PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
nicht«, unterbrach Rhodan seinen Begleiter, »zumindest nicht vorrangig. Mir scheint das Beobachtungsnetz des Roten Imperiums zu eng. Jedermann, der sich in einem Kiosk in das Mentale Symposion einklinkt, wird zum Spion.«
»Dann sag mir. was du vorhast.«
»Amaya Yo wollte, dass wir uns die Knochenstadt anschauen. Einen Ort, den es scheinbar gar nicht gibt. Das Rote Imperium muss also einen besonderen Grund dafür haben, seine Existenz geheim zu halten.«
»Und was möchtest du mit diesen Informationen anfangen? Diesen Bavo Velines damit konfrontieren, sobald man uns wieder eingefangen hat?«
»Ich will wissen, wem ich vertrauen kann und darf«, wich Rhodan einer direkten Antwort aus. »Was man vor uns verschweigt. Was Wahrheit ist, und was Lüge.«
»Er könnte dich töten lassen.«
»Unwahrscheinlich. Das Rote Imperium hat sich verdammt viel Mühe gegeben, um mich hierher zu schaffen. Velines hat etwas mit mir vor, und er ist auf meine Kooperation angewiesen.«
Sie schwiegen und flogen weiter, dem Koordinatenkreuz entgegen, das den Standort der Stadt Jejoo markierte. Der Gleiter ließ sich problemlos steuern.
»Hast du nicht etwas vergessen?«, fragte Wiesel nach einer Weile. Sein Stimme klang leise, aber bestimmt.
»Was meinst du?«
»Du fühlst dich geschützt, weil Velines dich benötigt«, sagte der Kleine. Er atmete tief durch. »Auf meine Befindlichkeit wird er allerdings keine Rücksicht nehmen.«
Wiesel hatte vermutlich recht. Er war Beiwerk, bestenfalls für die Chrononten von irgendeinem Interesse, die die Phänomene der Temporalen Landzungen und die Zeitanker erforschten. Velines und der Geheimdienst des Roten Imperiums brauchten ihn nicht.
Dennoch: Perry Rhodan war zuversichtlich, seinen Partner schützen zu können. Auf welchem Weg auch immer.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte er leise. »Ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen.«
»Farashuu knallt mich ab, noch bevor du tief Luft geholt hast. Oder sie filetiert mich mit ihren Scherenhänden. Meinst du etwa, diese kleine Wahnsinnige lässt sich wegen ein paar schöner Worte davon abhalten, mich zu Beefsteak tartar zu verarbeiten?«
»Vertrau mir«, bat Rhodan erneut. »Sehen wir uns die Knochenstadt an. Danach schauen wir weiter.«
Jejoon existierte, und es schien keinen Grund zu geben, die Existenz des Städtchens geheim zu halten. Die Stadt lag in einer Senke, in der sich grüne Wälder, flache Wiesen und kreisrunde Seen abwechselten, umgeben von idyllisch wirkenden schneebedeckten Bergen. Die nächste Ansiedlung befand sich gut und gern hundert Kilometer Luftlinie entfernt.
Der Gleiter lieferte erste Holoaufnahmen, die Vitalwerte der Städter wurden ebenfalls an die Bordquantronik übermittelt.
»Zweihunderttausend Einwohner«, murmelte Rhodan. »Es gibt keine Druuf-Intropolen, sondern lediglich terranische Baustrukturen, die denen in Leyden City ähneln.« Er sah hauptsächlich weiße Turmgebäude, schmal und filigran.
Drei Flugwerke erinnerten an indische Paläste, Pagodenbauten standen inmitten großzügiger Gartenlandschaften, ein Schlösschen thronte auf der höchsten Erhebung der Stadt. Zwischendrin befanden sich die allgegenwärtigen Zweckbauten der Kioske, und sie wirkten wie auch in Leyden City stark frequentiert.
»Alles normal«, sagte Wiesel. »Und dafür haben wir unser Leben riskiert.«
»Da stimmt was nicht«, sagte Rhodan. Misstrauisch betrachtete er die Bilder. »Warum sollte man die Existenz dieser Stadt denn geheim halten?«
»Soviel ich weiß, ist auch im heimischen Sonnensystem nicht jeder Bereich der Öffentlichkeit zugängig. Ich denke da an Merkur, an mehrere Jupitermonde oder an einige Bereiche auf Luna. Und was ist mit Bangalore?«
»Bangalore? Ich weiß nicht, was du meinst.« Natürlich wusste Rhodan Bescheid. Aber selbstverständlich gab es Tabuzonen, und selbstverständlich musste auch die LFT ihre Geheimnisse schützen. »Luna und die anderen Außenposten sind als Sperrzonen gekennzeichnet. Dort arbeiten Militärs und Wissenschaftler unter den notwendigen Rahmenbedingungen. Jejoon aber wirkt, als wäre sie eine Stadt wie jede andere.« Rhodan atmete tief durch. »Wir landen und sehen uns um. Auf die Gefahr hin, dass wir erkannt werden.«
Der Gleiter suchte seit ihrer Flucht aus SAMT-ACHT selbsttätig alle Verkehrsfrequenzen und Informationssysteme ab. Bislang war ihre Flucht nicht öffentlich gemacht worden, aus welchen Gründen auch immer. Jede Begegnung mit Bürgern des Roten Imperiums
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