PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Der Ort ist tabu.«
»So? Auch für uns?« Das Rote Imperium wollte keine Antworten geben – man wollte ihn in einer Inszenierung und einem fein gewobenen Lügengespinst gefangen nehmen. Es war an der Zeit, dass Rhodan die Initiative an sich riss.
»Selbstverständlich nicht.« Wiesel grinste. Der Kleine blühte auf. Je länger das Gespräch andauerte, je weiter sie sich einer Entscheidung näherten, desto lebendiger wurde er. Wiesel war ein Gauner durch und durch, und er schien besondere Freude daran zu finden, ausgerechnet ihn, den Residenten, an seiner Seite zu wissen.
»Farashuus DNA-Dotierung rutschte während der letzten paar Stunden ziemlich tief ab in die Miesen«, sagte er und rieb sich die Hände. »Aber es machte Spaß, und es lohnte sich. War trotzdem recht schwer, einen nicht registrierten Gleiter zu besorgen.«
»Worauf warten wir noch?« Rhodan stand auf. »Pack die Koffer! Wir machen Ferien im Roten Imperium.«
SAMT-ACHT ließ sie erst gehen, nachdem Wiesel ein weiteres Gimmick aus seiner beachtlichen Sammlung verwendet hatte. Es verpasste ihnen die Identität eines schwulen Pärchens aus einem benachbarten Appartement.
Arm in Arm verließen sie kurz darauf ihre Räumlichkeiten. Die Beatriz lief unrund, die Spitze des Stilettos glimmerte nur noch lustlos vor sich hin. Mehr als ein Drittel der Fluginsekten hatte bereits innegehalten; sie zitterten ratlos vor sich hin, als warteten sie auf Anweisungen, wie sie sich weiter verhalten sollten.
»Wir haben unverschämtes Glück«, sagte Wiesel. »Farashuu muss völlig weggetreten sein. Was hat sie bloß in diesem Kiosk gesehen, von dem du erzählt hast?«
»Ihre Kindheit und Jugend«, sagte Rhodan knapp. »Ihre verlorenen Jahre. Für uns mag das unverständlich sein - aber viele Imperiums-Bürger sind daran gewöhnt, in diesen Kiosken angeschlossen zu werden. Möglicherweise schwimmen sie in einem Meer aus Sorglosigkeit und können sich weitaus besser verwirklichen als im wirklichen Leben.«
Rhodan und Wiesel umarmten einander. Sie hielten sich im Schatten, als ihnen eine Horde laut schnatternder Pensionisten entgegenkam. Die Senioren wirkten so, als hätten sie sich ein paar Tage im Flugwerk erarbeitet und nutzten nun jede Möglichkeit aus, um auf ihre Kosten zu kommen.
»Ein Verzerrerfeld sorgt dafür, dass uns die Hausquantronik nicht identifizieren kann«, flüsterte Wiesel. »Der Verkäufer meinte, dass der Effekt nicht länger als zehn Minuten anhält.«
»Das ist nicht viel Zeit. Wir müssen SAMT-ACHT so rasch wie möglich verlassen.«
»Dort vorne ist schon die Lichtbeuge.« Sie bogen um eine Ecke, das ausgelassene Geschnatter der Pensionisten ließ nach. »Gleich haben wir’s geschafft.«
»Wartet der Gleiter auf dem Dach auf uns?«
»Ich hoffe es.«
»Du hoffst?«
»Ich hatte nicht genug Zeit, mich mit allen Details unserer Flucht zu beschäftigen.«
Das Licht fraß sie auf. Sie schwebten nach oben, überschlugen sich, wurden hin- und hergerissen, wurden auf dem Oberdeck ausgespien und stolperten ins Freie.
»Ich fange an, dieses Transportding zu hassen!«, sagte Wiesel und rieb sich fluchend die Augen. Er hatte sie zu spät geschlossen.
Rhodan sah sich auf dem Parkdeck um. Mehr als hundert Gleiter standen in Reih und Glied, einer sah aus wie der andere. »Wo ist er?«, fragte er.
Wiesel zog den Aktivierungsschlüssel aus den unergründlichen Tiefen seiner Jacke. Er klappte ihn auseinander, tippte den Rufkode in die fremdartig wirkende Tastatur.
»Und?«, fragte Perry Rhodan.
»Endstation.« Wiesel starrte blicklos ins Leere. »Das Flugwerk erlaubt meinem Gleiter nicht, näher als dreihundert Meter heranzukommen, weil er keine Kennung besitzt. Unser Fluchtfahrzeug schwebt irgendwo dort draußen.«
Ein Alarmsignal ertönte. Man hatte ihr Entkommen entdeckt, und das Rote Imperium hatte etwas dagegen, dass sie sich unerlaubt entfernten.
»Komm mit!«, rief Perry Rhodan. Zeit, den Sofortumschalter hervorzukehren, dachte er, und gleich noch den Risikopiloten.
Er riss Wiesel mit sich, auf die energetische Seitenabgrenzung des Dachs zu. »Kannst du den Schutzschirm neutralisieren?«
»Ich denke schon, aber…«
»Dann mach’s! Rasch! Und gib mir die Steuerung des Gleiters.«
Wiesel gehorchte widerspruchslos. Rhodan machte sich mit der Bedienung vertraut. Die Befehlseingabe funktionierte intuitiv. Er benötigte nur wenige Sekunden, um sich mit dem Steuerungsmenü und den wichtigsten Kommandos vertraut zu machen. Der Gleiter
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