu nahm Rhodan an der Hand, verstärkte ein wenig den Druck und zog den Terraner übermütig hinter sich her.
Er stolperte, überrascht von ihrer Kraft, und fiel schwerfällig zu Boden. Für einen Augenblick hatte sie vergessen, dass sie es mit einem Erwachsenen zu tun hatte. Mit einem Normalo. Mit einem alten Mann aus einem fremden Universum.
»Willst du mir den Arm ausreißen?«, herrschte Rhodan sie an und putzte sich Staub von der Kleidung. »Ich habe gesehen, was du mit deinen Kräften ausrichten kannst. Du musst es mir nicht auch noch am eigenen Leib beweisen!«
»‘tschuldigung, Perry?« Farashuu fühlte, wie sie rot wurde. Die Symbionten umschwirrten ratlos ihr Gesicht und wussten nicht, wie sie gegen die Verfärbung vorgehen sollten. Feine Fühler strichen sanft über ihre Wangen und massierten einzelne Flächen. »Das wollte ich nicht.«
Sie brachte ihren erhitzten Gemütszustand unter Kontrolle. Die Quantronik half ihr dabei. Langsam, an Rhodans Tempovermögen angepasst, gingen sie weiter.
Wann war sie das letzte Mal in einem Kiosk gewesen? Eigentlich konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern. Damals war sie noch ein Kleinkind gewesen, ein Baby.
Doch ein paar Bilder waren hängen geblieben. Etwas, das an tief in ihr schlummernde Gefühle rührte.
»Da sind wir.« Farashuu deutete auf den Eingang des kubusförmigen Kiosk. Ringsum herrschte reges Treiben. Leydener kamen von ihren Sitzungen, noch erschöpft und leer wirkend, andere bereiteten sich darauf vor.
»In einem Kiosk verkauft man eigentlich Zeitschriften, Getränke und Rauchwaren, nicht wahr?«, fragte Rhodan unsicher. »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was daran so spannend sein soll. Das ist doch etwas sehr Gewöhnliches.«
Farashuu kicherte. »Rauchwaren stimmt. Dazu noch Stimulanzien, Rauschmittel, Drogen – was auch immer.«
»Das alles gibt’s natürlich kostenlos, nicht wahr?«
Seltsam. Warum klang Rhodans Stimme so sarkastisch? »Natürlich! Wir können gut damit umgehen.«
»Ihr habt keine Probleme mit Suchterscheinungen? Mit Drogenentzug?«
»Warum?« Ihr Begleiter sprach in Rätseln. »Wenn jemand Probleme bekommt, erledigen wir das im Mentalen Symposion.«
Farashuu betrat das Gebäude. Aufseher traten verwirrt und ehrfürchtig zurück. Wahrscheinlich hatten sie noch niemals eine Kindersoldatin in einem Kiosk
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