PR TB 025 Ins Weltall Entführt
spürte den Druck der einzelnen
Kabel auf der Haut. Fetzenweise lösten sich Haarbüschel aus
ihrem aufgeweichten Fell. Die Nährflüssigkeit geriet in
Bewegung.
Da Seth jetzt auf der Seite lag, fiel es ihr leichter, die Beine
zu krümmen. Sie stellte sich vor, wie es wäre, auf diesen
Beinen zu laufen, sie nacheinander auf festen Boden zu setzen.
Ich muß mich auf dem Lager aufrichten, dachte sie
entschlossen.
Sie begann ihre Tatzen zu spreizen. Das bereitete ihr
fürchterliche Schmerzen, denn die einzelnen Krallen waren von
wucherndem Fleisch bedeckt, das nun aufriß.
Sie stellte ihre Übungen ein, um nicht das Bewußtsein
zu verlieren. Sie schaute an sich herunter und sah, daß sich
einige Krallen gelöst hatten. Sie schwammen träge in der
Flüssigkeit. Ich muß mich beeilen, dachte Seth.
Sie streckte die Vorderbeine aus und zog die hinteren dicht an den
Körper. Dann verlagerte sie ihr Gewicht.
Los! befahl sie sich. Steh jetzt auf!
Sie stemmte die Vordertatzen fest gegen ihr Lager und versuchte,
sich mit ihrem Hinterteil hochzudrücken.
Dann stand sie plötzlich auf den Hinterbeinen.
Behutsam hob sie sich vorn in die Höhe. In ihrem Kopf
rauschte es, der Schmerz raste wie glühendes Feuer durch ihre
Flanken. Dann stand sie aufrecht auf dem Lager, während die
aufgewühlte Flüssigkeit sie umspülte. Weitere Kabel
glitten aus ihrem Fleisch. Sie spürte den Drang zum Atmen.
Sie begann heftig zu zittern. Die Schwäche übermannte
sie, und sie sank auf das Lager zurück. Gewaltsam mußte
sie sich am Atmen hindern. Sie ahnte, daß sie ersticken würde,
sobald sie den Rachen öffnete. Noch war sie mit über der
Hälfte aller Kabel verbunden. Das mußte im Augenblick
genügen.
Du forderst den Tod heraus, drang ein heftiger Gedankenstoß
Trayschs zu ihr durch, als sie einen Augenblick ihre Abschirmung
aufgab.
Sie bezweifelte nicht, daß er recht hatte. Sie mußte
jedoch noch einmal Kräfte sammeln, bevor sie den entscheidenden
Versuch unternahm. Sie bettete ihren Kopf auf die Vorderbeine und
starrte aus dem Behälter. In ihrer unmittelbaren Nähe lagen
einige Kinder und der Erwachsene am Boden.
Die Kinder schliefen. Seth wußte nicht, wie sie helfen
sollte. Es gab keine Verständigungsmöglichkeit zwischen ihr
und diesen Wesen.
Außerdem drängte die Zeit. Jetzt, da sie viele Kabel
verloren hatte, die bestimmte körperliche Funktionen
aufrechterhalten hatten, mußte sie schnell aus dem Behälter
und ihre alte Lebensweise wieder aufnehmen. Hoffentlich war es dazu
nicht zu spät. Vielleicht erstickte sie, sobald sie den Kopf aus
der Nährflüssigkeit hob und zu atmen begann. Ebensogut
konnte sie einen Herzschlag bekommen, wenn die Anstrengung zu groß
wurde.
Sie würde dem Tod in jedem Fall näher sein als an jenem
Tag, als das riesige Raumschiff auf Bruuth und sie herabgestürzt
war. Seths Kopf ruckte in die Höhe.
Bruuth! dachte sie wie elektrisiert. Das fremde Schiff!
Ich erinnere mich! schrie alles in ihr. Ich kann mich erinnern!
*
Als Kut-Ter feststellte, daß die Roboter einen
Transportwagen zu bauen begannen, entschloß er sich, mit seinem
Ausbruchsversuch noch etwas zu warten. Er brauchte Traysch nicht zu
fragen, um zu wissen, wofür dieser Wagen gebaut wurde.
Traysch ließ ihn sich anfertigen, um sich in seinem Behälter
an Bord des Raumschiffes bringen zu lassen, das die Fremden
inzwischen bereitwillig verlassen hatten. Viel zu bereitwillig, für
KutTers Begriffe. Er glaubte an eine Falle.
Doch es würde Traysch sein, hinter dem diese Falle zuschlug.
Kut-Ter wußte, daß der Laagor nicht beabsichtigte, ihn
oder Seth mit an Bord des Schiffes zu nehmen. Traysch wollte sie
zurücklassen. Das kam einem Todesurteil gleich, denn der Laagor
würde alle Maschinen mitnehmen, die wichtig waren, um ihn
innerhalb seines tonnenförmigen Tanks am Leben zu erhalten.
KutTers und Seths Behälter waren ebenfalls an diese Maschinen
angeschlossen.
Kut-Ter betrachtete es für sich als Vorteil, daß Seth
offen zu rebellieren begann. Das lenkte den Laagor von ihm ab.
Kut-Ter bezweifelte, daß es Seth gelingen würde, ihren
Behälter zu verlassen, er zog aber auch diese Möglichkeit
in Betracht. Schließlich zeigte Seth neuerdings überraschende
Intelligenz.
Ob sie uns die ganze Zeit über nur Theater vorgespielt hat?
fragte er sich. Sollte ihre Dummheit nur Täuschung gewesen sein?
Es war gleichgültig, welche Fähigkeiten Seth in
Wirklichkeit besaß, sie war Trayschs technischer Macht so oder
so unterlegen.
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