PR TB 009 Invasion Der Puppen
kein Fenster öffnete sich. Niemand sah ihnen
nach. Die Kolonie wirkte wie verlassen.
Als sie die große Mehrzweckhalle auftauchen sahen, fanden
sie einen großen Teil der Kolonisten damit beschäftigt,
die Einrichtungen der Halle ins Freie zu tragen. Kersh wollte
anhalten, doch Borghese zog ihn unauffällig weiter.
„Wir dürfen jetzt nichts Verdächtiges tun",
murmelte Borghese.
Kersh merkte, daß die Angst zurückkehrte. Auch
Borgheses Gegenwart half ihm nicht darüber hinweg. Je näher
sie der Halle kamen, desto unsicherer fühlte er sich.
„Was wollen wir tun?" brach es schließlich aus
ihm hervor.
„Wir mischen uns unter die anderen", verkündete
Borghese. „Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den
Burschen Theater vorzuspielen. Es muß uns irgendwie gelingen,
Perry Rhodan zu finden. Wir müssen ihn von seiner Puppe
befreien. Er kann der Kolonie vielleicht helfen."
So lobenswert Kersh diesen Plan fand, er hielt ihn für
undurchführbar. Wie wollten sie inmitten der Befallenen Rhodan
entführen? Kersh vergewisserte sich, daß seine Puppe
richtig befestigt war. Niemand durfte bemerken, daß es sich
lediglich um eine Imitation handelte.
Die Kolonisten, die die Halle ausräumten, kümmerten sich
nicht um die Ankömmlinge. Schweigend, wie bei einem
Leichenbegängnis, trugen sie die Gegenstände auf den freien
Platz vor der Halle. Gerade diese Stille war unheimlich. Kersh mußte
sich zu jedem weiteren Schritt zwingen. Ohne Borghese hätte er
nie den Mut aufgebracht, noch weiterzugehen.
Gelassen ging Borghese an einer Gruppe von Arbeitern vorbei. Er
folgte zwei Männern ins Innere der Halle. Mit schwachen Knien
schlich Kersh hinter ihm nach. Die beiden Männer verschwanden in
einem Seitenraum. Einen Augenblick waren Borghese und Kersh völlig
allein im Seitengang neben dem großen Raum für
Veranstaltungen. Sie hörten das Rumoren der arbeitenden
Kolonisten. „Wir tragen jetzt etwas hinaus", ordnete
Borghese an. „Schau dich um, ob du Rhodan oder den
Bürgermeister entdecken kannst."
Kersh war so mit seiner Furcht beschäftigt, daß er kaum
auf Borgheses Worte hörte. Er war einer Panik nahe. Ringsum
lauerte Gefahr, und Borghese benahm sich, als sei überhaupt
nichts geschehen.
Borghese ging durch eine offene Tür in den Hauptraum.
Mindestens zehn Kolonisten schleppten die Einrichtungsgegenstände
auf die Türen zu. Dort wurden die Sachen von anderen Männern
weitertransportiert. Alle Arbeiter trugen Puppen. Kersh versuchte,
sich einfach nicht um die anderen zu kümmern. Als hätte er
nie etwas anderes getan, steuerte Borghese auf einen Stapel Kisten
zu. Er nahm eine herunter und legte sie Kersh in die Arme. Seine
Blicke richteten sich durchdringend auf Kersh. Kersh lächelte
schwach und schwankte mit der schweren Last davon. Borghese nahm zwei
Kisten und beeilte sich, wieder an die Seite des Jungen zu kommen.
Kersh trug die Kiste in den Gang hinaus. Er konnte kaum daran
vorbeiblicken, aber er hörte die Schritte anderer Männer in
seiner unmittelbaren Nähe. Dann war Borgheses mächtige
Gestalt wieder neben ihm. Er atmete auf. Langsam näherte er sich
dem Ausgang. Borghese überholte ihn. Kersh beschleunigte sein
Tempo, um nicht allein zurückzubleiben. Ohne Zwischenfall kamen
sie vor der Halle an. Borghese lud die beiden Kisten bei den anderen
Sachen ab. Sofort wandte er sich wieder um. Kersh ließ mit
einem erleichterten Seufzer seine Last sinken. Als er sich
aufrichtete, vernahm er hinter sich das schwere Atmen eines anderen
Trägers. Er blickte auf und schaute genau in die düsteren
Augen Dilians.
Er wollte um Hilfe schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt.
Borghese verschwand bereits wieder im Eingang der Halle. Dilian trug
ebenfalls zwei Kisten.
Kersh blieb wie erstarrt stehen. Die Welt um ihn herum versank -
und nur Dilians Augen blieben, wie schwarze, lodernde Flammen unter
dem von Säuren gebleichten Haar.
Dilian trug seine langen Stiefel. Er sah aus, als sei er die Nacht
über nicht im Bett gewesen. Breitbeinig, die beiden Kisten mit
Leichtigkeit auf den Armen balancierend, stand er vor Kersh.
*
Steller hob den Kopf und öffnete blinzelnd die Augen. Seine
Beine und Arme prickelten, denn das Blut konnte nicht richtig
zirkulieren. Das Grauen drohte ihn wieder zu übermannen.
Borghese und der Junge hatten ihn aus irgendeinem Grund hier
festgebunden. Den beiden war es irgendwie gelungen, dem Einfluß
der Puppen zu entgehen.
Er blickte an sich herunter. Ihn hatten sie von dem
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