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PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

Titel: PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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alle auf Pfählen standen. Die
spitzen Giebel trugen das Familientotem der Einwohner; einen Fisch,
einen Flügel, einen
    Reiher oder ein Bund Reis. Mitten in der Siedlung war ein runder
Platz, der sechshundert Meter Durchmesser hatte. In der Mitte des
Platzes standen drei große Gebäude: Das Schlaf haus des
Häuptlings, das Palaverhaus und der Turm der Bronzegongs.
Vierzehn riesige Gongs, trommelförmig und von beiden Seiten zu
schlagen, hingen an Seilen von federnden Palmengerüsten
herunter. Obwohl die Gongs aus einem Stück gegossen waren, gaben
sie zwei verschiedene Töne von sich; jede Seite hatte einen
anderen Klang.
    Und mitten in der vierten Nacht wurde der Wanderer geweckt.
    Die vierzehn Gongs donnerten, hallten und krachten in einer
erschreckenden Vieltönigkeit. Die Schallwellen brachen sich an
den spitzen Giebeln der Häuser, drangen durch jede Matte und in
die Ohren der achttausend Menschen: „Aiiihh - der Häuptling
ist tot!“
    In der Dunkelheit huschte Anahay davon. Er trug einen primitiven
Holzbohrer, einen Ultraschallmesser und mehrere kleine Schachteln, an
deren Seiten kurze Drähte mit Steckern hervorragten. Zwischen
den Zähnen hatte Anahay seinen Dolch. Er bewegte sich absolut
geräuschlos und sehr schnell auf das Dorf zu, schlug hundert
Meter davor einen Haken und tauchte in dem tropischen Regenwald
unter.
    Nach weiteren fünf Minuten verhielt der breitschultrige,
muskulöse Körper am Rand einer Lichtung, die mit weißem
Sand bestreut war.
    Kein Laut war zu hören.
    In der Mitte der Lichtung stand ein Gerüst aus Stämmen,
das sich vierzig Meter hoch in den sternenübersäten Himmel
erhob. Generationen hatten den Totempfahl geschnitzt, erneuert und
ausgebessert. Von schlanken Palmenstämmen war die Rinde abgelöst
worden j die weißen Balken hatte man mit Bronzemessern
bearbeitet und mit Kuafarbe schwarz eingelegt. An den Enden verbanden
dicke Stäbe reinen Platins die Bohlen - wie ein gespenstisches,
aus hundert Antlitzen starrendes geometrisches Gebilde ruhte der
Pfahl auf der Lichtung. Keine Wache war zu sehen, keine Feuer
brannten.
    Einige lange Sätze, tief am Boden gekauert, brachten Anahay
an die Rückseite des Totempfahles. Wie ein Beuteltier kletterte
er zehn Meter hinauf und hakte dann die Füße in den
Lederstiefeln um die Balken. Kleine, schnelle Geräusche waren zu
hören. Die Arbeit dauerte nicht länger als eine halbe
Stunde, dann entfernte sich Anahay so schnell, wie er gekommen war.
Er hinterließ keine Spuren.
    Immer noch erfüllte das Gellen der Bronzegongs die Luft. Sie
würden zehn Stunden lang ununterbrochen dröhnen. Anahay
erreichte sein Haus und kletterte die Leiter hinauf.
    Dreißig Minuten später war er auf dem Weg. Er hielt den
Schild in der Linken, darunter zwei Speere. Bronzebeil und Dolch
steckten im Gürtel, und quer über die nackte, braune Brust
zogen sich vier waagrechte Schlangenlinien. Sie waren weiß und
leuchteten in der Dunkelheit. So ging der Wanderer den ausgetretenen
Pfad hinauf, der vom See zum Dorf führte.
    Zum Dröhnen der Trommelgongs kamen noch die Bläser der
gewaltigen Mundorgeln dazu; sie hielten die vier Bambusröhren
vor sich her und bliesen, bliesen... hallende, traurige Töne
schallten über den Dorf platz.
    Die viertausend Männer des Dorfes hatten sich versammelt. Sie
standen in drei langen Reihen nebeneinander, trugen weiße
Lendenschürze und weißen Kopfputz aus gekalktem Reisstroh.
Auch über die Oberkörper der Dorfbewohner zogen sich die
kalkweißen Schlangenlinien; ein Zeichen der tiefen Trauer um
den Häuptling.
    Die Reihen der Männer standen wie angewurzelt. Für einen
langen Augenblick schwiegen die Trommelgongs und die Mundorgeln. Dann
ging ein langer Ruck durch die aufgestellten Krieger, und die
Kopfzierden schwankten und zitterten. Ein Stöhnen entrang sich
den Kehlen, dann ein langer Aufschrei. Das Heulen einer Mundorgel
setzte ein, dann ein donnerndes Krachen einer Bronzetrommel. Andere
Gongs fielen ein und erfüllten den Dorf platz mit Klängen
und Lärm.
    Die Oberkörper bewegten sich vorwärts und rückwärts,
in angestrengten, zitternden
    Bewegungen. Fackeln und langflammige Feuer wurden um die drei
Hütten des Mittelpunktes entzündet, und das Dunkel teilte
sich wie ein Vorhang. Zwischen den Büscheln der Kopfzierden
blitzten die Speerblätter auf, und die Ältesten kamen aus
einem Winkel des Dorfes, schwere Holzmasken vor den Gesichtern. Die
Gruppe von acht Männern, angeführt von einem über und
über

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