PR TB 001 Planet Der Mock
mitfliege.
Jetzt sofort. Man wird Ihnen einen neuen Lehrer schicken. Leben Sie
wohl, meine jungen Freunde. Wenn ich zurückkehre, werde ich
Ihnen von Raana berichten. Unser Unterricht wird dann nicht mehr aus
bloßer Theorie bestehen.“
Er betrat sein Zimmer nicht mehr. Vom Direktor der Universität
wurde er zur RaumAkademie in Marsch gesetzt und von dort, mit den
nötigsten Instruktionen versehen, zum Lift begleitet, der ihn
zur Oberfläche emporbrachte. Persönliches Eigentum besaß
er nicht, und wenn, dann hätte er es kaum mitnehmen dürfen.
Zwei Soldaten des Staates begleiteten ihn. Man sah ihnen an, wie
unangenehm ihnen der Auftrag war. Sie sorgten lieber für die
Sicherheit in der unterirdischen Stadt, als Bral vor den Unbilden der
gefährlichen Oberfläche zu schützen.
Der Lift hielt an. Es war alles ruhig. Nur die Riesenberge der
getöteten Drags versperrten die Aussicht zum Wald, von wo aus
Gefahr drohen mochte. Die Giganten boten einen
schauerlichen Anblick. Jetzt, da sie tot waren und lang
ausgestreckt am Boden lagen, waren sie nur noch acht Meter hoch, aber
immer noch vierzig Meter lang. Blut floß in regelrechten Bächen
durch die Fahrtrinnen der behelfsmäßigen Straße
-eine schmutzigrote und gurgelnde Flut.
Die beiden Soldaten blieben neben dem Eingang zum Lift stehen.
Ihre Strahlwaffen schußbereit, beobachteten sie den Astronomen,
der mit einem letzten Seitenblick auf die Ungeheuer mit schnellen
Schritten auf das Heck der in den Himmel ragenden Rakete zuging. Der
Aufzug stand bereit. Hastig betrat er ihn und drückte auf den
gut gekennzeichneten Knopf.
Rasch stieg der Lift. Die Landschaft und die toten Drags versanken
in der Tiefe. Von den beiden Soldaten war schon nichts mehr zu sehen
- vielleicht waren sie bereits in die Stadt zurückgekehrt.
Bral spürte die frische Luft. Selten nur kamen die Mock ins
Freie. Die längste Zeit ihres Lebens verbrachten sie in den
unterirdischen Städten, die durch lange Tunnels mit den anderen
Städten verbunden waren.
Ein ganzes Netz solcher unterirdischen Straßen durchzog
Mockar in einer Tiefe von hundert bis zweihundert Meter. Das ständige
Leben ohne Luft und Sonne hatte den Wunsch geboren, diese Welt zu
verlassen, um eine andere zu finden, auf der es keine Drags gab. Eine
Welt ohne Drags bedeutete Leben an der Oberfläche.
Und so kam es, daß die Mock Meister des unterirdischen
Verkehrs wurden, die Oberfläche ihrer Welt aber so gut wie gar
nicht kannten. Und doch erfanden sie die Triebwerke, mit denen die
Schwerkraft überwunden werden konnte.
Bral merkte an einem plötzlichen Ruck, daß er sein Ziel
erreicht hatte. Nur zwanzig Meter der dreihundert Meter hohen Rakete
dienten der Besatzung als Aufenthaltsraum. Alles andere nahmen die
Triebwerke, die Treibstoffvorräte und die Maschinengeneratoren
ein. Bral verstand nicht viel von technischen Dingen, aber er hatte
mit Experten Unterhaltungen geführt, die ihn theoretisch alles
begreifen ließen. Es war sein sehnlichster Wunsch gewesen, an
einer der Expeditionen teilzunehmen. Der Tod Gestos hatte seinen
Wunsch erfüllt.
Die Luke öffnete sich. In ihr erschien Artos' Gesicht.
„Sie - Bral? Ich hätte es mir denken können!“
Der Gedanke barg ein wenig Enttäuschung, das spürte Bral
sofort. Er nahm Artos das Mißtrauen nicht übel. Der hatte
sicher einen Spezialisten erwartet.
„Der Senat bestimmte mich“, gab er zurück. „Ich
denke, ich werde Gesto schon ersetzen.“ Artos neigte die
Antennen und richtete sie wieder auf Bral.
„Ich bin über die Wahl des Senates froh“,
behauptete er. „Auch Xo wird sich freuen, einen Bekannten zu
treffen. Kommen Sie, Bral. Wir wollen starten, ehe die Drags
zurückkehren.“ Als sich die schwere Luke dumpf hinter dem
Astronomen schloß, ahnte er, daß er von seiner Welt Ab
schied genommen hatte.
Einen sehr kurzen und schmerzlosen Abschied, wenn er ehrlich sein
sollte. Vor ihm lag das große Unbekannte, die weite Leere des
Raums - eine fremde Welt.
Für ihn gab es beim Start nichts zu tun. Artos empfahl ihm,
sich auf eine der Andruckmatratzen zu legen. In kurzen Worten klärte
er den Astronomen auf:
„Wir müssen eine Geschwindigkeit von
zweihundertzweiundzwanzig Kilometer in der Sekunde erreichen, um die
Gravitation von Mockar zu überwinden. Das sind ungefähr
siebenhunderttausend Kilometer in der Stunde. Wir erreichen bei
bleibender Be schleunigung eine Reisegeschwindigkeit von zwanzig
Millionen Kilometer pro Stunde.“
„Und das halten wir
Weitere Kostenlose Bücher