PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
drei Mal versucht hatte, sich umzubringen, um der Hölle seines Elternhauses zu entkommen; auf einmal war es ihm gleichgültig, ob die anderen ihn bewunderten und verehrten oder nicht.
Mali war unglaublich. Sie legte die Hand gerade dann auf seinen linken Arm, wenn die Phantomschmerzen wieder auftraten, ohne dass er ihr je etwas davon erzählt hatte. Sie spürte es, wie auch immer sie das machte. Und wenn sie es tat, dann verschwanden die Schmerzen.
Mali war das pure Leben.
Mali... Mali... es gab nur noch Mali.
Genau zwei Tage lang.
Dann riss sein Vater die Tür seines Zimmers auf, schlug ihm die Faust ins Gesicht und wischte sich anschließend das Blut an der Hose ab. »Sie ist dreizehn!«
»Was geht dich es an?«, fragte Bavo. »Ich liebe sie und ...« Seine Oberlippe platzte unter einem erneuten Schlag, und er spuckte Blut.
»Du hast sie in aller Öffentlichkeit geküsst«, schrie sein Vater und schlug wieder zu. »Hast du mal daran gedacht, was es für den Ruf der Velines' bedeutet, wenn du ...«
Weiter kam er nicht. Bavos Knie landete genau zwischen seinen Beinen. In seinem Gesicht explodierten Schmerz und Zorn. Sein Vater trat zu.
In Bavos Brustkorb knackte etwas. Er taumelte rückwärts und stürzte gegen das Regal, das unter seinem Gewicht zerbarst. Datenkristalle purzelten auf den Boden. Er hatte sein Archiv modernisiert. Jahrelange Arbeit steckte in den Kristallen. Hoffentlich nehmen sie keinen Schaden, dachte er, als die Faust ihn wieder erwischte.
»Hört... hört auf«, krächzte seine Mutter von der Tür her.
Ihr Vater sah zu Bavo, spuckte aus, nahm Maß und zertrat zwei der Kristalle. Dann drehte er sich um und verließ den Raum.
Seine Frau wich ihm ängstlich aus. Sie kam zu Bavo, ging neben ihm in die Knie. Ihre Finger zitterten. »Ich ... ich...«
»Lass mich in Ruhe«, sagte er, wusste aber nicht, ob sie ihn verstehen konnte. Sein Mund war voll Blut, die Oberlippe ein tauber, dick geschwollener Klumpen, und ein Zahn verlor den letzten Halt, als er diese Worte sprach. Er spuckte ihn aus.
Malis Eltern ließen ihn nicht zu ihrer Tochter. Als er an ihr Fenster kletterte, sah er sie weinen. Sie schickte ihn weg.
Er versuchte an Geld zu kommen. Er hatte seine Quellen, denn er war schlau. Dennoch dauerte es einige Jahre, bis er den Planeten verlassen konnte. Weg aus dem heimischen Umfeld, weg von der unbedeutenden gelben Sonne und ihren langweiligen Trabanten, weg aus der dörflichen Enge am Rand eines Waldes - hin zu einer Welt, auf der bedeutende Dinge geschahen, die für einen jungen Mann wie Bavo Velines noch Herausforderungen ohne Ende bot.
Kopernikus, der Planet der Wissenschaftler
Das Jahr 1342 Neuer Galaktischer Zeitrechnung
»Ich habe heute Geburtstag«, sagte Bavo Velines, der Neuling auf Kopernikus, der mit seinem charmanten Lächeln die Gunst der Projektleiterin Armana Ashish errungen hatte.
Den in der gesamten Galaxis berühmten Planeten der Wissenschaftler zu erreichen und dort Fuß zu fassen, das war seit Jahren sein Ziel gewesen. Es schien ihm erstrebenswert, sich der reinen Forschung und Wissenschaft zu widmen. Nüchterne Fakten sollten künftig sein Leben bestimmen, keine Gefühle mehr.
Armana Ashish legte den winzigen Steuerchip beiseite. »Das sollten wir später feiern. Vielleicht mit einem ... Drink.«
Velines tat das, von dem er wusste, dass sie es sehen wollte: Er lächelte. Sie liebte das Grübchen auf seiner linken Wange. In Wirklichkeit war ihm nicht nach einem Lächeln zumute. Er ahnte, dass er »es« nicht mehr länger würde hinauszögern können. Dies war der Tag, an dem Armana fordern würde, was er ihr nicht mehr verweigern konnte. Ihn ekelte schon die Vorstellung. Seit Mali hatte er nie wieder eine Frau intim berührt. »Ein Drink«, wiederholte er und sah förmlich den Schauer, der Armana über den Rücken rann.
Sie war leichter zu manipulieren und zu führen als eine Herde Suaphim-Schafe. Der Unterschied bestand lediglich in der Intelligenz - denn im Kopf hatte Arash, wie sie von ihren Kollegen halb freundschaftlich, halb spottend genannt wurde, zweifellos einiges. Sie war brillant auf ihrem Fachgebiet. Die Universität von Terrania hatte ihr für ihre Arbeit über Multiversale Strangeness-Verwerfungen die Ehren-Professorenwürde verliehen, und selbst in Kopernikus galt sie trotz ihrer gerade einmal dreißig Jahre als der Nachwuchs schlechthin.
Doch wo ihr Geist alle Grenzen sprengte und sie über bahnbrechende Differenz-Theorien zwischen Standard-
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