PR TB 035 Der Stumme Robot
RAMSES
entladen. „Achtung-RAMSES!“
„Hier Zentrale RAMSES. Wer spricht?“
„Kommandant Tarn Lamain. Schalten Sie Ihre Außenlautsprecher
ein, lassen Sie das Feld räumen und starten Sie. Wir erwarten
Sie mit der Frachtrate B in elf Tagen. D' accord?“
„Savvy, Commander. Guten Start...“
„ ... und klaren Himmel!“
In einiger Entfernung begann jetzt eine Stimme zu schreien. Die
Menschen räumten den Platz zwischen den Schiffen. Der Kommandant
der RAMSES wartete noch, bis die letzte Maschine den abgesteckten
Kreis verlassen hatte, dann ertönte die Sirene. Das Schiff
startete.
Vier Stunden lang wurden in einzelnen Szenen die Arbeiten noch
gefilmt.
Es war eine alte Regel, daß alle Aufnahmen aus mehreren
Winkeln gemacht und einigemale wiederholt wurden, wobei zur
Sicherheit eine zweite Kamera mitlief. Vieles konnte bei einem
eingespielten Team vernachlässigt werden, aber aus dem Rohfilm
wurden in den Studios die einzelnen Szenen aneinandergereiht und erst
so zum endgültigen Film. Jedenfalls klappte heute alles.
Mittags, als die Sonne senkrecht vom Himmel brannte, startete das
letzte der gecharterten Schiffe und flog zurück zum Raumhafen.
Royce verständigte den Regisseur und flog
zum Hafen, um den vier Kapitänen ihre Prämien
auszuzahlen und zusammenzurechnen, wie lange sie sich aufgehalten
hatten. Die Filmgesellschaft zahlte natürlich alle diese
Sondereinsätze, auch die Stunden der Komparsen.
Um drei Uhr nachmittags kehrte Tarn müde, staubig und
verschwitzt in seinen Bungalow zurück. Alles in ihm schrie nach
einem Bad, nach einem doppelten Himbeergeist und nach einem Steak von
ungefähr vierzig Quadratzentimetern Größe. Eine
Stunde später saß er in einer Nische des Zentralgebäudes
und hantierte mit Messer und Gabel.
Die Einstellungen l bis 42 waren gedreht. Der gesamte Film hatte
einschließlich der Innenaufnahmen, für die gerade eine
Halle in der Stadt eingerichtet wurde, über tausend
Einstellungen.
*
Tarn drückte die Tasten unter der Sichtplatte des Visi-phons.
Er wählte 51. Augenblicklich meldete sich Birgit.
„Edelkomparsin Belle“, sagte Tarn lächelnd, „ich
habe eine Frage.“
„Sicher habe ich eine Antwort“, erwiderte Birgit und
lächelte.
„Wer weiß? Ich brauche einen kleinen Wagen oder
Gleiter und einen Hinweis, auf welchen Straßen, Wegen oder
Pfaden man hier in Mesa einen romantischen Spaziergang machen kann.
Fällt das in Ihr Ressort?“
„Unter anderem“, sagte Birgit. „Brauchen Sie
einen Wagen dazu?“
Tarn grinste niederträchtig und antwortete: „Sie
vergessen, daß ich von einer überzivilisierten Welt komme.
Dort braucht man so etwas.“
„Der Schlüssel für einen Gleiter liegt hier bei
mir. Ich werde Ihnen auch erklären, wo Sie parken können.“
„Fein. Ich komme gleich zu Ihnen.“
„Tarn? Ich hätte jetzt eine Frage. Sind Sie sicher, daß
Sie nicht wütend werden, wenn ich Sie etwas Persönliches
frage?“
„Fast sicher“, sagte Tarn. „Sie wollen sicher
wissen,
wer der Partner - oder die Partnerin meiner romantischen Stunden
ist. Gehe ich fehl in der Annahme?“
Sie nickte. „Zweifellos Nysa Anderson.“
„Mit großem Scharfsinn erraten, Birgit.“
Birgits Finger schlugen auf dem Rahmen des Bildschirms in ihrem
Zimmer einen schnellen Wirbel; Tarn vermeinte die Anfangstakte der
Suite Bogen des Odysseus von Gray zu erkennen, jene
charakteristischen Takte, die von den Becken intoniert wurden.
„Glauben Sie, daß Sie mit Nysa glücklich werden,
Tarn?“ „Eifersüchtig?“
„Etwas, nicht schlimm. Aber ich hatte heute nachmittag
Gelegenheit, Nysa und Sascha Baur zu sehen und vermute, nun, wie das
Buch der Bücher sagt: Zu leicht befunden. Ist dies Ihr
terranischer Geschmack?“
Tarn war weit davon entfernt, ärgerlich zu werden. Er zündete
sich bedächtig eine Zigarette an und versenkte das Feuerzeug
wieder in die Brusttasche seiner Wildlederjacke.
„Das Glück ist, wie die Erfahrung gezeigt hat, eine
Sache von Sekunden, während das Leben scheinbar Jahrhunderte
dauert. Manchmal ist es sehr gleichgültig, wer Glück
vermittelt, falls wir die richtige Terminologie verwenden. Und
Illusionen sind interplanetarisch, mein Kind. Ich warne Sie, sich
mehr darunter vorzustellen. Es gibt Dinge, die sehr lange dauern und
solche, die außergewöhnlich kurzlebig sind. Glück,
Liebe, Freundschaft... diese Dinge zählen zu den kurzlebigen
Artikeln unserer Zeit. Sowohl auf Terra als auch auf CHEPHREN.
Glauben Sie einem Mann, der
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