PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
nicht mehr am Leben war.
Sakister kraulte sich das Kinn und grinste in das Aufnahmefeld. »Wenden wir uns doch wieder dem Schlachtgeschehen zu.« Seine sonore Stimme klang noch tiefer als sonst, noch vertrauenswürdiger. Er hörte nicht auf die leeren Worte, die er sagte, nahm nur am Rande seines Bewusstseins den Klang der eigenen Stimme wahr. Er dachte: Ifama ist tot. Velines ist tot. Und Patollo? Scheiß auf Patollo.
Bewegungsvektoren im Schaumbild zeigten die aktuellen und prognostizierten Ziele der Schiffsbewegungen. Das vorherrschende Bild: vollständige Ratlosigkeit auf der Seite des Roten Imperiums, klare Züge bei den Anjumisten und den mit ihnen verbündeten Aufständischen.
Hier und da entzerrten sich die Fronten, einzelne rot-imperiale Verbände sammelten sich und setzten sich mit einfachem Impulstriebwerk, zögernd, aus dem Raumschlachtfeld ab.
Letzte Marschflugkörper detonierten in den aktivierten Schirmfeldern, aber die meisten autonomen Waffen waren entweder vom Schlag des Lotes noch betäubt oder von ihren Befehlshabern außer Dienst gesetzt worden.
Die Schlacht war zu Ende. Und für das Imperium verloren.
Die Sendekontrolle bewies, dass von den Bodenstationen des Siamed-Systems keinerlei Einblendungen ausgestrahlt wurden, die den Zuschauern einen heldenhaften und schließlich triumphalen Einsatz der rot-imperialen Verbände fingierten.
Für einen Augenblick nur fragte Sakister Liebchen sich, wie es auf den Planeten selbst aussehen mochte. Wurde noch gekämpft? Hatte der Patollo-Schlag Auswirkungen auf der planetaren Oberfläche?
Dann bemerkte er, dass ihn weder die Frage noch eine Antwort darauf im Geringsten interessierten.
Er räusperte sich und sagte mit erhobener Stimme: »So. Das war's. Es ist mir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, im Übrigen völlig egal, was ihr nach dieser denkwürdigen Schlacht treibt. Geht in euch, werdet fromm, versenkt euch selbst in die Ruinen des Mentalen Symposions oder werdet Zofe bei einer jungen, drallen Druuf. Gebt euch, wenn ihr mögt, sexuellen Ausschweifungen hin, die jedoch, und ich spreche aus Erfahrung, auf Dauer von beschränktem Unterhaltungswert sind.«
Er senkte die Stimme und fuhr voller Würde und mit samtenem Timbre fort: »Ich verabschiede mich von euch. Und zwar, ich muss es kaum eigens erwähnen, für immer. Ich gebe zu, ich habe mich am Ende an euch, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, gewöhnt, als wäret ihr intelligentes Leben. Von hier aus gibt es ab jetzt nur noch Blasmusik bis zum Ende aller Tage.«
Die Quantronik fragte: »Das mit der Blasmusik war ein Scherz, Partner, oder nicht?«
»Nein«, sagte Sakister. »Fang schon einmal an zu tuten.«
Er würgte und sammelte Speichel im Mund. Er spie den Fladen in Richtung der Konsole und traf exakt ins Hauptsensorfeld. Das Aufnahmefeld erlosch.
Sakister, die Stimme des Imperiums, war verstummt.
Kapitulation
In der Zentrale der 707 FLUT DER GRÜNEN TAGE schauten Bhug und Thor Sappeur in das Schaumbild.
Das Gesicht eines Mannes erschien. Siebzig oder achtzig Jahre alt. Gut erhalten. Fit. Das blauschwarze Haar nur so knapp gehalten, dass die Locken sichtbar blieben.
Eine beinahe schlichte Uniform der Raumflotte des Roten Imperiums. Ein beinahe schlichtes Rangabzeichen am linken Oberarm: ein liegendes Kreissegment in Purpur, das von drei stilisierten Pfeilen durchbohrt wurde.
»Da schau her«, sagte Sappeur.
Der Mann im Schaumbild sprach: »Rot-Imperialmarshall Pendergast an sämtliche Einheiten der Flotte innerhalb und außerhalb des Siamed-Systems. Johari Ifama ist tot. Ich übernehme hiermit den Oberbefehl über die Flotte. Ebenfalls tot sind Generalgouverneur Bavo Velines und der Lineare Gouverneur Jaakko Patollo. Bis auf weiteres übernehme ich auch deren Funktion und erkläre kraft meiner aktuellen Befugnisse, dass sich das Rote Imperium den Verbänden der Anjumisten und den mit ihnen verbündeten Einheiten bedingungslos ergibt. Sämtliche Kampfhandlungen sind unverzüglich einzustellen, alle defensiven und offensiven Waffensysteme zu desaktivieren.«
Thor Sappeur warf einen Blick auf seine Uhr: 15.09 Uhr.
Das Ende des Roten Imperiums. Sappeur überlegte, was er sagen sollte, welche Äußerung der Situation angemessen wäre. Etwas Historisches.
»Tja«, sagte er und hielt dem Druuf an seiner Seite das Lutschpastillendöschen hin. »Darauf ein Bonbon?«
»Bitte nicht«, lehnte der Druuf ab.
Fünftes Buch:
Reisende
Adieu
Die Anlage Jötunheim, die Machtzentrale von
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