PR TB 009 Invasion Der Puppen
Gefühl für den verrufenen Einsiedler nie
eingestanden. Er fragte sich, wie sie es verstanden hatte, ihre
Schwangerschaft vor den Leuten in der Stadt zu verheimlichen. In
solchen Dingen, erinnerte er sich, war sie immer geschickt gewesen.
Nun war ein magerer und häßlicher Junge aufgetaucht,
ein Junge mit großen, ängstlichen Augen, der frühzeitig
zum Mann geworden war. Borghese dachte an Dilian und ballte die
Fäuste. Aber Rachegedanken waren in diesem Augenblick absurd.
War es Zufall oder Bestimmung, daß sie sich gerade jetzt
getroffen hatten? Borghese wußte, daß alles anders
gekommen wäre, wenn er Elenas Ratschlag befolgt hätte und
sich mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten in den
Dienst Rhodans gestellt hätte. Es widerstrebte jedoch Borgheses
Mentalität, sich irgendeiner Disziplin, auch wenn sie nur
halbmilitärischer Natur war, unterzuordnen. Er war ein Mutant,
aber außer Elena wußte niemand von seinen abnormalen
Kräften. Borgheses Vater hatte im berüchtigten Peppard-Ring
als Prospektor gearbeitet. Der Peppard-Ring galt als
strahlenverseuchter Asteroidengürtel im Seti-Jana-System. Sein
Vater hatte nie die besten Ausrüstungen besessen und war im
Alter von zweiundvierzig Jahren an einer Strahlenkrankheit gestorben.
Borghese vermutete, daß seine Eigenschaften etwas mit dem Beruf
seines Vaters zu tun hatten. Nie hätte er jedoch geglaubt,
daß sich diese paranormale Kraft auf eigene Kinder übertragen
könnte.
Ob Elena jetzt ebenfalls eine dieser Puppen im Gürtel trug?
Oder war sie nicht mehr am Leben?
Als sie ihn damals, kurz nach der Geburt des Kindes, verlassen
hatte, war sie für Borghese
gestorben. Er hatte sich nicht mehr um sie gekümmert. Es fiel
ihm ein, daß er
sie drei Jahre später noch einmal in der Stadt getroffen
hatte, aber sie waren wie Fremde aneinander
vorbeigegangen.
Was für eine Frau mußte das sein, die mit ansehen
konnte, wie ihr Kind von einem brutalen Mann mißhandelt wurde.
Es gab keine Zweifel daran, daß Elena genau gewußt hatte,
wer der Adoptivsohn Dilians war.
Borghese hatte Kersh bereits in Folleys Haus die Wahrheit sagen
wollen. Jetzt war er froh, daß er es unterlassen hatte. Kersh
stand jetzt vor schwierigen Problemen. Es wäre unfair gewesen,
ihn mit solchen Eröffnungen noch mehr zu belasten.
Für Borghese war es eine Qual, Kersh im Schiff zu wissen.
Aber er konnte seinem Sohn nicht helfen. Nur wenn er die Ruhe
bewahrte, hatten sie eine Chance, die Invasion zu zerschlagen.
Als Brent Borghese aufblickte und rein zufällig zum Eingang
des Raumhafens sah, erkannte er einen dicken Mann, der durch die
Sperren auf das Landefeld zukam. Borghese setzte die Kiste, die er
gerade in Empfang genommen hatte, sehr langsam ab und richtete sich
zu voller Größe auf.
Der Mann bei den Sperren war Steller.
Derselbe Steller, den Borghese in Folleys Haus an einen Stuhl
gefesselt wähnte.
Borghese verfiel nicht in Panik. Er wußte, daß jetzt
nur noch klare Überlegung Kersh und ihn retten konnte. Steller
trug eine Puppe. Es war ihm irgendwie gelungen, sich zu befreien.
Borghese glaubte nicht, daß ihm jemand dabei geholfen hatte,
denn dann wäre Steller sicher nicht allein gekommen. Borghese
machte sich keine unnötigen Gedanken darüber, wie die Puppe
an Steller und dieser vom Stuhl gekommen war.
Selbst bei größtem Optimismus durfte er nicht annehmen,
daß Steller zum Arbeiten auf den Landeplatz kam. Sein Ziel
konnte nur sein, den Befallenen von Borghese und Kersh zu berichten.
Steller bewegte sich nicht schneller als die anderen Puppenträger.
Es lag eine gewisse Trägheit in seinem Blick, als er den Kopf
wandte, um über das Landefeld zu schauen.
Borghese kam sich auf der Ladepritsche wie auf einer beleuchteten
Bühne vor - Steller brauchte nur einen Blick zu ihm herauf
zuwerfen, um ihn zu erkennen. Der Einsiedler rückte den Säbel
zurecht und sprang ohne Zögern vom Wagen herunter.
Obwohl er sich darüber im klaren war, daß er eine Falle
betrat, wenn er ins Schiff ging, war er entschlossen, den Jungen zu
warnen. Die arbeitenden Kolonisten kümmerten sich nicht um ihn,
als er die kurze Entfernung zwischen den Wagen und dem Landesteg
zurücklegte. Borgheses Faust umschloß fest den Säbelknauf.
Ohne sich umzudrehen, wußte er, daß Steller jetzt die
Hälfte der Entfernung zwischen Sperren und Raumschiff überwunden
hatte.
In weniger als vier Minuten würde er den Puppenträgern
von Borghese und Kersh berichten. Trotz seiner äußeren
Ruhe fühlte
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