PR TB 013 Sternkolonie Troja
einer
dünnen Schicht ausgebreitet, und immer noch strömten aus
der südlichen Talwand neue Qualmschwaden.
In dem Fahrzeug, das Hinner ihm zur Verfügung gestellt hatte,
holte Tiff die Wagenkolonne aus Rockabye Bend rasch ein. Er wollte
mit George sprechen. Um ihn zu sehen, fuhr er an der Kolonne entlang.
Er sah die
müden, grauen Gesichter der Siedler und die Verzweiflung in
ihren Augen. Er konnte sich vorstellen, wieviel in Rockabye Bend seit
seiner Abreise geschehen sein mußte, um die Leute so sehr zu
zermürben.
In der Mitte des Zuges schwankte auf einem Tieflader ein
merkwürdiges, hohes Gestell. Er sah aus wie ein kleines Haus.
Die Wände waren von Fenstern durchbrochen, und durch das flache
Dach stieß die Entlüftung einer Klimaanlage.
Tiff hielt darauf zu. Hinter dem Steuer des Wagens saß Pip,
und neben ihm kauerte Milton Klenke, die Bei
ne weit ausgestreckt, den Hut halb ins Gesicht gezogen und in
tiefen Schlaf versunken. Pip richtete sich erstaunt auf, als Tiff mit
seinem Wagen auf gleiche Höhe zog.
„George will dich sprechen“, schrie er über das
helle Summen der Motoren hinweg. „Er ist da drinnen!“
Über die Schulter hinweg deutete er auf das seltsame Gebilde
auf der Ladepritsche. Dann hielt er an, und Tiff brachte seinen Wagen
ebenfalls zum Halten. Er stieg auf den Tieflader über. Sein
eigenes Fahrzeug mochten die Leute von Eighteen Holes übernehmen,
wenn sie hier vorbeikamen.
Das Ding auf der Pritsche war tatsächlich ein Haus. Es hatte
eine Tür, die sich so ohne weiteres nicht öffnen ließ.
Tiff mußte anklopfen. Nach kurzer Zeit rührte sich drinnen
etwas. Die Tür flog auf, und Georges Gesicht kam zum Vorschein,
mit fahler Haut und eingefallenen Augen.
„Ja ... was ...?“ fragte der Arzt ärgerlich.
Dann erkannte er Tiff. Er packte ihn bei der Schulter und zog ihn
durch den Eingang. Tiff sah, daß es sich in Wirklichkeit um
eine Art Schleuse handelte. Zwischen beiden Türen war gerade
soviel Raum, daß die beiden Männer dicht
aneinandergedrängt darin stehen konnten. Hastig, mit zerfahrenen
Bewegungen, öffnete George die innere Tür, nachdem er die
äußere geschlossen hatte. Tiff trat in einen halbdunklen
Raum, der ihm nach der Hitze des Tages draußen kühl
vorkam. Er sah zwei Liegen rechts und links an der Rückwand, im
Vordergrund standen ein Stuhl und ein kleiner Tisch.
George verschloß den Eingang.
„Mein Gott... habe ich auf dich gewartet!“ brach es
aus ihm hervor.
Tiff starrte immer noch auf die beiden Liegen. In der rechten
wälzte sich das Pelzei, das Pebbes Frau zur Welt gebracht hatte.
In der linken lag das Wesen ohne Kopf, Kalos Kind. Es kam Tiff
plötzlich zu Bewußtsein, daß es hier drinnen völlig
ruhig war. Das merkwürdige
Haus besaß isolierte Wände und war vor Lärm und
Hitze geschützt.
„Tiff ...“, sagte George drängend.
„Hast du mit Pip gesprochen?“ fragte der Arzt.
Tiff schüttelte den Kopf.
„Dann hör dir das an“, sagte George: „Die
letzten vierzehn Tage in Rockabye Bend waren die Hölle. Jeden
Tag wuchsen zehn neue Würgemäuler aus dem Boden und fielen
über die Leute her. In jeder Nacht explodierten ein paar Häuser.
Unsere Jäger kamen von ihren Ausflügen nicht mehr zurück.
Von einem Tag zum ändern verdarb die Ernte auf den Feldern. Wir
hielten es einfach nicht mehr aus, Tiff. Wir mußten von dort
weg. Du wirst die Siedlung sehen, wenn wir zurückkommen. Die
Häuser liegen in Trümmern, auf den Straßen wachsen
diese scheußlichen Pflanzen und warten nur darauf, bis sie
einen von uns in die Fänge bekommen. Tiff, es ist entsetzlich!“
Tiff legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Das war nicht, was du mir sagen wolltest, nicht wahr?“
fragte er.
George schüttelte den Kopf. Tiff erinnerte sich an den
kräftigen, selbstbewußten Mann, wie er mit ihm über
die beiden Mißgeburten gesprochen und sich mit ihm über
die Vermutung gestritten hatte, daß sich ein
erinnerungszerrüttendes Gift in den Nahrungsmitteln der Siedler
befände. Das war ein anderer Mann gewesen. George war am Ende
seiner Kräfte. Er sah so aus, als wollte er im nächsten
Augenblick zusammenbrechen.
Plötzlich stieg wilder Zorn in Tiff auf, Zorn auf Pindarron
und seine Leute, die wissenschaftliche Erkenntnisse um ihres eigenen
Nutzens willen für wichtig genug hielten, daß ihnen Wohl
und Wehe von tausend Menschen darüber nicht mehr bedeutete als
der Boden, über den sie gingen. Tiff wurde gewahr, daß er
Pindarron aus vollem Herzen
Weitere Kostenlose Bücher