PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel
und
entgegnete:
»Das kann ich dir in vierzig Tagen sagen oder niemals. Es
hängt davon ab, ob ich den Horst dieser Vögel entdecke oder
ob sie mich vorher umbringen, weil ich ihr Geheimnis bedrohe.
Letztere Möglichkeit besteht durchaus.«
»Tatsächlich«, bestätigte Thoogr, dann
blickte er zur Seite. Yser folgte seinem Blick und bemerkte das
Blatt, das Keenra eben Kyvanii zeigte.
»Du hast dich selbst übertroffen, Hyad«, sagte
die Bildhauerin. »Das ist gut.« Sie reichte das Blatt an
Yser weiter, nachdem es Thoogr und Oyun begutachtet hatten. Yser sah
darauf und erstarrte. Er betrachtete es lange und mit einem
sonderbaren Ausdruck in den Augen. Dann hob er es, blickte Keenra an
und legte es zwischen die Seiten des Atlanten. Keenra nickte
zustimmend, und als sie in die Augen des Arkoniden sah, blickte sie
weg. Thoogr, der diesen Blickwechsel beobachtet hatte, lächelte
unmerklich. Jetzt wußte er genau, was er bisher geahnt hatte.
Die Gespräche gingen weiter. Sie hörten erst auf, als
sich der Morgen ankündigte und die Teilnehmer zu müde
waren, um noch neue Gedanken beizusteuern. Yser schlief, sobald er
unter den Decken lag. Neben ihm auf dem lederbezogenen Tisch lagen
die Landkarten und das Bild Keenras. Er träumte davon, diese
Nacht. Man weckte ihn erst, als die Sonne senkrecht am Firmament
stand.
RobertKara-Nevilles Schiff, die FLYING CLOUD, landete in
Terrania. Der Psychologe betrat die Halle der äußeren
Welten, kaufte sich Zeitungen, ließ sein Gepäck versorgen
und stieg in eines der unzähligen Taxis, die vor dem Eingang
warteten.
»Wohin, Mac?« fragte der Fahrer. In einem Jahrhundert,
in dem die Dienstleistungsarbeiten von Robotern betrieben wurden,
galt es als schick, von menschlichen Fahrern gesteuerte Taxis zu
nehmen. Gern schloß sich der Psychologe diesem Brauch an.
»Crest Plaza Apartments sieben.«
»In Ordnung, Mac«, antwortete der Gleiterpilot und
startete durch. »Vornehme Gegend dort«, fügte er
hinzu. Robert faltete die Zeitung zusammen und antwortete: »Ich
wohne nicht dort. Besuch, wissen Sie!«
»Sie kommen von draußen?«
Robert grinste niederträchtig. Die Welt der überzüchteten
Arkoniden als »draußen« zu bezeichnen, brachte nur
einer der abgebrühten terranischen Gleiterpiloten fertig.
»Ja«, entgegnete Robert. »Kleine Sache: Arkon
Eins. Zufrieden?«
»Nette Gegend.« Der Fahrer pfiff durch die Zähne.
»Ein Freund von mir arbeitete einmal dort. Sven Patterson,
Enkel von Lofty Patterson. Kam halbverrückt zurück und
konnte sein Leben lang in kein Visiphon mehr sehen, ohne
durchzudrehen.«
»Ich war nicht sehr lange dort«, schränkte Robert
ein. »Wir sind schon da?«
»Geht schnell bei mir, Mac«, sagte der Fahrer, stellte
den Gleiter
auf der Landeplattform ab, öffnete die Tür und warf
einen Blick auf die Uhr. »Macht zwei Solar zehn.« Robert
gab ihm drei Solar und sagte: »Stimmt. Danke.« Der Pilot
sah ihn verwundert an, steckte das Geld ein und rief ihm nach:
»Danke, Chef. Viel Erfolg!« Er grinste anzüglich,
kletterte in seinen Gleiter und flog ab. Robert blickte das Hochhaus
an, bemerkte die wuchtige 7 neben dem Eingang, ging am Robotportier
vorbei zum Antigravschacht und ließ sich zum Stockwerk
hochbringen, in dem seine Schwester ihr Apartment hatte. Robert besaß
einen zweiten Schlüssel; er öffnete die Tür, schaltete
das Licht ein und drückte den Knopf, der die Scheiben von der
Dunkelflüssigkeit befreite. Der Raum wurde hell, und neben einer
Blumenvase, aus der einige verdorrte Blumen kärglich
herausstanden, war ein verschlossener Briefumschlag aufgestellt. FÜR
ROBERT stand in Alexandras steiler Schrift darauf. Robert öffnete
den Umschlag und las.
Sehr bewunderter Bruder!
Habe mit Nome Tschato zusammen Terrania in Richtung Glynth
verlassen. Es war ein schönes Stück Arbeit, diesen Felsen
von einem Mann weichzukriegen - es fiel mir um so leichter, da ich
nicht zu schauspielern brauchte. Trotzdem mußte ich sämtliche
Register ziehen; zuletzt die Vox angelica. Du weißt, es ist die
schmeichelnde Stimme einer alten Orgel…jedenfalls wirkte sie.
Ich darf dir jedenfalls danken, daß ich Nome kennenlernen
durfte. Endlich ein ganzer Mann in dieser öden Wüste
Terrania, zumindest, was den Umgang von emanzipierten Stewardessen
angeht! Im Ernst: Wir werden versuchen, die von dir vermittelten
Daten auszuwerten und den beiden Arkoniden zu helfen. Wenn alles
stimmt, was du entdeckt, vermutet und ausgerechnet hast, dann ist es
gut - wenn
Weitere Kostenlose Bücher