PR TB 035 Der Stumme Robot
gut, dafür ist
die Miete unerschwinglich.“
„Das alte Lied. Darf ich mich setzen?“ fragte Nysa und
schob ein Buch zur Seite, das mitten auf der Couch lag. Dann sah sie
den Titel Psychologie der Persönlichkeit und verzog anerkennend
die Lippen. Es war ein zerlesenes, altes Exemplar, noch auf echtes
Papier gedruckt.
Tarn hob eine Hand ans Ohr und erkundigte sich zuvorkommend: „Wie
sagten Sie, daß Ihr Name war?“
„Nennen Sie mich Tsyah“, erwiderte sie. „So
heiße ich im Film.“
„Einverstanden. Trinken Sie ein Glas Milch mit mir?“
„Nein. Ich mag keine Vitamine“, sagte sie und ließ
ihre Augen durch den Raum gleiten, während Tarn in der kleinen
Küche die Sektflasche geräuschlos öffnete. Er kam mit
der Flasche zurück und stellte zwei hauchdünne Schalen auf
den Tisch, klappte eine Birkenholzschachtel voller Zigaretten auf und
setzte sich neben Nysa. Der Sekt floß in die Gläser.
Eine riesige Wand voller Bücherspulen, eine komplizierte
Stereoanlage, afrikanische Waffen und feingeschmiedete Andenken von
hohem künstlerischem Wert, gesammelt auf vielen Planeten ...
tiefe, lederbezogene Sitzmöbel,
unbekannte Bilder und ein uraltes
Segelschiff vor einer Karte des Planeten JUPITER waren die
Eindrücke, die Nysa in der matten Dämmerung des stillen
Zimmers aufnahm. Sie hob ihr Glas, lächelte Tarn an und trank
einen Schluck. „Ein reizendes Heim haben Sie hier. Alles
bezahlt?“ „Mühsam. Der letzte Wechsel wird nach den
Dreharbeiten fällig. Wollen Sie nicht in die Küche gehen
und mein Geschirr spülen? Der Automat ist nicht mehr zu
reparieren.“
„Später. Zeigen Sie mir jetzt Ihre Sammlungen?“
„Ich habe eine Kollektion, die ihresgleichen sucht. Hier!“
Aus einem Fach in der Nähe der Couch zog Tarn einen Packen
kleiner, farbiger Bilder. Man erhielt sie, wenn man die Gutscheine
für den Treibstoff der Gleiter sammelte und einschickte, von der
Firma, die jene Brennstoffzellen herstellte.
„Das sind meine gesammelten Terranischen Raumschiffe. Das
hier...“, er zog eines der Bildchen hervor
und deutete darauf, zeigte es Nysa......ist ein Beiboot
Typ Kaulquappe. Bewaffnet mit einem schweren Polgeschütz und
so weiter. Es gibt noch größere. Erstaunlich, nicht wahr?“
Sie nickte lachend und schob seine Hand mit den Bildern zu Seite.
„Wir sollten den Unsinn lassen und zusammen das Drehbuch
durcharbeiten. Mögen Sie?“
Er nickte, nahm die beiden Drehbücher an sich und blätterte
darin. Eine kleine Lampe am Kopfende der Couch gab genügend
Licht. Schließlich trank Tarn sein Sektglas leer, stellte es
auf den Tisch und schlug eine Seite auf.
„Beim Mars“, sagte er. „Proben wir diese Szene?“
Nysa las die Seitennummer, schlug ihr Exemplar auf
und lachte laut, dann las sie genau nach, was auf dieser Seite
stand:
Man sieht, daß Tsyah unschlüssig auf die Siedlung der
Fremden blickt. Halbtotale.
Sie dreht langsam den Kopf herum, Großaufnahme, dann sagt
sie:
„Ich weiß nicht, was ich tun soll, Terraner.“
Tarn im Bild. Halbtotale. Er setzt das Fernglas ab und zieht
seinen Strahler. Ausschnitt. Dann erwidert er, ungewöhnlich
leise und eindringlich: Großaufnahme.
„Irgendwann in seinem Leben sollte man den Mut haben, Fehler
als solche zu erkennen und die Konsequenzen zu ziehen.“
Er legt ihr die Hand gegen die Wange. Halbweit.
Hintergrund: Das Akonenschiff.
Lichtreflex. Sie weint.
Großaufnahme.
„Mein Fehler ist, daß ich glaube, dich zu lieben,
Tarn.“
Er lächelt. Halbtotale.
„Das ist kein Fehler, sondern ein Vergnügen. Jedenfalls
weißt du jetzt, auf welcher Seite du zu stehen hast - in der
Zukunft!“
Sie lächelt unter Tränen. Großaufnahme. Er nickt
ernst. Gleiche Einstellung. Sie:
„An deiner Seite, Tarn?“
Er, hart:
„Ja. Und an der Seite Terras und Rhodans.“
Sie nähern sich langsam einander. Dann küssen sie sich.
Großaufnahme. Sie:
„Tarn - Liebster.“
Er, weicher:
„Schließe die Augen und denke an Terra, Liebste.“
Totale. Hintergrund: Schiff.
Sie lächeln sich zu und gehen, die entsicherten Waffen in den
Händen, Seite an Seite auf das Schiff zu.
Geräusche vom Schiff. Ein Schuß.
Tarn zog langsam das Tuch aus dem Kragen seines Hemdes, löste
die selbstleuchtenden Manschettenknöpfe aus den Ärmeln und
faltete die Umschläge nach oben. Dann goß er die Gläser
wieder voll.
„Diese Szene sollten wir durchprobieren. Einverstanden,
Liebste?“
Sie lächelte und stellte ihr Glas vorsichtig genau auf
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