PR TB 022 Der Geister Agent Aus Dem All
aber in weniger als zwei Minuten würde
man das leere Zimmer entdecken. Für den Arzt war es dann nicht
schwer, meine Fluchtrichtung zu erraten. Ich konnte noch nicht weit
sein, sonst wäre derAlarm des Roboters früher gekommen. In
die Richtung, aus der derArzt und die Schwester kamen, konnte ich
nicht geflohen sein, sonst hätten sie mich entdeckt. Blieb nur
die eine Richtung - die, in der ich mich jetzt bewegte.
Soweit mit meinen Gedanken gekommen, faßte ich einen anderen
Plan. Ich blieb hinter der nächsten Biegung stehen. Geduldig
wartete ich. Ich spähte um die Ecke, hoffend, daß nicht
ausgerechnetjetztjemand von hinten kam und mich überraschte.
Beinahe im Laufschritt bogen Arzt und Schwester um die letzte
Biegung vor ihrem Ziel und verschwanden in meinem Zimmer.
Jetzt spurtete ich los.
Ich wußte, daß ich nur wenige Sekunden Zeit hatte, bis
die beiden wieder auf dem Flur erschienen.
Aber ich schaffte es.
Ich hörte ihre erregten Stimmen, als ich eben aus ihrem
Blickfeld entkommen war. Das Herz klopfte mir bis zum Halse. Mein
Kopf dröhnte.
Offenbar hatte ich doch eine Gehirnerschütterung.
Doch jetzt war nicht die Zeit, an meine Gesundheit zu denken. Ich
sprang in den nächsten Antigravschacht und sank langsam nach
unten. Wieder einmal hatte ich großes Glück. Ich kam
direkt vor einem derAusgänge der Zentralklinik heraus. Der
automatische Portier summte nur leise, als ich an ihm vorüberging.
Er war ja auch nicht als Wächter gedacht, sondern nurzur
Anmeldung fremder Personen und zur Erteilung von Auskünften.
Von nun an ging alles relativ leicht. Ich war kein entflohener
Gefangener, sondern ein Patient, der ohne Erlaubnis das Krankenhaus
verlassen hatte. Der Stationsarzt würde eine Beschwerde an
meinen Vorgesetzten schicken, und ich würde aufgefordertwerden,
die Klinik umgehend wieder aufzusuchen. Ich hatte nie die Absicht,
dieserAufforderung zu folgen. Es gab Wichtigeres zu tun.
Ohne ein einziges Mal aufgehalten zu werden, erreichte ich den
Wohntrakt der ALPHA-3-Wissenschaftler. Ich zog den elektronischen
Schlüssel aus meine Tasche. Man hatte ihn mir gelassen, ebenso
wie alles andere, was man für mein privates Eigentum hielt,
darunter auch den als Vakuum-Uhr getarnten Psycho-Spürer.
Natürlich fehlte die Hülse mit dem Psychogramm. Die würde
Major Kitachi an sich genommen haben.
Ich war in den letzten Minuten allzu sorglos geworden.
Leider merkte ich das erst, als ich bereits dicht vor meiner
Wohnungstür stand. Ich hielt den Kopf gesenkt. Mein Blick fiel
plötzlich auf ein Paar riesige, halbhohe Wadenstiefel, wie sie
die Raumfahrer zu tragen pflegen. Von dort glitteran zwei mächtigen,
säulenförmigen Beinen hinauf - und blieb an zwei
finsterdreinschauenden Gesichtern hängen.
"Guten Tag, Dr. Teleke...", sagte Goratschin gedehnt.
"Wie ich sehe, fühlen Sie sich in der Klinik nichtwohl ...
?"
Verwundert starrte ich den Mutanten an. In seinen beiden
Augenpaaren war nichts mehr von der sonst dominierenden Gutmütigkeit.
Was hatte Goratschin nur? Ein eisiges Gefühl legte sich wie
ein Ring um meine Brust. War es dem "Geister-Agenten" etwa
gelungen, den Mutanten zu "übernehmen"...?
Goratschin räusperte sich.
Schließen Sie bitte auf!" befahl er rauh. "Ich
habe mit Ihnen zu reden!"
Ich bot Goratschin einen Platz an. Aber er blieb stehen. Also
blieb ich ebenfalls stehen.
In den wenigen Sekunden, die ich zum Öffnen derTür und
zum Betreten meinerWohnung gebraucht hatte, war ich darangegangen,
die Linie meines Verhaltens gegenüberdem Mutanten festzulegen.
Wenn er, was durchaus im Bereich des Möglichen lag, von dem
"Geister-Agenten" präpariert worden war, würde es
sinnlos und gefährlich sein, ihm das aufden Kopfzuzusagen. Ich
mußte versuchen, ihn so zu behandeln, als wäre alles in
bester Ordnung. Trotz meiner immer heftiger werdenden Kopfschmerzen
brachte ich ein Lächeln zuwege.
"Ich freue mich, Sie zu sehen, Sir. Was gibt es Neues?"
Goratschins Gesichter behielten den finsteren Ausdruck.
"Nichts Erfreuliches, Dr. Teleke ... !" Erdehnte
auffällig meinen Namen. "Der „Geister-Agent' dünkt
sich ziemlich schlau!"
Ich wölbte die Brauen.
"Er hat - wie, das wissen Sie sicher besser als ich - von dem
Vorhandensein des Psychogramms erfahren. In logischer Konsequenz
sorgte er dafür, daß er dabei war, als das Psychogramm
geholt wurde. Er tötete Dr. Heister und zündete eine
Brandbombe innerhalb des Schienengleiters. Sehr raffiniert, Dr.
Teleke. Aber nicht raffiniert
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