PR TB 013 Sternkolonie Troja
wundersamen Formen zerfressen. Es gab Strukturen, bei denen
es den Beobachter überraschte, daß sie noch standen.
Verwitterung hatte die weicheren Gesteine in Bodenhöhe bis auf
einen dünnen Strunk abgenagt. Hunderte von Metern hoch stieg das
nadeiförmige Gebilde in die Höhe, aber obenauf türmten
sich die Massen der härteren Gesteine, die der Erosion größeren
Widerstand entgegengesetzt hatten. Der Berg sah aus wie ein Pilz, und
solcherart Pilze gab es überall in der Runde. Wo die Pilzdecke
eben war, hatten die Samenkörner des Hartbuschs sich
niedergelassen und gekeimt. Der Pilz trug eine Kappe aus dichtem
Buschwerk.
Die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz nahm an diesem Abend
längere Zeit in Anspruch. Das Gelände war weit offen. Der
Busch, der den Boden der Täler erfüllte, war kaum halb
mannshoch. Schutthalden zogen sich um die Füße der
verwitterten Berge und Felsnadeln.
Das Ganze sah aus wie ein Steingarten, den ein Riese mit einer
skurrilen Phantasie angelegt hatte. Es gab keinen Punkt, der nicht
von irgendeinem anderen Punkt in weitem Umkreis deutlich einsehbar
war.
Pip war es schließlich, der das Problem löste. Tiff
hatte den Wagen angehalten, weil der lange Scout sich einen der
Pilzberge aus der Nähe ansehen wollte. Pip stieg über die
Schutthalde hinauf und schickte sich an, den etwa hundert Meter
durchmessenden Stamm des Pilzes zu umrunden. Es dauerte eine halbe
Stunde, bis Pip wieder zum Vorschein kam. Er winkte mit beiden Armen.
Tiff setzte das Fahrzeug in Bewegung und ließ es über die
Halde hinaufklettern. Schon von weitem schrie Pip ihm zu, er hätte
einen vorzüglichen Platz gefunden, und schließlich stellte
sich heraus, daß er nicht übertrieben hatte. An der
Westseite des Pilzstamms öffnete sich ein schmaler, zehn Meter
hoher Spalt. Er war gerade breit genug, um den Wagen
hindurchzulassen. Er führte etwa fünfzig Meter weit ins
Innere des Berges, dann öffnete er sich zu einem kreisrunden
Kessel von dreißig Metern Durchmesser. Die Wände des
Kessels stiegen terrassenförmig in die Höhe. Die einzelne
Terrassenstufe war etwa drei Meter hoch. Der
Fels war zerrissen und von schmalen Spalten durchdrungen. In
hundert Metern Höhe über der Sohle des Kessels hörten
die Terrassen an der Ostseite auf. Glatt und ohne Vorsprünge
stieg die Felswand hinauf bis zur drohenden Masse des Hartgesteins,
das den Pilzkopf bildete. Im Westen erstreckten sich die Terrassen
bis zur Spitze eines kleinen Auswuchses im Stamm des Pilzes.
Im Innern des Kessels war es finster, obwohl draußen noch
die Sonne schien. Pebbe und Pip sammelten mehrere Arme voll
Hartbuschholz und machten ein Lagerfeuer. Mit Befriedigung sah Tiff,
daß das trockene Brennmaterial fast keinen Rauch erzeugte.
Die Zelte wurden aufgebaut, und Sari schickte sich an, ein
Abendessen zu bereiten. Tiff hatte sich inzwischen den
terrassenförmigen Anstieg der Felswände lange genug
angesehen, um zu wissen, daß er ohne Schwierigkeiten bis zum
Nebengipfel hinaufgelangen könne. Unter seinem Gerät befand
sich ein Funkemp
fänger, das einzige Funkgerät, das dem Anschlag in
Rockabye Bend entgangen war. Tiff hatte eine Idee, die mit dem
Empfänger zusammenhing, und noch bevor die Sonne unterging,
setzte er sie in die Tat um.
Er fing an, die Terrassen hinaufzuklettern. Die drei Meter hohen
Stufen waren kein ernst zu nehmendes Hindernis. Hand und Fuß
fanden Halt genug. Tiff kam rasch vorwärts, und die Kletterei
nahm seine Aufmerksamkeit so wenig in Anspruch, daß er Zeit zum
Nachdenken fand.
Er betrachtete das Unternehmen jetzt bereits als gescheitert.
Seine Vermutungen hatten sich nicht bewahrheitet. Der Gegner hatte
nicht versucht, der Expedition Hindernisse in den Weg zu legen, wenn
man von der einen Leuchtkugel ab sah. Tiff hatte keine Gelegenheit
gehabt, dem Feind zu beweisen, daß er gefährlich sei und
sich nicht ins Bockshorn jagen lasse.
Der Gegner reagierte überhaupt nicht. Er benahm sich so, als
wäre die Expedition gar nicht da. Er schien nicht im mindesten
darüber besorgt, daß Tiff und seine Gruppe vielleicht das
geheime Versteck entdecken könnte. Für ein solches
Verhalten ließen sich mancherlei Gründe denken. Einen
davon fand Tiff so unerfreulich und alarmierend, daß er zur
Rückkehr gedrängt
hätte, selbst wenn sich der Vorfall mit Sari und Kalo nicht
ereignet hätte. Es bot der Phantasie weiter keine
Schwierigkeiten, sich auszumalen, daß der Feind in seinen
Vorstößen gegen die Siedler so gute
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