PR TB 035 Der Stumme Robot
dann seine Waffe und
sagte kurz: „Setzen Sie sich bitte.“
Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel, schlug die
Beine übereinander und schwieg. Das Schweigen dauerte knappe
zehn Minuten.
„Sie haben mir nichts zu sagen, Tresca?“ fragte Gary
leise.
„Sind das die Probleme, die Sie lösen wollen?“
Gary stand ruckartig auf, griff nach der Zigarettendose
auf dem Tisch und hielt sie Tresca hin. Er bediente sich und gab
zuerst ihr, dann sich selbst Feuer. Er lehnte sich an eine Wand, sah
die Frau an und sagte plötzlich:
„Hören Sie jetzt genau zu. Ich wiederhole nicht ein
Wort. Ich weiß, daß hier auf diesem Planeten ein Wesen
herumläuft, das nichts anderes ist als eine Mordmaschine. Wir
fanden zuerst die linke Hand zwischen Frachtgut nach Terra, dann
einen Finger, der sich beim Kampf mit Tarn Sagarra löste, und
schließlich fand ich hier den ganzen rechten Arm dieses Wesens,
nachdem der Anschlag mit den tollwütigen Fenneks fehlgeschlagen
war. Und wir sahen Sie mit jenem Wesen.“
Tresca schwieg, aber die Hast, in der sie rauchte, verriet ihre
innere Unruhe. Ihr Gesicht blieb starr und ausdruckslos. Nur in die
Augen kam ein angespannter, aufmerksamer Zug.
„Ich las sechzig Seiten Ihres Tagebuchs, las Ihren Brief...“
Sie erschrak und sprang auf; Gary winkte ab. „Zu spät.“
„Gibt es denn noch etwas, das Sie von mir wissen müßten?“
fragte sie hoffnungslos.
„Doch“, erwiderte Gary. Es war ihm gelungen, sie aus
ihrer Lethargie aufzuschrecken. „Hören Sie weiter:
Ich weiß daher, daß Sie eine tefrodische Zeitagentin
sind. Außerdem hat man Sie, während Sie die gefälschten
Fehler der Frachtlisten korrigierten, geröntgt. Man
hat Sie ebenfalls heute abgelenkt, damit ich hier eindringen
konnte. Während Sie in der Planetaren Verwaltung saßen,
war ich hier und brachte vier oder fünf Linsen an. Ich
beobachtete Sie fast ununterbrochen vierundzwanzig Stunden lang.
Denken Sie nach, wie oft ich sehen konnte, mit welchem Partner Sie
sich verständigten!“
„Das ist höllisch!“ sagte sie. „Wer sind
Sie?“
„Ich“, sagte Bogart, „bin Gary.“
„Technischer Berater?“
„Nein. Agent der Galaktischen Abwehr von Terra. Mein Zeichen
ist die Viper. Sie wissen jetzt, wie eine Schlange zu kämpfen
pflegt. Glauben Sie bitte nicht, ich würde im entscheidenden
Augenblick schwach werden. Dies ist der andere Teil des Problems.“
„Ihres Problems?“
„Bis auf einen ganz kleinen Rest ist es ausschließlich
Ihr Problem, Tresca. Hören Sie weiter: Ich las das Buch und den
Brief. Ich stellte fest - abgesehen von allem anderen, das ich sehen
und erkennen konnte - daß Sie sich in einem entscheidenden
Gewissenskonflikt befinden. Zwar dürften Agenten Ihrer Klasse
kein Gewissen haben; Ausnahmen bestätigen die Regel. Dieser
Konflikt ist so groß, daß Sie aus dem Leben gehen wollen.
Es geht also um Leben oder Tod. Betrifft es nur CHEPHREN?“
„Das wissen Sie nicht, Gary?“
„Nein, das weiß ich nicht. Es ist traurig, daß
Sie sich nicht mit einem Menschen über dies alles unterhalten
konnten. Sie mußten es einer Folie anvertrauen. Also richtet es
sich gegen Menschen. Habe ich recht?“
Sie nickte schwach.
„Warum sagen Sie es mir nicht?“ fragte Bogart mit
unnatürlicher Ruhe.
Sie zuckte die Schultern. Gary lächelte etwas schmerzlich und
deutete auf den versengten, verschmorten Arm des Wesens, den der
Aufprall des Gleiters aus dem magnetischen Gelenk gerissen und
deformiert hatte. Blanker Stahl und winzige Nervenfasern waren zu
sehen, und hellrotes totes Pseudofleisch.
„Ich werde es Ihnen sagen, Tresca“, sagte er hart.
„Sie fürchten sich vor dem Golem. Er kontrolliert Sie bis
zu
einem gewissen Grad. Sie fürchten sich gleichzeitig vor den
Konsequenzen dessen, was Sie zusammen hier aufgebaut haben. Und Sie
können mit niemandem, der Sie versteht oder verstehen würde,
darüber reden, weil Sie sonst umgebracht werden könnten -
von Ihrem metallischen Freund. Was hat Tefrod vor?“
„Ich darf es nicht sagen, Gary“, erwiderte sie
plötzlich. „Ich vertrete meine Heimat und deren Prinzipien
so, wie Sie Ihre Heimat vertreten.“
„Mein Kind“, sagte Gary und grinste, „wer sagte
Ihnen, daß nicht jedes Prinzip gewisse Verhaltensmöglichkeiten
gestattet? Wer sagt Ihnen, daß ich ein eisernes Gesetz
vertrete?“
„Ist es nicht so, Garry?“ Sie sah einen winzigen
Hoffnungsschimmer.
„Wäre ich sonst hier? Ich hatte die Wahl zwischen zwei
Verfahren.
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