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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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jeder Insel, dachte
Keenra. Vorbei war die spröde Art des Jägerstammes, dessen
Mitglieder keine echten Gefühle zeigten, wenn ein Dritter dabei
war, vorbei die wohlwollende Beschränktheit des Weltbildes der
Landleute - hier war ein offener, heiterer Ton zu spüren.
    Die Insel am Meeresstrand war teilweise mit Wäldern
bestanden. Die Siedlung war unregelmäßig und schien ohne
System erbaut worden zu sein. Einzelne Bauten, Wohnhäuser und
helle, hohe Hallen, in denen gearbeitet wurde, standen verstreut da,
fügten sich aber dennoch zu einem harmonischen Bild zusammen.
    »Hier werden die medizinischen Kenntnisse erweitert.«
Syed zeigte auf drei langgestreckte Bauten, hinter deren Glasscheiben
weißgekleidete Männer und Frauen an langen Tischen
arbeiteten. »Und dort drüben wird an den technischen
Geräten herumgearbeitet. Wir versuchen ständig, sie zu
verbessern und zu vereinfachen. Das hier ist die Erdölraffinerie.«
    Ein Bohrturm stand da, mehrere Tanks und einige Crack-türme,
aus deren Gestänge seltsame Laute kamen. Ein Ventil ließ
weißen Dampf zischend ab, und über einer schlanken Röhre
brannte eine mannshohe Flamme knatternd und ohne Rückstände.
    »Wir werden euch in dem Haus unterbringen, in dem die
Ältesten und Fachleute der einzelnen Inseln wohnen, wenn die
Sperren aufgehoben werden«, sagte Hyad, der Maler.
    »Wir können bei mir essen - meine Vorräte sind
reichlich; ich bin fast immer allein.«
    »Hyad ist Künstler«, sagte Syed und lachte laut.
»Er ist nicht verbunden, höchstens zeitweise. Künstler
brauchen Stille und Ruhe, und andere Menschen stören sie nur.«
    Hyad sagte mürrisch:
    »Aus diesem Grund ist unsere Arbeit auch Kunst, während
Maschinen niedere Dienste verrichten helfen. Das ist der kleine
Unterschied.«
    Würdevoll entgegnete Syed: »Hätten wir hier nicht
einen Riesengenerator stehen - der von uns geschaffen wurde -, so
müßtest du nachts bei Talglichtern malen, Künstler.«
    »Es ist der alte Streit«, erinnerte sich Hyad und
wandte sich zu den Gästen um, »jeder von uns ist
überzeugt, Einmaliges zu leisten. Und in Wirklichkeit leisten
wir es auch, weil noch niemand vor uns die Ideen hatte - wir sind
noch zu jung, haben zu wenig Geschichte, wißt ihr?«
    »Vierhundert Umläufe unter der Kontrolle der Vögel«,
sagte Keenra und warf einen bezeichnenden Blick nach oben. »Trotzdem
werde ich mir ansehen, was du geschaffen hast. Ich bin Archäologin.«
Hyad war interessiert. »Archäologin - was ist das?«
    »Eine Frau, die sich nur für tote Männer
interessiert, nicht für lebende.« Yser grinste anzüglich.
    Keenra sah ihn ruhig an und entgegnete:
    »Aber wenigstens für Männer. Im Prinzip hat er
recht, Hyad. Ich erforsche die Vergangenheit, um Schlüsse zur
Gegenwart ziehen zu können.«
    »Ich begreife«, sagte Hyad.
    »Wir kommen zum Bereich der Künstler«, erläuterte
Syed weiter. Kennzeichnend für diese Insel war das Fehlen von
Leuten, die außerhalb der Häuser arbeiteten. Alles vollzog
sich im Inneren der Werkhallen, Laboratorien und kleinen Fabriken.
»Sie haben sich seit sechs Generationen auf jener Klippe
angesiedelt.« »Und vorher?« frage Keenra. Ernst
blickten sie die rötlichgesprenkelten Augen des Maschinenbauers
an. Hyad antwortete an seiner Statt:
    »Vorher… nichts. Unsere Kunst hat eine noch kürzere
Geschichte. Vorher hatten die Menschen zu tun, um ihr Leben zu
erhalten und sich zu vermehren. Erst seit rund zweihundert Umläufen
gestatteten die Vögel, >überflüssige< Dinge zu
versuchen und herzustellen. Erst Zivilisation, dann Kultur. Die
Künstler entwickelten sich aus der Gilde der Former, die den
Geräten die passende Form gab.«
    Sie betraten jetzt das Gästehaus und richteten sich ein. Syed
führte sie, und Hyad ging voraus. Er wollte sein Atelier für
den Abend aufräumen und etwas Eßbares herstellen, wie er
sich ausdrückte.
    Das viereckige Haus mit dem abgeschrägten Dach lag am Ende
einer natürlichen Treppe, die durch wenige Steinplatten ergänzt
worden war. Die Treppe führte hinauf auf die Klippe, die fünfzig
Mannslängen hoch über den Brandungswellen aufragte und das
Ende der Insel bildete. Tief unten rauschte die Gischt gegen den
Stein. Das große Dach war offen, konnte durch Schiebeelemente
aus Glas verschlossen werden. Außer Hyad lebten hier noch rund
zweitausend Menschen; Künstler mit ihren Familien und Kindern;
Leute, die Plastiken herstellten, Grafiker, Maler und Musiker.
    Sieben Menschen saßen um den Tisch. Syed,

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