PR TB 023 Der Einsame Von Terra
dreiundzwanzig Klanmütter, ausnahmslos ältere
Frauen, die alles andere als dumm waren oder leichtgläubig,
standenjetzt um Nkalay herum und sahen Seymour an. Seymour hoffte,
sie überzeugen zu können, denn noch niemals - das wußte
er genau - war gegen einen Befehl einer Klanmutter verstoßen
worden.
»Ich erfuhr von Tau Ssagis erst vor Stunden«, rief
Seymour laut. »Und ich weiß, was es für Shand'ong
bedeuten würde, wenn dieses Geheimnis bekannt würde auf
anderen Welten. Der Reihe nach sage ich folgendes:
Zuerst das Mädchen.
Sie ist eine sehr kluge Vertreterin einer Wissenschaft, die sich
Chemie nennt und sich mit allem befaßt, was aus Stein oder
Pflanzen gemacht werden kann. Sie hat auf Terra, unserer Heimat, eine
Fabrik, die zur Heilung von Verletzten und zur Hilfe für Kranke
Medikamente herstellt. Sie erfuhr von Ssagis dort auf Terra, vor
kurzer Zeit. Natürlich war sie an Tau interessiert, aber sie
wußte auch, welche Not über euer Volk hereinbrechen würde,
wenn dieses Geheimnis bekannt würde. So entschloß sie
sich, hierher zu fliehen und jeden Abgesandten ihrer eigenen Firma
bei mir zu melden, damit ich ihn ausweisen kann. Das ist die
Wahrheit!«
Die Mutter der Wächter sagte hart:
»Terraner - ich glaube, daß du lügst, um deinen
Kopf zu retten.«
Ohne sich umzudrehen, sagte Seymour hart: »Quattaghan?«
Laut antwortete der Wirt, als er sich durch die Umstehenden Bahn
brach: »Hier, mein terranischer Freund. Hier bin ich.«
»Komm zu mir!«
Quattaghan blieb neben ihm stehen.
»Quattaghan«, fragte Seymour, »ich bat dich, die
beiden Männer beobachten zu lassen. Wer beobachtete sie - gebt
gut acht, Mütter!«
Quattaghan antwortete schnell: »Es war Noyahrt, vom Klan der
Wächter. Er hat auch alles fotografiert. Ich habe die Bilder bei
mir. Hier!« Er klopfte auf die große Tasche seiner Jacke.
»Ist Noyahrt hier?«
»Ja - dort.«
»Er soll kommen. Befiehl es ihm, Mutter!«
Die Mutter des Wächterklans winkte, dann stand Noyahrt neben
Seymour. Er bemühte sich, sein ängstliches Zittern nicht
allzu deutlich zu zeigen.
»Was taten die beiden Männer, Noyahrt, als sie deinen
Freund zwangen, ihnen alles über Tau zu sagen?«
Der Wächter stieß hervor: »Sie nahmen einen
glänzenden Gegenstand, der voll von grüner Flüssigkeit
war und stießen eine Nadel in seinen Arm. Dann redete er.«
»Würde sonstjemals ein Shand'ong über Tau reden?«
Noyahrt straffte sich. »Nein!« schrie er.
Seymour nickte schwach. »Danke«, sagte er.
»Mutter der Wächter«, wandte sich Seymour wieder
an die Frau, in deren Zügen sich die aufkommende Verwirrung
widerspiegelte. »Ich bin bereit, unter dem Einfluß von
jener Medizin auszusagen - ich kann dann nichts anderes sagen als die
reine Wahrheit. Jede noch so kleine Lüge würde mich vor
Schmerz fast umbringen. Glaubst du mirjetzt?«
»Noch nicht ganz, Terraner«, antwortete die Frau.
»Dann höre weiter«, sagte Seymour, und lauter
werdend fuhr er fort: »Soviel also über das Mädchen.
Die beiden Männer waren Verbrecher, die von den Verwandten des
Mädchens bezahlt worden sind, um sie wieder zurückzuschaffen
und um das Geheimnis von Tau zu enträtseln. Wie sie es
schafften, werden euch die Bilder meines Freundes Quattaghan zeigen
können und der Bericht Noyahrts. Und ein Shand'ong - sagte man
mir einst - lügt niemals; eher stirbt er. Stimmt das?«
»Du bist sehr geschickt, Seymour«, sagte Nkalay und
lächelte dabei. »Ich warte auf das, was noch kommt.«
Seymour lächelte gequält zurück.
»Ich weiß, Nkalay«, erwiderte er, »sonst
wäre ich nicht hier als Hafenleiter und als Spezialagent unseres
eigenen Wächterklans. Aber hört weiter!«
Er rief:
»Wir werden die Verwandten des Mädchens Corinna
anzeigen und anklagen und gleich verhandeln. Sie werden versprechen -
und unsere Wächter können dafür sorgen - daß sie
nicht ein Gramm Tau von K'tin Ngeci mitnehmen, das nicht bezahlt oder
geschenkt wurde. Das kann ich versprechen. Ein Schiff wird in Kürze
landen, und an Bord ist der Vater meines Klans. Er wird für
alles sorgen.«
»Weiter, Seymour. Was soll mit den beiden Verbrechern
geschehen?«
Seymour schüttelte langsam den Kopf.
»Nichts mehr!«
»Nichts?« fragten mehrere Mütter.
»Nein. Sie leben nicht mehr. Ich kämpfte gegen sie. Den
großen blonden Mann erschoß ich schnell, mit dem anderen
mußte ich lange kämpfen. Es war ein Kampf wie eine
Mandalayjagd. Auch das, was sie sammelten - es waren
Ssagisschößlinge,
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