PR TB 039 Bomben Auf Karson
richtige Pferd gesetzt hatte.
Beim ersten Anzeichen des Bebens stürzte Stoke aus der
Baracke. Er wußte, daß die Sendeaggregate mitsamt der
riesigen Antenne vorschriftsgemäß so gelagert waren, daß
selbst der kräftigste Erdstoß ihnen nichts anhaben konnte;
aber der Baracke traute er nur wenig Standhaftigkeit zu.
Stav und seine Männer hatten ihre eigentliche Aufgabe in dem
Augenblick vergessen, als die Erde unter ihren Füßen zu
zittern begann. Als Stoke ins Freie eilte, fand er sie auf der
Ostseite der Baracke, die Blaster mit den Läufen nach unten, mit
gebanntem Blick in die Dunkelheit starren. Dort hinten irgendwo lag
Karson-Main. Fast jeder von ihnen hatte Frau und Kinder in der Stadt.
Mit Augen voller Angst versuchten sie, die Finsternis zu
durchdringen, und zählten jede Sekunde, die verstrich, ohne daß
der Widerschein eines Feuers, einer Explosion, den östlichen
Horizont erleuchtete.
Die zwei Minuten, die das Beben dauerte, kamen Stoke wie eine
Ewigkeit vor. Als es vorüber war, kam Stav auf ihn zu. Er wirkte
bitter.
»Ich möchte hören, was sie jetzt über mich zu
sagen haben«, knurrte er. »Ich habe ihnen weisgemacht,
sie brauchten sich nicht zu fürchten.«
Stoke antwortete.
»Sie werden ein paar Stunden lang noch viel unbeliebter sein
als jetzt, bevor die ganze Sache vorüber ist.«
Stav sah zu Boden.
»Ja«, nickte er schließlich. »Sie könnten
recht haben.« Er hob den Kopf mit einem Ruck und schien alle
Bitterkeit vergessen zu haben. »Was macht Ihre Arbeit? Kommen
Sie vorwärts?« Stoke schmunzelte.
»Klar. Verstand und Fingerfertigkeit — auf die
Kombination können Sie sich immer verlassen. Kommen Sie —
ich zeig's Ihnen.«
Sie schritten auf die Baracke zu. Stavs Leute nahmen ihre Posten
wieder ein. In der Nähe des Eingangs lag ein Mann auf der Erde.
Thurell Franz. Die Müdigkeit hatte ihn schließlich
überwältigt.
Stoke trat als erster ein. Er hatte den Arm ausgestreckt, um auf
seinen Arbeitstisch zu deuten und eine mehr oder weniger humorvolle
Bemerkung über sein Werk zu machen. Als er aber hinsah, blieb
ihm das Wort im Hals stecken.
Zwei Halbkugelschalen und ein wirres Durcheinander von kleinen
Instrumenten lagen auf einer Seite der Tischplatte. Die Mitte,
wo er die andere Kugel mit Geräten bestückt und wieder
zusammengesetzt hatte, war leer.
Die Kugel war verschwunden.
Stoke blieb stehen. Stav hatte es nicht vorhersehen können
und prallte auf ihn.
»Was ist?« fragte er überrascht.
»Die Kugel«, hauchte Stoke. »Sie ist... sie
ist...«
Er fand keine Worte. Erst nach einer Weile dämmerte ihm, was
geschehen war. Er hatte den Fehler behoben, der die Geräte
ursprünglich daran gehindert hatte, planmäßig zu
funktionieren. Er hatte die Instrumente wieder zusammengebaut und die
Kugel geschlossen. Von diesem Augenblick an war sie funktionsfähig.
Sie hatte sich verhalten, wie es von ihr erwartet wurde.
Enttäuschung und Niedergeschlagenheit brachen wie eine
haushohe Woge über ihm zusammen. Nach all den Stunden der
fieberhaften Anstrengung, in denen alleine die Hoffnung auf Erfolg
ihn auf den Beinen gehalten hatte, fühlte er sich plötzlich
so leer und ausgebrannt, daß ihm die Knie zitterten.
Stav sah ihm an, was er empfand. Er musterte ihn mit besorgtem
Blick.
»Die Kugel ist gestartet«, sagte Stoke matt. »Ich
wollte sie mit einer Botschaft versehen, die den Fremden klarmacht,
was hier auf KARSON vor sich geht. Aber sie hat es vorgezogen, sich
ohne die Botschaft zu entfernen.«
Die Kugel war unterwegs. Niemand wußte, wie lange sie
brauchte, um ihren Bestimmungsort, der zugleich der Ausgangspunkt
ihrer Reise war, zu erreichen. Aber eines schien sicher.
Wenn sie ans Ziel gelangte, würde sie nicht in der Lage sein,
über die Sorgen und Nöte der Siedler auf KARSON zu
berichten. Ihre Hersteller würden, wenn sie sie
auseinandernahmen und das Bildband untersuchten, feststellen, daß
sich irgend etwas Unvorhergesehenes ereignet hatte — daß
die Funktion der Instrumente eine Zeitlang ausgesetzt hatte und dann
wieder angesprungen war.
Aber die Ursache des Wiederanspringens würde ihnen unklar
bleiben. Die Botschaft, die Stoke Derringer hatte senden wollen,
blieb unartikuliert.
Der Plan war fehlgeschlagen. Ein Erdbeben von zwei Minuten Dauer
hatte ihn unbrauchbar gemacht.
Stokes Niedergeschlagenheit dauerte nicht lange. Er wußte,
was er zu tun hatte. Er setzte sich mit dem Kommandanten der
Hilfsflotte in Verbindung und machte ihm klar, daß es
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