PR TB 028 Gucky Und Die Mordwespen
recht behalten.
Im Verlauf weniger Jahrzehnte hatte sich die der Sonne zugewandte
Seite verflüssigt.
„Es wird unnötig sein, daß wir uns die restlichen
drei Planeten ansehen", sagte Tabor. „Der innerste wird
bald verdampft sein. Ich möchte nur noch die Sonnenmessungen
vornehmen. Sorgen Sie bitte dafür, Oger-3, daß wir so
dicht wie möglich an ihr vorbeifliegen. Wie arbeiten die
Kühlungsmaschinen? Sind sie gut gegen die Hitze geschützt?"
„Wir können uns der Sonne maximal bis einhundert
Millionen Kilometer nähern."
„Das genügt."
Gucky saß schweigsam in seinem Sessel und betrachtete das
furchterregende Schauspiel, das sich seinen Augen bot. Wenn das
Kühlsystem im Schiff ausfiel, waren sie alle verloren.
Die Sonne füllte alle Frontschirme aus. Trotz der starken
Filter mußte Gucky die Augen halb schließen, um nicht
geblendet zu werden. Er sah in eine flammende Hölle entfesselter
Urgewalten, die mitjeder Sekunde Hunderte von Millionen Tonnen
Materie in Energie umsetzten. Protuberanzen schössen bis zu
zwanzig Millionen Kilometer in den Raum hinaus, um in weitem Bogen
wieder in die glühende Sonnenatmosphäre zurückzusinken.
In der Zentrale wurde es merklich wärmer.
„Das ist ganz natürlich und bedeutet nichts",
beruhigte Oger-3, der Guckys besorgten Gesichtsausdruck richtig
verstanden haben mochte. „Das Kühlsystem ist in Ordnung.
Wir
haben auch bald den geringsten Sonnenabstand passiert. Es wird
bereits beschleunigt, und in kürzester Zeit erreichen wir die
Lichtgeschwindigkeit."
Die weiße Gluthölle wanderte langsam auf die Seiten-
und Heckbildschirme. Tabor beendete seine Untersuchungen. Er mußte
nur noch die Daten verarbeiten, und dazu blieben ihm nahezu dreißig
Stunden.
„Sie können sich nun ausruhen", riet Oger-3
freundlich. „Da wir nicht schneller als das Licht sind, kommen
wir nur langsam voran. Unser System ist sehr groß. Ihre Kabinen
sind für einen längeren Aufenthalt ganz nach Ihren
Bedürfnissen eingerichtet worden."
Gucky stand auf.
„Bleibst du noch hier, Tabor?"
„Sobald ich mit meinen Berechnungen fertig bin, komme ich
nach. Ruh dich nur aus."
Als Gucky gegangen war, fragte Oger-3:
„Können Sie schonjetzt etwas sagen, oder ist es noch zu
früh dazu?"
Tabor zögerte.
„Vielleicht ist es noch zu früh, aber meine ersten
Vermutungen scheinen sich zu bestätigen. Kher hat recht. Ihre
Sonne wird heißer, aber die Gefahr einer plötzlichen
Explosion besteht nicht - das kann ich mit Bestimmtheit sagen. Sie
wird also nicht zur Nova, es sei denn, Kher hilft nach, wie er
gedroht hat."
„Er hat gedroht?"
„Das wissen Sie nicht?" Tabor überlegte, ob er
gegen die Gebote der Königin handelte, wenn er zuviel verriet,
aber dann entschloß er sich, dem Kommandanten reinen Wein
einzuschenken. Es war höchste Zeit, mit dem Maschinenkult der
Orgh zu brechen. „Kher hat gedroht, die Sonne explodieren zu
lassen, wenn die Orgh ihm nicht helfen. Er hat Ihr Volk erpreßt,
Oger-3. Die Königin hat alles tun müssen, was Kher wollte,
und allmählich beginne ich daran zu zweifeln, daß erjemals
sein Wort gehalten und die Rasse der Orgh gerettet hätte, wenn
die Versuche glückten. Wir werden es bald wissen."
Es dauerte einige Stunden, bis Oger-3 seine Erschütterung
überwunden hatte. Seit Jahrhunderten lebten die Orgh nur in der
Vorstellung, daß Kher ihr Gott war, der nur ihr Bestes wollte.
Und nun auf einmal, von einer Sekunde zur anderen, wurde aus dem Gott
ein Satan. Das war eine Umstellung, die Zeit in Anspruch nahm.
Aber gerade Zeit war das, was sie nicht hatten.
Am 12. Juli des Jahres 2350 näherte sich das Erkundungsschiff
dem elften Planeten, fast vierzig Stunden nach dem Start von Orgha.
Tabor gab die Ergebnisse seiner Untersuchungen bekannt, undjeder
im Schiff konnte sie hören.
„Es steht nun fest, daß die Sonne keine Nova wird,
aber damit ist die Gefahr für Orgha keineswegs gebannt. Vielmehr
ist es ein immer stärker werdender Atombrand, der die Sonne
frißt. Im Verlauf weniger Jahrzehnte wurde die Oberfläche
des vierten Planeten verflüssigt. Bald wird der fünfte
Planet in der Zone derVerflüssigung stehen - meinen Daten nach
in etwa dreißig Orgha-Jahren. Orgha selbst wird in zweihundert
Orgha-Jahren unbewohnbar sein. Ihre Metalloberfläche wird dann
auch keinen Schutz mehr bieten, abgesehen davon, daß die
Atmosphäre durch die Erhitzung eine so hohe
Molekularbeschleunigung erfährt, daß sie sich in den
Weltraum verflüchtigt. Es steht
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