Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt

Titel: PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
Oberkörper fast zur Gänze von losem Material bedeckt… Wiesel blieb ruhig stehen, bewegte sich nicht und atmete möglichst flach. Eine jede weitere Erschütterung des Erdreichs erschien lebensbedrohlich.
    Endlich wurde es ruhig. Wiesel spuckte Sand aus und blies die Nasenlöcher durch. Mit unendlicher Vorsicht bewegte er Arme und Beine, putzte sich das herab gebrochene Material vom Körper.
    »Komm zurück!« forderte ihn Rhodan ein zweites Mal auf. Drängend und befehlend diesmal.
    »Ich hab’s gleich geschafft!«, entgegnete Wiesel. Er konnte den Unsterblichen nicht sehen. Sein breit gebauter Begleiter wagte es nicht, ihm entlang des tief eingekerbten Weges zu folgen.
    Ein Schritt vorwärts, weg von Rhodan. Dann noch einer. Es wurde enger und noch unangenehmer. Vorne und hinten schleifte er über Gestein, fühlte, wie sich Felsbrocken in Rücken und Magen bohrten.
    Wiesel blendete seine Umgebung aus. Er erinnerte sich daran, wie oft er in München durch unterirdische Versorgungsröhren geklettert war. Auf der Suche nach irgendetwas oder auf der Flucht vor irgendjemandem. All diese Situationen hatten der jetzigen geähnelt.
    So versuchte er es sich zumindest einzureden.
    Wiesel sah Helligkeit vor sich. Einen Lichtschimmer, einen Hoffnungsschimmer.
    Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hatte längst jene Grenze überschritten, die er vor sich selbst als vertretbar rechtfertigen konnte.
    Ein paar letzte Schritte um die letzte Wegbiegung, dann würde er zu Rhodan zurückkehren…
    Der Weg verbreiterte sich. Erleichtert atmete er durch. Er konnte auf Seitwärtsbewegungen verzichten und sich einigermaßen bequem vorwärtsbewegen.
    »Komm zurück!«, hörte er zum dritten Mal den Ruf des Unsterblichen, kaum noch verständlich.
    Wiesel schob sich weiter vor. Der Weg verbreiterte sich, mündete in einen offenen Raum. Grelles Licht blendete ihn. Er schob die Hände schützend vor die Augen und wartete, bis er sich an die veränderten Lichtverhältnisse angepasst hatte.
    Es dauerte gut eine Minute, bis er sich ins Freie wagte. Was er sah, ließ ihn vor Ehrfurcht erstarren.
    Eine Straße, ähnlich einem ausgewaschenen Flussbett und mindestens zehn Mal so breit wie jener Weg, den sie bislang genutzt hatten, führte in beiden Richtungen scheinbar ins Unendliche. Ameisen trippelten in feinsten Rillen durch Sand und Gestein, ihrem Ziel entgegen oder von ihm weg. Die Rillen erweckten den Anschein, als hätte ein Riese mit einem gigantischen Rechen Furchen gezogen.
    Wiesel drückte sich eng an die Wand. Er fühlte sich beobachtet. Von den Ameisen. Sie verharrten kurz, als würden sie ihn begutachten und feststellen, ob er eine Gefahr für sie darstellte. Dann trippelten sie weiter, mit Blättern, Holzsplittern, Gräsern auf ihren Rücken.
    Einbildung? Eine Täuschung seiner überreizten Sinne?
    Wiesel wusste es nicht, er wollte es auch nicht wissen. Das unerwartete Szenario drückte auf sein Gemüt. Es ließ ihn wissen, wie klein und unbedeutend er war.
    Weniger als einen Kilometer entfernt zur Linken befand sich – der Ameisenbau. Der Ameisenberg. Er durchbrach das Hallendach, strebte steil nach oben. An der Basis besaß er einen Durchmesser von gut hundert Metern. Rings um das Gebilde flimmerte und flirrte es, als wäre es von Hitzewellen umgeben.
    Aus allen Himmelsrichtungen führten Ameisenstraßen auf den Bau zu. Schmale und breite, tief eingekerbte und flachere. Es mussten Hunderte sein, vielleicht Tausende. Nichts in diesem Land blieb von der Arbeit der Insekten unberührt. Überall zeigten sich dünne, schwarze Fäden. Arbeiterinnen, die unermüdlich Nahrung und Baumaterial zu ihrem Bau karrten und das ins Gewaltige ausgedehnte System erhielten.
    Aus weiter Ferne erklang einmal Rhodans Ruf. Wiesel atmete erleichtert durch. Fast hätte er vergessen, dass er nicht allein in dieser seltsamen Welt war. Mit einem letzten Blick auf den Bau mit den babylonischen Ausmaßen zwängte er sich in jenen Seitengang zurück, den er gekommen war.
    Es wurde Zeit, dass jemand anderer das Kommando übernahm. Einer, der Erfahrungen mit derartigen Gigantismen besaß.
    In einer gemeinsamen Kraftanstrengung schafften sie es. Rhodan durch den engen Verbindungsgang zu quetschen. Der Aktivatorträger schob Wiesel seine Ausrüstung und seine Kleidung herüber und nahm die engste Passage bloß in Unterwäsche in Angriff. Er handelte sich blaue Flecken und eine Vielzahl an blutenden Ritzern ein, brachte aber kein Wort des Klagens über seine

Weitere Kostenlose Bücher