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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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für möglich gehalten hätte. Als wäre sein Brustkorb ein Ballon, dem alle Luft entwich. »Ich glaube jedenfalls nicht an den alten romantischen Unsinn, nachdem die Maschinen nichts so sehr ersehnen, wie endlich menschlich zu werden. Solche Märchen werden von Menschen erfunden, um Menschen zu schmeicheln. Als gäbe es nichts Höheres, nichts Erstrebenswerteres als das Menschsein. Ich glaube, für Maschinen wie die Quantroniken sind Menschen etwas wie uraltes schlichtes Gartengerät. Wenn die Hecke es nötig hat, werfen wir den Scherer an; wenn die Hecke geschoren ist, kommt der Scherer in den Keller und wird vergessen. Sie benutzen uns, dann kommen wir zurück in den Keller.«
    »Wenn sie wirklich so mit uns verfahren, wären sie ziemlich menschlich, oder nicht?«, amüsierte sich Yo. »Weiter. Das Einstein-Universum...«, setzte sie ihn wieder auf die Spur.
    »Sagt dir der Begriff Damokles-Effekt etwas?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ein religiöses Konzept, ich weiß nicht welcher Glaubensrichtung. Eine Apokalypse für das Rote Universum.«
    »Aber du glaubst nicht daran?«
    »Ich bin kein sehr religiöser Mensch.«
    »In diesem einen Fall«, sagte Patollo, »darfst du dich bekehren.«
    Und mit seiner Stimme, die dem Tod schon so viel näherstand als dem Leben, trug Jaako Patollo der Anjumistin alles vor, was er über dieses Phänomen wusste.
    »Vielleicht«, überlegte Yo, immer noch blass und erschöpft, »ist das nichts als eine Erfindung. Eine Schreckgeschichte, die du mir erzählst.«
    »Warum sollte ich das tun? Jetzt noch?«
    Jetzt noch - da es zu Ende ging oder längst zu Ende gegangen war. Patollo hegte anscheinend keinen Zweifel mehr am Ausgang des Krieges.
    Sie rief sich den anderen Patollo in Erinnerung: den kleinen Mann, nicht einmal eineinhalb Meter groß, der auf seinem ungleichen Beinpaar durch den Raum geschaukelt kam. Das längere, das Sprungbein, schritt mächtig aus; das kürzere, knabenhaft-feingliedrige tastete bei jedem Schritt, fühlte, horchte.
    Dieses ungleiche Beinpaar hatten sie alle, die Neo-Terraner von Xoi, der Welt der Versunkenen Ebenen. Aber Jaako Patollo war anders als alle. Schwärzer als schwarz waren seine Federhaare, sie hatten im Licht geglänzt, sie hatten geduftet nach Regen und Zitrone.
    Seine Lippen waren nicht rot, sondern golden. Hatte er sie geschminkt?
    Nein.
    »Sie sind Tomoko Amaya Yo«, hatte er gesagt. Denn so stand es geschrieben auf dem Holoidentifikat an ihrem Schlüsselbein.
    Sie war nackt vor ihm gestanden, wie alle Applikanten. Aber anders, als sie erwartet hatte, hatte sie sich nicht vor ihm geschämt. Gleich wird er fragen, warum ich mich für den Dienst in der Rot-Imperialen Abwehr beworben habe, hatte sie gedacht. Warum ich mich ihm, dem Linearen Gouverneur, unterstellen will. Dem Schild und der Lanze des Roten Imperiums.
    Patollo hatte gefragt: »Können Sie singen?«
    »Singen?«
    »Singen. Mit dem Mund.«
    »Nein.«
    »Singen Sie mir etwas vor.«
    Nackt und zwischen den anderen Applikanten für den Geheimdienst hatte sie ihm vorgesungen.
    »Und wenn die Welt voll Teufel war und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen.
    Der Fürst dieser Welt, wie sau'r er sich stellt, ein Wörtlein kann ihn fällen.«
    Patollo hatte die Augen geschlossen, wie in Gedanken versunken. »Weiter«, hatte er dann gesagt.
    »Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib: lass fahren dahin, sie haben's kein' Gewinn, das Reich muss uns doch bleiben.«
    »Das Reich muss uns doch bleiben. - Gewiss. Das wollen wir doch hoffen, dass das Imperium bleibt. Was ist das für ein Lied?«
    »Ein altes Lied«, hatte sie gesagt. »Aus einem anderen... aus dem anderen Universum.«
    »Sing es noch einmal.«
    Sie hatte es noch einmal gesungen, er hatte dazu getanzt. Der schwarze Mann mit den goldenen Lippen. Der Mann aus den Versenkten Ebenen von Xoi. Der Rabe des Generalgouverneurs. Jaako Patollo.
    Wie hatte sie ihn geliebt. Was hatte er sie alles gelehrt.
    Damals.
    Vor so vielen Jahrhunderten ...
    »Warum du mich anlügen solltest? Damit ich dich nicht töte? Damit ich deine Liquidierung für überflüssig halte?«
    »Töte mich!«, lud Patollo sie ein. »Bitte. Ich bin nur ein Relikt. Ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Rote Imperium etwas Großes war, eine Idee. Eine Utopie, die ...«
    »Sag mir noch eines«, unterbrach sie ihn. »Etwas Privates. Warum hast du mich nie getötet? Du hattest doch jederzeit die Gelegenheit. War ich

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