PR TB 009 Invasion Der Puppen
Atem. Dann warf er sich mit einem Ruck nach
vorn. Der Stuhl schwankte und krachte im Rahmen. Steller nahm alle
Kraft zusammen. Mit unsäglicher Anstrengung gelang es ihm, sein
Gewicht wieder nach vorn zu verlagern.
Während eines kurzen Augenblickes stand der Stuhl auf den
vorderen Stützen, dann riß ihn Stellers Gewicht nach vorn.
Steller drehte das Gesicht. Der Aufprall brach ihm fast das
Genick, aber der Stuhl kippte im rechten Winkel zur Seite und warf
Steller herum. Er schlug sich die Hüfte wund. Sein Kopf dröhnte
von dem harten Schlag.
Er blickte auf.
Dreißig Zentimeter von ihm entfernt lag die Puppe. Sie
bewegte sich nicht. Steller gab ein triumphierendes Grunzen von sich,
das einzige Geräusch, das er trotz des Knebels erzeugen konnte.
Da wuchsen aus den Augenhöhlen der Puppe die beiden tastenden
Finger. Steller glaubte zu träumen. Mit unheimlicher Sicherheit
ruckte die Puppe zu Steller herum und kroch weiter auf ihn zu.
Steller fühlte die Kühle des Bodens. Sein Gesicht glühte.
Das Schaben und Kratzen der Puppe erschien ihm noch lauter aus zuvor.
Kurz vor seinem Gesicht bog die Puppe ab und steuerte auf seine
Brust zu. Steller bewegte sich nicht. Er war vollkommen erschöpft.
Sekunden später berührte ihn etwas oberhalb des Nabels.
Die Puppe hatte ihn erreicht.
*
Kersh benötigte fast eine Minute, um zu begreifen, daß
in Dilians Blick völlige Teilnahmslosigkeit lag. Kein Erkennen
flackerte in den düsteren Augen auf. Dilian sah ihn, aber er
schien nicht auf seine Anwesenheit zu reagieren. Hastig stolperte
Kersh zur Seite. Dilian setzte seinen Weg fort und lud die beiden
Kisten ab. Ohne sich noch einmal nach seinem Adoptivvater
umzublicken, ging Kersh in die Halle zurück. Jeden Augenblick
rechnete er damit, angehalten zu werden. Doch niemand kümmerte
sich um ihn. Die Puppenträger gingen ruhig ihrer Arbeit nach.
Kersh beeilte sich, um Borghese wieder einzuholen. Als er die große
Halle betrat, lud der Einsiedler gerade weitere Kisten auf seine
Arme. Kaum sichtbar blinzelte er Kersh zu. Kersh ging direkt auf ihn
zu. Er vergewisserte sich, daß niemand in der Nähe war und
zischte: „Dilian ist bei den Männern." „Verdammt",
knurrte Borghese. „Hat er dich erkannt?"
„Ich weiß es nicht", gab Kersh hastig zurück.
„Er ging an mir vorbei."
„Fenton ist ebenfalls hier", berichtete Borghese. „Von
Rhodan jedoch keine Spur."
Zwei andere Männer kamen heran, und sie mußten ihre
Unterhaltung unterbrechen. Kersh nahm eine Kiste und folgte Borghese
ins Freie. Kersh war erleichtert, als er Dilian nicht mehr von der
Halle entdecken konnte. Sie setzten ihre Last ab.
Gleich darauf kam Bürgermeister Fenton aus der Halle.
„Wir gehen zum Raumschiff", sagte er monoton. Er
deutete auf Borghese und Kersh. Hinter ihm tauchten Dilian und zwei
weitere Kolonisten auf. „Wir alle gehen", sagte Fenton.
Kersh und Borghese wechselten einen stummen Blick. Hatte man
Verdacht geschöpft? Kersh glaubte es nicht. Wahrscheinlich gab
es auch auf dem Landeplatz Arbeit. Dilians Anwesenheit beunruhigte
Kersh mehr als alles andere. Vergeblich versuchte er sich einzureden,
daß Dilian in diesem Zustand völlig ungefährlich war.
Fenton ging voraus. Er war ein vitaler Mann gewesen, doch jetzt
bewegte er sich wie ein Kranker. Borghese gelangte neben Kersh, als
sie in die Hauptstraße einbogen. Die Stille der Stadt kam Kersh
wieder zum Bewußtsein. Niemand schien sich zu unterhalten. Er
fragte sich, ob Borghese Fenton und die drei anderen Männer
angreifen sollten. Gleich darauf verwarf er diesen Gedanken. Diese
Männer waren gefährlich. Sie konnten auch den riesenhaften
Borghese überwältigen. Vielleicht gab es eine Gelegenheit,
ihnen blitzschnell die Puppen zu entwenden.
Kersh machte sich keine Gedanken über die Herkunft der
Eindringlinge. Er war sich darüber im klaren, daß das
Rätsel im Augenblick nicht zu lösen war. Nur eines stand
für ihn fest: freiwillig hatte Perry Rhodan diese Puppen nicht
auf Quentins Planet gebracht. Der Großadministrator war auf
einer anderen Welt zusammen mit der Besatzung des Raumschiffes
überwältigt worden.
Fenton führte sie direkt zum Raumhafen. In der Nähe des
terranischen Raumschiffes wimmelte es von Kolonisten. Jeder trug eine
Puppe. Kersh sah auch Uniformierte unter ihnen. Das mußten
Besatzungsmitglieder sein. Obwohl Kersh keine Erfahrung mit
Raumschiffen besaß, erkannte er auf den ersten Blick, was
vorging. Die Männer waren damit beschäftigt,
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