PR TB 013 Sternkolonie Troja
knurrte er. „Du
hast in der ganzen Sache überhaupt nichts zu sagen. II-sa und
Kalo sind einverstanden, George hält es für das beste, und
ich auch. Also warte gefälligst, bis dich einer
fragt, verstanden?“
Pip, der Dürre, schwieg gekränkt.
„Moment mal“, mischte Tiff sich ein, „um welches
Kind geht's denn eigentlich?“
Babbo berichtete von dem Kind ohne Kopf. Tiff erinnerte sich an
den mürrischen jungen Mann, den er in seinem Wagen ein Stück
weit mitgenommen hatte. Babbo sprach hastig und in abgehackten
Sätzen. Anscheinend ging ihm längst etwas anderes im Kopf
herum. Der Fall des kopflosen Kindes war abgeschlossen. Tiff hatte
kaum Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte das Gefühl, man
gäbe ihm hier einen wichtigen Hinweis, einen deutlichen
Fingerzeig. Aber er war seiner Sache nicht völlig sicher.
Schließlich konnte er sich auch um eine der üblichen
Mißgeburten handeln, wie sie überall vorkamen.
Was auch immer es sein mochte, das Kind durfte nicht sterben. Er,
Tiff, war nicht derjenige, der den Fall entscheiden konnte. Fachleute
mußten den Fall untersuchen. Die Eltern des Kindes, George, der
Arzt, und Babbo hatten sich einstimmig für den Tod des Kindes
entschieden. Tiff kannte die harten Gesetze, nach denen eine frisch
gegründete Kolonie sich zu richten hatte.
Also lag es an ihm, das Kind zu retten. Er mußte schnell
handeln, sonst war es zu spät. Und er mußte es geschickt
tun, sonst kamen sie ihm auf die Schliche.
„Ich bin noch ziemlich neu hier“, begann er so
unbefangen, wie er konnte, „aber es scheint mir, daß ihr
einen Fehler macht.“
Babbo und George sahen ihn erstaunt an. Pip, der Dürre,
nickte aufmunternd.
„Niemand weiß“, fuhr Tiff fort, „ob es
sich bei dem Kind um eine der üblichen Fehlgeburten handelt oder
nicht. Vielleicht gibt es einen Faktor im Klima des Planeten, in der
Dosierung kosmischer Strahlung aus dem Raum oder in den übrigen
Parametern der Umwelt, der bewirkt, daß Frauen auf TROJA
vorzugsweise
mißgestaltete Kinder zur Welt bringen. Wenn das so ist, muß
das Kolonisationsamt benachrichtigt werden. Der Einfluß der
Umwelt auf Mutter und Kind, besonders in der Zeit vor der Geburt, ist
ein Komplex, den die Forschungskommandos nicht ausreichend studieren
können. Meistens verläßt man sich einfach darauf, daß
auf einem erdähnlichen Planeten auch sonst alles erdähn
lieh verlaufen wird. Ob wir es hier mit einem solchen Sonderfall
zu tun haben, können wir aber nur feststellen, wenn wir das Kind
solange am Leben erhalten, bis ein Spezialist in kosmischer
Biomedizin hier erscheint und Untersuchungen anstellt.“
Er sah sich um. Pip war begeistert, weil sich schließlich
einer auf seine Seite geschlagen hatte. George starrte nachdenklich
vor sich hin auf den Boden, nur Babbo polterte sofort los:
„Wie stellen Sie sich das vor!“ fuhr er Tiff grob an.
„Das Kind hat keinen Kopf. Wie soll es ohne Nahrung am Leben
bleiben?“
Tiff wurde selber zornig.
„Stellen Sie sich nicht so dumm an! Schwerkranke sind schon
vor hundert Jahren intravenös ernährt worden.“
„Wir haben nicht genug Nährlösung“, wandte
George ein.
Der Arzt blieb ruhig und sachlich. „Im Grunde genommen bin
ich durchaus Ihrer Ansicht, Tiff. Aber ich glaube, die Frage der
Ernährung wird auch Sie ...“
Tiff unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
„Ich habe in meinem Gepäck genug Nährlösung,
um das Kind ein halbes Jahr am Leben zu erhalten. Wollen Sie's damit
versuchen?“
Georges Augen leuchteten auf.
„Sie? Nährlösung?“ fragte Babbo ungläubig.
„Wozu?“
Tiff grinste ihn an.
„Ich will draußen siedeln, nicht wahr? Dazu braucht
man Vorräte für alle Eventualitäten.“
„Und Sie wollen das alles für das Kind opfern?“
schrie Pip. „Sie sind ... Sie sind ..“
Vor Begeisterung fand er die richtigen Worte nicht. George sah
Babbo lange und nachdenklich an, und Babbo nickte schließlich.
„Versuchen wir's“, entschied er und zog ein Gesicht,
als sei er der unglücklichste Mann auf TROJA.
Tiff fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte es geschafft. Das Kind
würde leben, und niemand hatte seine Rettungsaktion verdächtig
gefunden.
„Kommen wir auf die andere Sache“, begann Babbo
unvermittelt. „Pip hier ist unser bester Scout. Er treibt sich
draußen in den Wäldern herum und hält die Augen
offen. Er beobachtete einen Nachtwolf, der sich am Nordrand der
Catania-Berge zu schaffen macht. Die Catania-Berge liegen in der Nähe
der am
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