PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
Filiatin gewinnen würde.
Oder doch?
Sie seufzte. Wie belanglos diese Grübelei war. Nichts als ein Versuch ihres Unterbewusstseins, die Zeit zu strecken, die Tat hinauszuzögern. Die Tat, die, wenn ihre Quantronik und wenn alle Quantroniken der Anjumisten nicht irrten, auch ihren Tod, den Tod der Filiatin, nach sich ziehen würde.
Dieser nie versiegende Wunsch zu leben.
Sie entsicherte ihre Waffe erneut und stellte sie auf maximale Leistung. »Es wäre mir lieb, wenn du mich nicht in Erinnerung behalten und dir keine Persönlichkeitsmaske aus mir schnitzen würdest, oder was Quantroniken sonst mit ihren abgelegten Dienstherren machen«, bat sie Cori. »Keine Postmortale Egosophistik mit meinem Charakterbild, bitte.«
»Das klingt nach spurenlosem Verschwinden. Bist du sicher?«, fragte die Quantronik nach.
»Sei so gut und informiere Sappeur«, sagte sie.
»Aye.«
Dann hob sie den Strahler, stützte die rechte Hand mit der linken und nahm den Kopf der greisen Tomoko Amaya Yo ins Visier.
Der Funker der 707 FLUT DER GRÜNEN TAGE meldete: »Geraffter Impuls und kongruenter unverschlüsselter Spruch aus Patollos Festung.«
»Bitte«, sagte Sappeur.
»Die Botschaft besteht lediglich aus vier Worten: Yo und Patollo Ende. Sollen wir den Empfang bestätigen?«, fragte der Funker.
»Wer hat gesendet? Yo oder ...«
»Ihre Quantronik.«
Sappeur schloss die Augen für einen Moment, schluckte, schüttelte den Kopf.
Die zweite Audienz bei Bavo Velines
Rhodan hielt den Strahler noch im Anschlag, als er aus dem Transmitterfeld trat. Im nächsten Augenblick aber wurde ihm die Waffe von einem Traktorstrahl aus der Hand gerissen. Der Strahler wirbelte durch den Raum, überschlug sich einige Male in der Luft und landete dann sanft und mit einem leisen Klacken auf der polierten Platte eines Schreibtisches.
Bavo Velines lächelte ihm entgegen, bequem im Stuhl zurückgelehnt. »Ich sehe, die Anjumisten haben fähige Transmitterfachleute. Ich habe noch versucht, die Permanentkodierung von der Observanz des Symposions abzukoppeln. Aber das Chaos, das die Anjumisten im Mentalen Symposion angerichtet haben, war schon zu weit ausgeufert. Das also ist das sagenhafte Psytropin - ich werde den Linearen Gouverneur ein wenig tadeln müssen, dass wir es auf diese Weise herausfinden mussten. Nun schlägt die Stunde der anjumistischen Quantroniken. Es sind wirklich exzellente, fast hellsichtige Maschinen.«
»Der Fluch der guten Tat«, spottete Rhodan. Er sah sich um. Es war derselbe Raum, in dem er bereits einmal mit Velines gesprochen hatte, damals in der Meinung, er befände sich auf Druufon. An die Möglichkeit eines Privatplaneten hatte er nicht gedacht.
Er fand den Raum weitgehend unverändert. Es hätte das schlichte Büro eines mittleren Angestellten einer terranischen Handelsfirma sein können. Wären nicht die zwei konisch geformten Kampfroboter gewesen, die bei den beiden Lederfauteuils schwebten und an die terranischen TARA-Baureihen erinnerten. Ihre Verkleidung glänzte silbrig-blau. Die Maschinen hatten ihre jeweils drei Waffenarme erhoben, die Abstrahlfelder glommen matt rot und waren auf Golem gerichtet.
Rhodan überlegte, ob die Roboter durch die Manipulation des Mentalen Symposions in ihrer Kampfkraft eingeschränkt waren oder nicht. Sie machten jedenfalls keinen irgendwie verwirrten Eindruck.
Wären diese Kampfmaschinen nicht gewesen - und hätte nicht an der Seite des Schreibtisches, ein wenig in den Hintergrund gerückt, ein Kinderthron gestanden, den Rhodan erst in diesem Augenblick bewusst wahrnahm, ein winziges Stück Möbel aus Schmiedeeisen, auf dem eine furchtbar verwachsene Gestalt saß: brüchige, dünne Ärmchen, stark verbogene, kurze Beine, eine tonnenförmig nach vorn gewölbte Brust, und darauf ein Schädel, eckig und gelb, als wäre er aus Pappkarton zurechtgeknickt.
Rhodan meinte, eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem bleichen Gesicht der Gestalt und Bavos Zügen wahrzunehmen, als säße dort die fleischgewordene Karikatur des Generalgouverneurs.
Die Gestalt hielt ein Szepter in der Hand, einen eisernen Stab, auf dessen oberem Ende ein Auge saß, eingefasst von einem drahtigen Gespinst. Das Auge war menschlich, babyblau und lebendig, es blickte. Rhodan schüttelte unwillig den Kopf und dachte: So weit können sie nicht gehen. Und dann: Doch. Sie sind schon viel weiter gegangen.
Velines sagte: »Kümmere dich nicht um Korky. Korky ist einfach gerne bei mir. Was, Korky?« Velines schnalzte mit
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