PR TB 002 Der Große Denker Von Gol
vorzustellen, wo der Weg hinführte, auf dem sie
sich befanden; aber es war nichts dabei herausgekommen.
Die Höhle war enger geworden. Sie war jetzt nur noch zwanzig
Meter hoch, und an der Stelle der größten Breite maß
sie nur noch vier Meter. Aber sie war nach wie vor elliptisch, und
Martin glaubte nach wie vor, ebenso wie Paul Finch, daß sie
nicht auf natürlichem Wege entstanden sei.
Patty hatte ein paar Vorschläge gemacht, wie man sich mit den
Fahrzeugen vorn in der Höhle verständigen könne. Es
waren ein paar recht gute Ideen darunter gewesen, zum Beispiel die,
daß man versuchen solle, hinter einer der Wände eine
möglichst reine Metallader zu finden, die vielleicht bis nach
vorne zum Eingang der Höhle reichte. Die Ader hätte als
Telefonleitung fungiert. Sie hätten so, die Schwierigkeiten
umgehend, die das Innere der Höhle dem Funkverkehr bereitete,
mit den Männern sprechen können, die sie zurückgelassen
hatten — wenn sie eine solche Metallader fanden und wenn die
Männer zufällig im gleichen Augenblick auf die Idee kamen,
nach einer solchen Ader zu suchen und ihre Empfänger daran
anzuschließen. Patty hatte von selbst eingesehen, daß das
höchst unwahrscheinlich war. Überhaupt benahm sie sich
vernünftiger, als Martin es jemals von ihr erwartet hätte.
Er verstand es so, daß sie sich bemühte, in diesen Stunden
der Ungewißheit keine Schwierigkeiten zu verursachen. Und er
nahm sich vor, ihr in diesem Bemühen entgegenzukommen.
Dieser Gedanke bereitete ihm merkwürdigerweise Vergnügen.
Er stellte sich vor, wie schön es sein müßte, nett zu
Patty zu sein, nachdem sie sich all die Monate, seitdem sie einander
vorgestellt worden waren, miteinander gestritten hatten, sobald sie
einander zu sehen bekamen.
Er verbot es sich jedoch, darüber weiter nachzudenken. Nach
seiner Ansicht war jetzt nicht die Zeit dazu, sich mit persönlichen
Dingen zu beschäftigen.
Ein anderes Problem begann ihm Sorge zu bereiten. Die Höhle
wurde jetzt rasch enger, und in spätestens zehn Minuten würden
sie den Punkt erreicht haben, an dem der Gang zu Ende war oder so eng
wurde, daß sie nicht mehr weiterkonnten. Was war dann?
Er grübelte über dieser Frage, als er plötzlich
gewahr wurde, daß ihr Weg an dieser Stelle noch nicht zu Ende
sein sollte. Nach dem Willen eines höheren Wesens sollte es noch
weitergehen. Martin fand die Vorstellung von einem höheren Wesen
ziemlich albern; aber es fiel ihm nichts Besseres ein, und das, was
mit ihm plötzlich geschah, ließ auch keinen anderen Schluß
zu, als daß sich irgendein Unbekannter fremder, überlegener
Mittel bediente.
Martin fühlte sich in die Höhe gehoben, rasch und doch
sanft. Plötzlich schwebte er horizontal etwa anderthalb Meter
über dem Boden. Durch den plumpen Anzug hindurch glaubte er die
Unterlage zu spüren, auf der er ruhte; aber als er hinuntersah,
konnte er nichts erkennen.
In seinem Empfänger waren die entsetzten und verblüfften
Schreie seiner Begleiter, aber er kümmerte sich nicht darum. Er
sah aus den Augenwinkeln, daß auch sie den festen Boden unter
den Füßen verloren hatten.
Das Geschrei erstarb plötzlich. Das war in demselben
Augenblick, in dem ein harter Ruck durch Martins Helm fuhr. Das
Verbindungskabel war gerissen! Einen Augenblick lang empfand Martin
Furcht vor der Gefahr, die daraus entstand. Er konnte nicht mehr mit
den anderen sprechen.
Dann aber nahm etwas anderes seine Aufmerksamkeit in Anspruch. Der
Fels vor ihm schien aufzuglühen.
Eine grelle, gelbrote Helligkeit brach aus ihm hervor, und Martin
hob abwehrend die Arme, um sich vor der Hitze zu schützen, die
mit der Helligkeit verbunden sein mußte.
Da war jedoch keine Hitze. Und in Wirklichkeit glühte der
Fels auch gar nicht. Das Licht kam aus der Tiefe der Höhle, und
die Lichtquelle mußte eine ungeheure Leistung besitzen, daß
sie einen solchen Effekt hervorrufen konnte. Martin setzte sich in
Bewegung, das heißt, er wurde in Bewegung gesetzt. Horizontal
glitt er mit wachsender Geschwindigkeit durch den Höhlengang.
Und dann begann eine Fahrt, die er sein Leben lang nicht vergessen
würde.
*
Das Bild entstammte einem Alptraum, der Phantasie eines
Surrealisten. In fast unerträglicher, schmerzender Helligkeit
glitt Martin aus dem Höhlengang in einen Saal. Er sah Dinge
herumstehen, deren Umrisse er bei der Geschwindigkeit, mit der er
sich bewegte, nicht genau erkennen konnte. Er hatte den Eindruck, die
Wände um ihn herum seien auf einmal glatt
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