PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Lippen.
»Das ist wirklich etwas… Besonderes«, sagte Rhodan, als er auf die breite Straße trat.
Rasch zog er den Schutzanzug über, drehte sich einmal im Kreis und winkte dann Wiesel, ihm über die Straße Richtung Ameisenbau zu folgen.
»Du wirkst nicht sonderlich beeindruckt«, sagte Wiesel, fast enttäuscht.
»Du musst dir immer wieder vor Augen halten, dass rings um uns nichts real ist.« Perry Rhodan klang nachdenklich. »Wir bewegen uns durch eine Erinnerungsweit. Durch meine Erinnerungswelt. Dieses… Motiv eines gewaltigen Ameisenbaus stammt sicher aus meiner Kindheit oder Jugend. Es kommt mir bekannt vor, ohne dass ich es einordnen könnte. So wie auch die anderen Sachen: der Mund, das Kaninchen, die sieben Zehen, die gewaltig große Halle.«
»Was hat es mit diesem Sandmann auf sich, den das Karnickel erwähnte? Verbindest du irgendetwas mit ihm?«
»Nur vage.«
»Und zwar?«
»Angst.«
Sie gingen weiter. Schweigend, ohne sich anzublicken.
Die Hitzewellen, die Wiesel geglaubt hatte wahrzunehmen, entpuppten sich als Millionen und Abermillionen von Insekten, die kreuz oder quer über den Fuß des Baus kletterten.
Er senkte den Kopf. Es gelang ihm nicht, zu fokussieren. Seine Blicke glitten an der amorphen, sich ständig bewegenden Masse ab. »Es müssen Billionen von Ameisen sein. Mehr, als Menschen auf Dutzenden Welten Platz fänden.«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, wiederholte Perry Rhodan gebetsmühlenartig. »Logik hat hier keinen Stellenwert.«
»Und ob!«, tönte eine dunkle Bassstimme, die aus dem Inneren des Ameisenhügels drang. »Diese Welt ist durch und durch logisch.«
Rhodan zuckte beim Klang der Stimme zusammen. »Zurück!«, befahl er. Er sah sich um und suchte nach Deckung in der von Ameisen beherrschten und geformten Wüstenei. Als fühlte und ahnte er die ganz besondere Gefahr, die von dem Unbekannten ausging.
Wiesel überlegte keine Sekunde. Er folgte seinem Begleiter. Sie rannten, so rasch sie konnten. Hinter ihnen bebte die Erde. Wellenartig, in konzentrischen Kreisen breiteten sich Bodenerschütterungen aus. Die Luft füllte sich mit umher wirbelndem Sand. Klumpen aneinander-geklammerter Ameisen prasselten auf sie nieder. Wiesel zog die dünne Schutzkapuze aus dem Rolli und schob sie sich übers Gesicht, sodass nur noch die Augen frei blieben. Die eingewebte Metallfolie galt als äußerst robust. Sie widerstand selbst dem Stich mit einem Vibro-Messer, und erst recht einem Schauergewitter dieser Art.
»Vor mir kannst du nicht davonlaufen!«, tönte neuerdings die Bassstimme. Sie ging durch Mark und Bein, sie rührte an Urängste eines Menschen.
Ein Unterstand an der linken Seitenwand der breiten Ameisenstraße bot ihnen Schutz, während die Erderschütterungen ihre Fortsetzung nahmen. Wiesel und Rhodan pressten sich gegen den Gesteinsbrocken, an dem sich selbst die Ameisen ihre Mandibeln ausgebissen hatten. Sie rückten so nahe wie möglich aneinander.
Der Münchner schloss die Augen. Vielleicht verging diese Illusion, wenn er nur angestrengt genug an etwas anderes dachte. An etwas Schönes. An einen gelungenen Coup, an eines der vielen Meisterstücke, die er während der letzten Jahre geliefert hatte…
Alle Ablenkung half nichts. Was hier geschah, war real.
Brocken so groß wie ausgewachsene Ertruser kippten aus der Ummantelung des riesigen Ameisenhaufens, gefolgt von Sandfontänen. Sie spritzten wie aus einer Druckrohrleitung gepresst hervor, prallten gegen Erdreich und Seitenwände, verteilten sich von dort weiter mit nur unwesentlich verminderter Wucht. Meterbreite Risse entstanden im Boden. Flammen züngelten hervor, brachten fauligen Gestank mit sich. Ascheregen setzte ein. Blitzartig überschwappte er die Landschaft, ließ sie wie unter einem Zuckerguss gebacken erscheinen.
Wiesel musste husten. Feinste Staub- und Sandpartikel durchdrangen selbst den Folienfilter seiner Oberbekleidung. Aufsteigende Schwefelschwaden verstärkten seine Atembeschwerden. Rhodan, der in seinem Anzug weitaus besser geschützt war, drückte ihn dichter an sich und half, so gut er konnte.
Wiesels Augen verklebten, Atmen war kaum noch möglich. Er röchelte, hustete, schnappte verzweifelt nach Sauerstoff. Die Luft brannte, seltsame und trügerische Erscheinungen formten sich aus dem immer stärker werdenden Sandgewitter und fielen über ihn her. Sein Herz raste, als wollte es unter der Anstrengung schier zerbersten.
Über all den Explosionen, den Flammenzungen, den
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