PR TB 023 Der Einsame Von Terra
reagierte unheimlich schnell.
Er riß seinen rechten Arm hoch, und die Waffe in seiner Hand
begann aufzubellen. Armlange, hellblau-weiße Zungen entstanden
vor dem Lauf, und der Körper des Henkers wurde von den
Einschlägen immer tiefer in die aufkreischende Menge
hineingetrieben. Eine Panik entstand, und binnen weniger Minuten war
der Platz geleert, bis auf wenige Menschen. Nkalay und ihr Wächter
bemühten sich um das durchgehende Reittier, die Amazonen
bildeten einen dichten Kreis, und Quattaghan weinte still. Er bückte
sich, ließ die Waffe fallen und faßte behutsam den Griff
des Wurfmessers an.
Als der Donner des landenden Schiffes verklang und die Männer
auf den Platz liefen, bot sich ihnen folgendes Bild:
Im Schein von drei Tiefstrahlern lag auf der Sandfläche der
gekrümmte Körper des Agenten - des Panthers Alcolaya.
Daneben stand ein hagerer Shand'ong und hielt ein langes Messer in
beiden Händen und starrte es aus blinden Augen an. Sechzig Meter
entfernt kämpften zwei Menschen gegen ein wildgewordenes Tier,
und ein zweiter Körper lag da, in einer größer
werdenden Fläche Blut, das im Sand versickerte.
Dann sagte der Shand'ong in fehlerfreiem Terranisch: »Ich
bin Quattaghan - das hier ist Alcolaya. Er ist tot. Es war ein
Versehen. Dort liegt sein Henker. Bringt ihn ...« Er vermochte
nicht mehr weiterzusprechen.
6.
Alcolaya lag unter einer leichten Decke; man hatte versucht, die
Spuren des Kampfes etwas zu beseitigen. Corinna saß neben
Nkalay auf der Lehne eines von Seymours Sesseln, neben der Tür
stand ein schweigsamer Doppelposten der Abwehr.
Quattaghan war da, der Tecko, Daln Roka und noch ein Mann, der in
der entferntesten Ecke saß, still, wachsam, aber irgendwie
abwesend. Ein Mann, der ziemlich unauffällig wirkte, mit einem
schmalen Haarkranz um den Schädel. Der Raum, dessen drei Fenster
weit offenstanden, roch intensiv, sehr intensiv nach etwas Fremdem,
Scharfem.
Die sieben Menschen warteten.
Sie warteten geduldig, seit etwa zwei Shand'ong-Tagen. Sie mußten
sich auf diese Folter der Geduld spannen lassen, weil sie nicht
wußten, ob der geschwächte Körper des Mannes trotz
der Verwendung von flüssiger Nahrung und Tau Ssagis den schweren
Schock und den Blutverlust überstehen würde. Seymour lag
auf seiner Liege, atmete sehr flach und hatte die Hautfarbe eines
Leichnams.
Nkalay und Quattaghan, unterstützt von dem Medorobot des
Patrouillenschiffes und zwei Heilern aus dem Klan der Wundärzte
K'tin Ngecis, hatten sich aufopfernd um Seymour gekümmert.
Nach einer endlos scheinenden Zeit warf Seymour den Kopf herum,
atmete tief ein, und langsam, viel zu langsam kam etwas Farbe in sein
Gesicht. Er öffnete die Augen, blinzelte ungläubig und sah
dann, als der Blick klar geworden war, nacheinander die Wartenden an.
Dann löste sich die Spannung in einem lauten Aufschrei
Quattaghans: »Ich wußte es doch - er hat die Natur eines
Raubtieres. Hier ist er wieder...« Seymour zuckte zusammen,
blickte Quattaghan an und lächelte etwas.
»Hier bin ich wieder. Das war knapp, Quattaghan, nicht
wahr?«
Der Shand'ong nickte schwer. »Verdammt knapp, Terraner«,
sagte er. »Aber wir haben's noch einmal geschafft.«
Der kleine Mann, der bisher unbeachtet im Hintergrund des Raumes
gesessen hatte, stand auf. Er wirkte fast schmächtig,
unbedeutend ... dann geriet er in das Blickfeld des Agenten.
»Allan D. Mercant«, sagte Seymour, »sind Sie
doch gekommen.«
»Natürlich«, erwiderte der Solarmarschall, »Ihr
Ruf war dringend genug, um die halbe Abwehr zu alarmieren.«
»Der Vater aller Wächterklans!« sagte Nkalay und
gab Quattaghan ein Zeichen. Der Shand'ong ging zu ihr hin, ließ
sich auf ein Knie nieder und hob die Mutter der Klans auf den Arm. Er
trug sie hinüber zur Liege und setzte sie sehr behutsam an der
Seite Seymours ab. Nkalay griff nach der Hand des Mannes und sagte:
»Wir haben alle sehr böse Tage hinter uns. Du lagst
hier wie eine Leiche, zwei volle Tage lang. Wir versorgten dich mit
flüssiger Nahrung und badeten dich förmlich in Tau. Wie
fühlst du dich, Seymour?«
Seymour blickte vorsichtig an sich herunter, nachdem er mühelos
den Kopf gehoben hatte. Er bewegte die Beine, die Zehen und die Arme,
dehnte den Brustkorb und sagte dann sehr verwundert: »Ausgezeichnet.
Was ist alles geschehen? Ich weiß nur noch, daß ich vor
deinem Reittier zusammenbrach - dann nichts mehr.«
»Wir werden es Ihnen in kleinen Dosen eingeben, was
geschehen ist, Panther
Weitere Kostenlose Bücher