PR TB 023 Der Einsame Von Terra
dachte
über die Möglichkeiten nach, durch die. veranlaßt
werden konnte, daß der Gleiter wie ein Felsen niederkrachen
würde, wenn er versuchte, die Wohnungstür von Daln Roka zu
öffnen - und fand eine Möglichkeit.
Neben dem Schloß befand sich eine einfache Fotozelle, die
bereits durch das energetische Muster eines Schlüssels ansprach,
ein Relais herumwarf, das schlagartig entweder die Antigravanlage
umpolte oder ausschaltete. Also durfte er das Schloß nicht
berühren, wenn er heil in Dalns Wohnung kommen wollte. Außerdem
war der Lärm des stürzenden Gleiters bis zum Versteck von
Carayns und Aghan zu hören. Die beiden Verräter konnten
daraus schließen, daß Seymour in der Falle umgekommen
war. Seymour zog seine Waffe, schaltete sie auf Strahlenprojektion
und geringste Streuwirkung, dann zielte er. Lautlos brannte sich der
kalkweiße Strahl durch das Stahlschott, zerschnitt in
rechteckiger Bahn die Angeln der Tür. Dreimal, dann war die
Ladung erschöpft. Das Metall, zuerst weiß, dann tropfend,
kühlte ab und wurde dunkelrot. Es stank nach einer Vielzahl von
verbrannten Stoffen und nach Ozon. »Los!« sagte Seymour
laut, behielt die Waffe in der Hand und nahm einen Anlauf. Er sprang
die Treppe hinauf, drehte sich seitwärts und rammte die Tür.
Es knirschte wild, dann fiel Seymour zusammen mit der stählernen
Platte in den Raum hinein. Er stand sofort wieder auf den Füßen.
Das Schloß, aus der Halterung gerissen, hatte die Fotozelle
eingeschaltet.
Seymour lachte lautlos und bitter, als er sah, was sich Carayns
hatte einfallen lassen. Er hatte den Gleiter mit Steinen und
Stahlschrott beladen und sich vermutlich aus der schwebenden Maschine
abgeseilt.
Das Antigravfeld wurde auf einer Seite abgeschaltet, und der
Gleiter kippte sofort um. Die Ladung entleerte sich genau auf den
Platz vor der Tür. Seymour oder jeder andere, der das Schloß
berührte, wären auf der Stelle zerschmettert worden.
Schwere Felsbrocken und scharfkantiges Metall zertrümmerten die
Plattform, zerfetzten das Geländer und krachten in die Tiefe.
Staub und Sand wirbelten auf, donnernd hallte das Gerüst der
Treppe nach.
»Dieser Hund!« flüsterte Seymour. Zorn erfüllte
ihn, fast leidenschaftslos - kalt und glasklar. Wenn er jemals Furcht
empfunden haben sollte, jetzt nicht mehr. Er war über alles
hinaus. Er war nichts anderes als eine eingeschaltete Maschine, die
einen klaren Auftrag zu erfüllen hatte und diesen auch erfüllen
würde.
Daln Roka lag auf seiner Liege, die zusammengebrochen war und
schräg im Raum stand. Das Zimmer war verwüstet; es mußte
ein erbarmungsloser Kampf stattgefunden haben. Lampen, Bücherregale,
Möbel und Scheiben - alles war zerstört. Daln war mit
Stahldraht an die Liege gefesselt. Er war verletzt, blutig, voller
Schrammen und mit einem geschwollenen Gesicht. Nur seine Augen waren
klar. Ein Stück Tuch war mit mehreren Windungen glänzenden
Drahtes in seinen Mund gezwängt worden. Seymour sah in die Augen
des Epsalers und folgte ihrem Blick. Sie deuteten auf einen Kasten,
der inmitten von Scherben und zertrampelten Lesespulen unter den
Trümmern des Tisches hervorragte.
Mit einem gezielten Fußtritt räumte Seymour die Reste
weg, warf den Kasten um, bückte sich und holte inmitten des
Werkzeugs die kleine Zange heraus. Sekunden später, in denen nur
das Schwirren der gespannten Drähte das einzige Geräusch
war, abgesehen von den flachen Atemzügen des Epsalers, war Daln
Roka frei.
Seymour griff unter die Schultern des Mannes, zog ihn hoch und
hielt ihn fest. Daln schwankte ein wenig, spreizte die Beine und
holte mehrere Male tief Atem. Langsam kam er wieder ganz zu sich.
Seymour rannte in die kleine Küche, ließ eiskaltes
Wasser in das Becken laufen, warf ein Handtuch hinein und brachte den
triefenden Lappen zurück. Er wusch vorsichtig das Gesicht des
Mannes ab, hob dann die Gelenke, massierte sie kurz und zog dann Daln
in die Duschkabine. Dort lehnte er ihn gegen die Wand und drehte die
kalte Dusche auf.
Der Schock brachte Daln vollkommen auf die Füße.
»Danke, Sey«, sagte er. »Das soll mir dieser
Hund teuer bezahlen. Schau dir hier mein Zimmer an -alles ist beim
Teufel.«
»Alles ersetzbar. Paß auf...«
Mit zwanzig Sätzen erzählte er ihm, was vorgegangen war.
Er schloß:
»Du bist der einzige, der mir noch geblieben ist, und ich
bin froh darüber. Du wirst dich jetzt in die Zentrale setzen und
mit den zahllosen Möglichkeiten eines zentralgesteuerten
Raumhafens spielen,
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