PR TB 011 Im Zentrum Der Galaxis
Bildschirme zu sprechen.
"Er ist kein Gott. Kam er aus dem fremden Schiff?"
"Ja."
"Der Prophet hat sein Erscheinen vorausgesagt. Größe
und Form stimmen. Aber er sagte auch, daß die Götter mit
ihm kämen. Wir sehen keinen Gott."
"Also hat er gelogen."
"Noch wissen wir nicht, wer alles in dem Schiff ist,
Kommandant. Wir sind nicht überzeugt.
Dürfen wir zum Schiff gehen?"
"Nein, das ist unmöglich. Nicht weil wir fürchten,
ihr könntet eure Götter doch noch finden, sondern weil es
gegen unser Gesetzt wäre. Gegen jede Vernunft außerdem.
Niemand darf sich einem fremden Schiff nähern, ehe der Zweck
seines Erscheinens geklärt ist. Ihr habt unsere Unterhaltung mit
dem Abgesandten unterbrochen. Kehrt zu eurem Heer zurück und
haltet Frieden."
Die sechs Stählernen betrachteten FR-7 noch einmal mit
eingehenden Blicken, dann machten sie kehrt und marschierten davon.
Ihre Bewegungen verrieten Unsicherheit und Zweifel.
Das Gehirn des Forschungsroboters arbeitete fieberhaft. Die
gegebenen Tatsachen, gespeicherte Erinnerungen und eine unglaubliche
Logik ergaben ein erstes Bild der hiesigen Verhältnisse. Mit
neunzigprozentiger Sicherheit war mit dem Propheten Homunk gemeint.
War das der Fall, dann hatte Homunk die Besatzung der EX-238 als
"Götter" bezeichnet. FR7 entsann sich der menschlichen
Figur, die vor dem einen Heer getragen wurde. Auf keinen Fall konnte
Homunk in so kurzer Zeit die Roboter verrückt gemacht haben.
Folge: Sie waren es schon gewesen, bevor er auftauchte. Er nutzte
einen bestehenden Zustand lediglich aus. Er kündigte die Ankunft
der EX-238 an. Und wenn er versprach, in der EX-238 seien die Götter,
dann meinte er damit die Terraner.
Die Zusammenhänge begannen sich immer klarer zu formen. Der
eine Teil der Roboter stritt die Existenz der Götter - also der
Humanoiden - ab, während der andere Teil allein für den
Glauben daran zu kämpfen bereit war.
FR-7 entsann sich der riesigen Robotermassen, die sich auf die
Stadt zuwälzten. Er entsann sich der Rebellion im Lager der
Verteidiger, ihrer Unsicherheit, bevor sie ihn zu Gesicht bekamen.
Er konnte sich klar ausrechnen, was geschehen würde, wenn
Major Koster und zehn Offiziere die EX-238 verließen und auf
das Raumfeld hinaustreten. Ihr Erscheinen allein würde im
richtigen Augenblick die Lage auf dieser Welt zu ihren Gunsten
entscheiden.
Fast die Hälfte der auf dem Planeten existierenden Roboter
glaubte an die Götter.
Wenn sie wirklich kamen, würden aber alle wissen.
Damit stand sein Entschluß fest.
FR-7 faßte ihn um einige Stunden zu spät.
*
Das Heer aus der heiligen Stadt hatte den Rand der Fabrikstadt
erreicht.
Das hier stationierte Robotgehirn war durch Angehörige des
Glaubens in einem Handstreich genommen und umprogrammiert worden. Es
handelte auch weiterhin selbständig, aber ganz im Sinne der
religiösen Fanatiker.
Dann geschahen zwei Dinge fast gleichzeitig.
Auf allen Bildschirmen der Leitstellen und Robotgehirne erschien
eine Meldung, die von dem Priester der heiligen Stadt stammte. Sie
besagte mit erschreckender Klarheit, daß der Prophet ein
falscher Prophet sei. Der Analytikschirm habe bewiesen, daß es
sich bei dem angeblichen Abgesandten der Götter nicht um ein
organisches Wesen, sondern um einen Robot handelte.
Also um eine Fälschung. Lediglich ein kleiner Begleiter des
"Propheten" sei organisch, aber er habe keine Ähnlichkeit
mit den Bildern der Götter.
Die Nachricht schlug wie ein Blitz ein.
Von einer Sekunde zur anderen wurde der ganze Krieg sinnlos. Die
Gegenseite würde in den kommenden Stunden so stark werden und
solchen Zulauf erhalten, daß ein weiteres Vordringen der Heere
einer freiwilligen Selbstvernichtung gleichkam. Wenn nicht...
Ja, wenn die Meldung des Priesters nicht falsch war!
Noch während entsprechende Nachforschungen eingeleitet
wurden, ereignete sich der zweite Zwischenfall. Eine Abordnung der
"Gläubigen" erhielt Gelegenheit, den Fremden aus der
Nähe zu betrachten, der mit dem Kugelschiff gekommen war. Sie
bestätigte, daß es ein Roboter und somit kein Gott war.
Damit war die Sache der gläubigen Roboter so gut wie
verloren. Ihr ganzer Zorn richtete sich nicht mehr gegen die
herrschenden Robotgehirne und deren Diener, sondern gegen die
täuschend ähnliche Nachbildung der verschwundenen Götter.
Er halte sie nicht nur belogen und ihnen falsche Hoffnungen gemacht,
er hatte sie in diesen Krieg gehetzt und damit in eine fatale Lage
gebracht. Wären die Götter wirklich
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