PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
die Besatzung und bringt ihn zu mir. Ich setze auf dich. Gibt es Fragen?«
Eine schon, dachte Farashuu. Was willst du wirklich von mir? Was erhoffst du dir von mir? Ich sterbe ohnehin bald. Aber sie sagte nichts, sondern tippte auf das rot markierte Gebiet. »Was macht dich so sicher, dass Rhodan dahin kommen wird?«
Velines antwortete anstelle der Generalin. »Er wird kommen, Farashuu, verlass dich darauf. Perry Rhodan wird sofort verstehen, warum wir diese Planeten angreifen, und keinesfalls zulassen, dass nur seinetwegen die Bevölkerungen ganzer Welten leiden und sterben müssen.«
Ifama zerknüllte das Papier und schleuderte es hinter sich; es kullerte über den Boden bis an die Wand. Summend löste sich ein kleiner Servoroboter aus einer verborgenen Nische und rollte zu dem Papierknäuel.
»Das Schöne daran ist, dass die Anjumisten ihn begleiten werden«, sagte sie lächelnd. »Wir löschen dieses Pack endgültig aus. Danach können wir uns auf die Zukunft konzentrieren. Das Transuniversale Tor ist fast vollendet. Mit Perry Rhodan an unserer Seite wird uns nichts mehr aufhalten können. Sein Wissen und seine Fähigkeiten werden unseren Plänen erst den letzten Schliff verleihen.«
Bavo Velines erschauerte.
Schon wieder.
Immer noch.
Er hatte schon so oft erlebt, wie der Lebensfunke auf einen seiner Filiate übergesprungen war, dass er es nicht mehr zählen konnte. Und doch war es jedes Mal ein erhebender Moment. Selbst wenn das Ergebnis mangelhaft war, wie dieses Mal offensichtlich auch. Es war ein schlechter Tag: Für die bevorstehenden Wirren hatte er einen Ersatzfiliaten schaffen wollen, doch es entstanden nur verkrüppelte, minderwertige Existenzen.
Der Erste war ohne Kopf geboren worden: es war nicht einmal nötig gewesen, ihn zu töten. Nummer zwei und drei hatten große psychische Defekte auf gewiesen, ihr Tod war schnell und gnädig gekommen und hatte ihnen weiteres Leid erspart. Der Vierte war ein Krüppel ohne Augen und Ohren und Zunge, blind und taub und stumm, der den Tod nicht hatte kommen und hören sehen.
Der fünfte und aktuelle Filiat hingegen erinnerte kaum an das Original. Eine seltsame Kreatur, klein, verwachsen und mit zerknittertem, papierfarbenem Gesicht, aus dem eine runde Nase ragte wie ein Geschwür.
Bavo setzte sich auf, streckte den Rücken. Er verfluchte die Tortur und die verschwendete Zeit, die nötig gewesen waren, um dieses Etwas zu erschaffen. »Du bist ein Ungeheuer«, sagte er; am liebsten hätte er ihn angeschrien.
Der Filiat sah ihn aus großen Augen an, und mit einem Mal drohte den Generalgouverneur das Mitleid zu übermannen. Dennoch griff er nach dem Strahler. Ein sauberer Schuss, und der Krüppel wäre von seinem Leiden erlöst. Vielleicht würde er noch Zeit finden, sich zu bedanken, wie damals sein Sohn Salesch. Diese hatte Bavo damals gelehrt, den richtigen Weg zu gehen und keine Rücksicht mehr zu zeigen, sondern seine Macht, seinen Anspruch als das Original durchzusetzen. Salesch, der Fragen aufgeworfen hatte, die Bavo nie hatte beantworten können.
Denn tief in sich, verborgen unter tausend Taten und Überzeugungen, wusste Bavo Velines, dass sein Sohn, als er sich im Angesicht des Todes bedankte, mit seiner Botschaft etwas anderes gemeint hatte, etwas Geheimnisvolles, das von den letzten Rätseln des Kosmos kündete.
Plötzlich war der Krüppel verschwunden.
Seltsam. Er war geflohen, offensichtlich per Teleportation - es kam selten vor, dass die Filiate Psi-Fähigkeiten aufwiesen, doch wenn, hatten sie sich meist als nützlich erwiesen. Der Kleine wollte sich also in Sicherheit bringen und verstecken; dabei vergaß er wohl, dass er ein Filiat war. Bavo erlebte in der Filiationskammer jede Sekunde seiner Existenz mit. Deshalb wusste er auch, wohin der Krüppel geflohen war - in die Nekropolis.
Dort stellte er sich in diesen Augenblicken den anderen als »Korky« vor. Auf die Fragen der zahlreichen Bewohner, wie er dorthin gekommen sei, antwortete Korky nicht. Niemand zwang ihn dazu - er war einer von ihnen, das genügte. Alle würden ihn freundlich aufnehmen.
Bavo Velines, das Original, rief seinen Hauptfiliaten zu sich und bat ihn, sich um Korky zu kümmern. Dann zog er sich in den kryogenischen Schlaf zurück ... Er war lange genug außerhalb der Kammer gewesen und schon wieder um etliche Stunden gealtert; einen sechsten Versuch zu starten, erschien ihm momentan zu mühsam. Und wer wusste schon, wozu dieser Korky noch nützlich sein würde?
Von
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