PR TB 001 Planet Der Mock
nehmen,
weil sie befürchten mußten, das Schiff zu treffen.
Der noch junge Astronom zögerte. Sollte er versuchen, den
Eingang zur Stadt zu erreichen? Oder sollte er...?
Es blieb ihm nur eine einzige Möglichkeit, und vielleicht
konnte er damit die Drags auch von dem Schiff abhalten.
Ein Gedankenbild ... !
Gesto wandte sich den heraneilenden Riesen entgegen. Mit seinen
anderthalb Metern wirkte er ihnen gegenüber wie ein Zwerg. Aber
er besaß eine Macht, die sie nicht besaßen.
Sie waren noch fünfhundert Meter entfernt. Noch zehn
Sekunden, dann war es zu spät.
Er konzentrierte sich und drang mit seinen Gedanken in das Gehirn
des ersten Drag ein, dessen furchterregende Fratze wie ein Alptraum
schien. Ein wild wuchernder Bart umrahmte das schreckliche Gesicht,
und in den Fäusten schwang das Ungeheuer eine Holzkeule. Dabei
stieß es ein markerschütterndes Geheul aus.
Gesto konnte dieses Geheul nicht hören, aber er wußte
von den Berichten wissenschaftlicher Expeditionen, daß die
Drags mit dem Mund Geräusche ausstoßen konnten, weil sie
die Telepathie nicht beherrschten. Man hatte diese Laute mit
Spezialinstrumenten ge messen und optisch wiedergeben können.
Der Drag hatte schreckliche Gedanken und Erinnerungen. Es fiel
Gesto nicht sehr schwer, aus ihnen ein mentales Bild zu formen - ein
vierbeiniges Monster mit scharfen Krallen und spitzen Zähnen.
Eine erneute Anstrengung, ungleich größer als die erste
- und die Luft zwischen Gesto und dem Drag begann zu flimmern.
Langsam entstand etwas aus dem Nichts -ein Tier, ein schrecklich
anzusehendes Tier mit braunem Fell und einer dichten Mähne in
Schulterhö he. Es zeigte fletschend die Zähne, schien eine
Sekunde zu überlegen, peitschte wütend mit dem buschigen
Schwanz - und stürzte sich dann auf den verblüfften Drag,
der nicht begriff, wieso auf einmal etwas dasein konnte, das vorher
nicht dagewesen war.
Die Bestie war nichts als eine durch Gestos Begabung zu Materie
gewordene Erinnerung des Drag. Der Mock hatte diese Erinnerung in dem
Gehirn des Riesen aufgestöbert, ein mentales Bild entworfen, es
materialisiert und zwischen sich und dem Gegner entstehen lassen.
Dieses Phantasiebild, nun Wirklichkeit geworden, hatte alle
Eigenschaften der Erinnerung des Drag -und diese mußten in der
Tat alles andere als schön gewesen sein, denn noch ehe der
völlig Verdutzte begriff, was überhaupt geschah, stürzte
er unter dem Gewicht des fast zwanzig Meter hohen Tieres zu Boden und
wurde zerfleischt.
Zwei andere Drags, die das Geschehen beobachten konnten, änderten
sofort ihre Laufrichtung und rannten weit an der Rakete vorbei auf
die wartenden Geschütze zu. Dort wurden sie entsprechend in
Empfang genommen. Ein vierter jedoch kümmerte sich nicht um die
Ereignisse. Mit schwingender Keule lief er weiter, der kostbaren
Rakete entgegen, die er wohl für die Ursache der Zauberei halten
mochte.
Gesto vergaß seine eigene Sicherheit. Er dachte nur an die
Rakete, die ihn und seine Freunde am Mond vorbei nach Raana bringen
sollte. Der Drag würde sie natürlich nicht zerstören
können, aber schon eine Beschädigung wäre fatal und
bedeutete eine Verzögerung von Wochen oder gar Monaten.
Ohne zu überlegen, lief er dem Koloß entgegen und fand
nicht einmal mehr Zeit, sich zu konzentrieren, um ein neues
Gedankenbild zu schaffen. Der von oben herabsausende Fuß des
Giganten beendete sein Leben in einer Zehntelsekunde uid drückte
ihn tief in den weichen Boden. Er sah nicht mehr, daß sein
Opfer überflüssig war, denn inzwischen hatte die von ihm
erschaffene Bestie ihr Werk vollendet und sah sich nach neuer Beute
um. Ehe der Drag wußte, wie ihm geschah, wurde er zu Boden
gerissen und starb unter den Prankenhieben des Untiers.
Das Weltraumschiff war gerettet, aber Gesto war tot.
Artos hatte die Vorgänge voller Entsetzen auf den
Bildschirmen beobachtet. Als Gesto unter den Tritten des Drag so jäh
endete, erfaßte ihn eine grenzenlose Wut, und er wollte schon
die eingebauten Waffen des Schiffes durch Xo in Betrieb nehmen
lassen. Aber dann ereilte auch den Drag sein Schicksal. Die Gefahr
war vorerst gebannt.
Gestos Gedankenbild setzte den entflohenen Drags in mächtigen
Sprüngen nach. Die Geschütze richteten sich auch gegen die
Bestie, aber die blitzenden Projektile fuhren durch sie hindurch, als
sei sie nicht vorhanden.
Dann verschwanden Bestie und Drags in dem nahen Riesenwald, dessen
Bäume bis zu einer Höhe von vierhundert Metern in den
blauen Himmel
Weitere Kostenlose Bücher