PR TB 007 Die Zeitspringer
sie gewartet
hatte - und das konnte er sich nun überhaupt nicht erklären.
Schließlich hielt der Gleiter vor dem etwas wuchtigeren
Fertighaus der Verwaltung. Niemand kam ihnen entgegen. Die Bewacher
hatten das offenbar auch nicht erwartet, denn sie forderten ihre
Gefangenen zum Aussteigen auf und trieben sie durch einen langen Flur
und in die offenstehende Tür eines karg möblierten Raumes
hinein.
Hinter dem schweren Schreibtisch saß ein älterer Mann.
Rhodan zog unwillkürlich die Augenbrauen hoch. Der Mann sah aus
wie ein Gelehrter, aber nicht wie der Führer einer jungen
Siedlergruppe.
Er hatte sich nicht getäuscht.
Der Mann hinter dem Schreibtisch nickte leicht mit dem
weißhaarigen Kopf.
„Warten Sie bitte draußen, Archibald!“
„In Ordnung, Mister Gosber!“ murrte der Anführer
der Bewacher. „Aber sehen Sie sich vor! Wir halten uns draußen
zur Verfügung.“
Mr. Gosber antwortete nicht. Er faltete die Hände auf dem
Tisch und wartete, bis die vier Siedler das Zimmer verlassen hatten.
Dann blickte er Rhodan ernst an.
„Sie haben recht. Ich bin nicht der Gouverneur dieser Welt.
Mein Name ist, wie Sie inzwischen gehört haben, Gosber, genauer
Francis Benjamin Gosber. Als Psychologe habe ich die Aufgabe, für
ein reibungsloses Zusammenwachsen unserer jungen Gemeinschaft zu
sorgen. Mr. Bullbee, der Gouverneur, befindet sich irgendwo in den
Hügeln.
So, und nun würde ich mich freuen, wenn Sie sich Ihrerseits
vorstellten!“
Rhodan zögerte. Konnte er den Mann, der seine Gedanken schon
im ersten Blick so sicher analysiert hatte, belügen? Würde
Gosber das nicht sofort merken?
Er hatte keine Wahl.
Verbindlich lächelnd neigte er den Kopf.
„Sehr erfreut, Mister Gosber. Mein Name ist Perry Rosen;
zusammen mit meinem Berichterstatterkollegen Takenaka habe ich die
Aufgabe, eine Reportage über die Besiedlung einer neuen Welt zu
schreiben. Leider unterlief Mister Archibald ein Mißverständnis,
und nun weiß ganz New Perth von unserer Anwesenheit, obwohl wir
zuerst nur insgeheim beobachten
wollten.“
Mr. Gosber seufzte.
„Wie schade!“ Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu
überhören. „Ich gehe sicher nicht fehl in der
Annahme, daß Sie zufällig Ihren Presseausweis verloren
haben... ?“
Perry Rhodan verfluchte den Scharfsinn des Psychologen.
„Leider haben Sie recht. Aber die Terrania News ist
schließlich kein unbekanntes Blatt. Sie könnten uns durch
einen Anruf in Terrania identifizieren lassen.“
„Ausgezeichnet“, lächelte Mr. Gosber. Doch dann
wurde sein Gesicht plötzlich hart. Die Augen funkelten böse.
„Sicher wissen Sie nicht, daß unsere Hyperfunkstation
nicht funktioniert, nicht wahr?“
„Nein...“, dehnte Rhodan, der plötzlich ein
ungutes Gefühl in der Magengrube verspürte.
Mr. Gosber lehnte sich zurück.
„Lassen wir das Versteckspiel, Mister Rosen oder wie auch
immer Sie heißen mögen. Sie wissen ganz genau, daß
unsere Hyperfunkstation gestern durch einen Sprengstoffanschlag
beschädigt wurde. Ich nehme sogar an, Sie beide waren es, die
diesen Anschlag ausführten.“ Rhodan überlief es heiß
und kalt.
Ein Anschlag auf die Hyperfunkstation bedeutete, daß die
Unbekannten etwas mit dieser Welt vorhatten. Unter diesen Umständen
mußte etwas getan werden. Aber was? Konnte er den Psychologen
von der Wahrheit überzeugen? Rhodan beantwortete sich diese
Frage mit einem glatten Nein. Mr. Gosber mochte über
ausgezeichnete Menschenkenntnis verfügen, er mochte in dem
Mienenspiel eines Menschen wie in einem offenen Buch lesen können,
die Wahrheit würde ihm dennoch als ungeheuerliche Lüge
erscheinen.
„Ehrlich gesagt“, fuhr der Psychologe fort, „traue
ich persönlich keinem von Ihnen eine ungesetzliche Handlung zu,
zumindest nicht aus niedrigen Beweggründen. Wenn Sie etwas zu
Ihrer Verteidigung vorzubringen haben, will ich sehen, was ich für
Sie tun kann. Vorausgesetzt, Sie versuchen keine Ausflüchte und
bleiben bei der Wahrheit. Nun... ?“ Rhodan lächelte
bitter.
Mr. Gosber war ein außergewöhnlich tüchtiger
Psychologe, das mußte man ihm lassen. Rhodan glaubte auch, daß
er sein Versprechen wahr machen würde wenn er ein Geständnis
zu hören bekam. Wahrscheinlich war Gosber trotz seines
unscheinbaren Aussehens sogar der wirkliche Führer der Kolonie,
auch wenn er sich im Hintergrund hielt.
„Es tut mir leid, Mister Gosber. Ich muß Sie
enttäuschen. Das einzige, was ich Ihnen versichern kann, ist,
daß wir nichts mit einem
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