PR TB 029 Die Fremden Aus Dem Mikronebel
Komplikationen gefaßt sein, Sir",
sagte Meech mit einem tadelnden Unterton in der Stimme.
Julian beruhigte sich.
"Ja, du hast recht. Zumindest während der kommenden
sechs oder sieben Tage. Danach wird keiner mehr an Abenteuer dieser
Art denken wollen. Der Nebel wird bis dahin so nahe sein, daß
man ihn mit dem bloßen Auge erkennen kann."
Julian zuckte mit den Schultern
"Bis dahin müssen wir uns anständig benehmen,
Meech, daß niemand uns etwas vorwerfen kann."
Er stand auf und gähnte.
"Ich lege mich hin, Meech. Ich brauche ein paar Stunden Ruhe.
Was ist mit dir? Bleibst du auf?"
"Im Augenblick fällt mir nichts Besseres ein, Sir",
antwortete
Meech und lächelte dazu.
Julian fand lange keinen Schlaf. So herzlich er auch über
Meechs Abenteuer gelacht hatte, so deutlich war er sich darüber
im klaren, daß Doreen Baermans Sehnsüchte für die
Sicherheit der kleinen Kolonie eine nicht zu unterschätzende
Gefahr bedeuteten. Die Siedler hatten, selbst wenn sie einig waren,
nur eine geringe Chance, dem herannahenden Gegner wirksamen
Widerstand entgegenzusetzen. Tanzte einer von ihnen aus der Reihe,
dann war die Sache vollends verloren.
Als es Julian schließlich gelungen war, Ruhe zu finden,
schlief er lange und tief und erwachte ausgeruht und voller Tatkraft.
Er mußte nach seiner Schätzung wenigstens acht Stunden
lang geschlafen haben, aber draußen war es noch so dunkel wie
zuvor. Die Tür zu seinem Zimmer war geöffnet, und gegen das
matt erleuchtete Viereck zeichnete sich Meech Hannigans Gestalt ab.
"Sie haben Besuch, Sir", erklärte Meech
Julian schwang sich aus dem Bett. Innerhalb weniger Sekunden war
er völlig angekleidet. Draußen im Wohnzimmer stand Kalep
und starrte vor sich hin auf den Boden
"Guten Morgen, Joe", begrüßte ihn Julian
freundlich
"Hat das alte Scheusal Ihnen keinen Sitzplatz angeboten?"
"Doch, schon, Sir. Aber ich hab's eilig. Wollte Ihnen nur
ausrichten, daß Ihre Wache jetzt dran ist. Sie wollten doch
nicht ausgeschlossen werden, oder...?"
Julian erinnerte sich, daß er versprochen hatte, seinen Teil
zur Überwachung des herannahenden Nebels beizutragen
"Wie spät ist es jetzt?" erkundigte er sich
"Halb drei", antwortete Meech von der Tür her.
"Ich bin um vier Uhr mit Sifter verabredet", sagte
Julian. "Aber bis dahin will ich gerne..."
"Klar", machte Kalep. "Ich werde Pete Bescheid
sagen, daß er um vier übernimmt."
"Danke", sagte Julian
Kalep schickte sich zum Gehen an, aber bevor er die Tür
erreichte, drehte er sich noch einmal um.
"Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, daß ich
nachher mitkomme?" erkundigte er sich.
"Mit Sifter und mir? Nein, im Gegenteil. Wir brauchen jeden
erfahrenen Mann."
Man sah Kalep an, daß er sich geschmeichelt fühlte.
Er öffnete die Tür und trat in die Nacht hinaus. Julian
ließ sich von Meech einen Kaffee zubereiten, während er
sich wusch. Zehn Minuten nachdem Kalep gegangen war, befand er sich
auf dem Weg zum Observatorium.
Meech Hannigan hatte unterdessen das Teleskop so eingestellt, daß
es automatisch der Bewegung des kleinen Nebels folgte. Als Julian in
den Bildraum trat, entdeckte er den kleinen, verwaschenen Lichtfleck
in der Mitte des großen Bildschirms. Julian überzeugte
sich, daß sich an dem Nebel selbst nichts geändert hatte.
Dann ging er zum Meßlabor hinüber, machte sich mit den
Geräten vertraut und führte noch einmal dieselben Messungen
durch, mit denen Pete am Abend zuvor die rätselhaften
Eigenschaften des Nebels enthüllt hatte.
Die Resultate waren immer noch dieselben. Zwei Messungen, im
Abstand von fünfzehn Minuten ausgeführt, zeigten, daß
der Nebel sich nach wie vor mit einer Geschwindigkeit bewegte, die
das Siebzigfache der Lichtgeschwindigkeit betrug. Die
Hyperwellentastung dagegen maß weiterhin achttausend Kilometer
pro Sekunde.
Julian kehrte in den Bildraum zurück und machte es sich in
einem Sessel bequem. Er zündete sich eine Zigarette an und
starrte auf den Nebelfleck. Er zwang sich zu logischem Denken. Der
Nebel näherte sich FILCHNER mit einer Geschwindigkeit von rund
einundzwanzig Millionen Kilometern pro Sekunde. Die Theorie vom
vierdimensionalen Kontinuum dagegen lehrte, daß es keine
größere Geschwindigkeit als die der elektromagnetischen
Wellen gebe. Anders war die Sachlage natürlich, wenn in Betracht
gezogen wurde, daß das vierdimensionale Kontinuum in einen
funfdimensionalen Überraum eingebettet war. Wer die nötigen
Mittel und Energien besaß, der konnte das
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