PR TB 044 Mission in Andromeda
den
Mördern mit Gewalt begegnete.
Er sah verwundert auf, als Baar Lun zu sprechen begann.
»Woher wissen wir überhaupt, daß sich an Bord des
beschädigten Walzenschiffes lebende Wesen befinden? Die Maahks
könnten umgekommen oder von einem anderen Schiff aufgenommen
worden sein.«
»Die Erkundungsboote besitzen Mentaldetektoren«,
erwiderte Lethos. »Es wurden Gedankenimpulse von rund
dreihundert Maahks registriert.«
»Das bedeutet, ihre Funkstation ist ausgefallen, nicht
wahr?« fuhr der Modul fort.
»Mit hohem Wahrscheinlichkeitsgrad,ja.«
»Die Besatzung ist also auf sich selbst angewiesen. Wurde
festgestellt, ob die Schäden mit bordeigenen Mitteln behoben
werden können?«
»Ja. Die dafür errechnete Zeitspanne beträgt etwa
zwei Monate Erdzeit beziehungsweise zweieinhalb Monate Jarwickzeit.
Aber es wird noch Wochen dauern, bis die Maahks ihr Schiff verlassen
können, um mit den Reparaturarbeiten zu beginnen. Das kochende
Wasser und ständige radioaktive Regengüsse schließen
einen längeren Aufenthalt im Freien aus.
Selbst Raumanzüge schützen nicht völlig gegen diese
Einwirkungen.«
»Die Besatzung befindet sich also in einer Notlage«,
schloß Lun. »Unter diesen Umständen wäre sie
vielleicht bereit, Kontakt mit uns aufzunehmen.«
»Was versprechen Sie sich davon?«
Der Modul lächelte undefinierbar.
»Sie erwähnten vorhin den Wert des positiven Beispiels,
Lethos. Gute Beispiele aber kann man nicht geben, wenn man sich im
Hintergrund hält. Die Maahks müßten erfahren, daß
wir ihnen überlegen sind und dennoch keine Rache nehmen, weil
unsere höhere geistige Reife das ausschließt.«
Omar Hawk beobachtete, daß Lethos’ Gelassenheit für
einen Augenblick der Verblüffung wich.
»Ihr Argument leuchtet mir ein«, antwortete der
Hathor. »Wir Hüter des Lichts arbeiten zwar grundsätzlich
nur im Hintergrund, aber vielleicht sollten wir doch ab und zu aus
unserer Anonymität heraustreten.«
»Werden Sie Kontakt mit den Maahks aufnehmen?« fragte
Baar Lun rasch.
»Ich werde es tun«, erwiderte Tengri Lethos schlicht.
Er schloß sekundenlang die Augen.
Als er sie wieder öffnete, hatte die FREEDOM sich auf eine
Landebahn begeben.
*
Das Ewigkeitsschiff tauchte durch den Schleier von Rauch- und
Aschewolken und setzte an der Spitzejener flachen Landzunge auf, die
die Meeresbucht vom freien Ozean trennte, indem sie sie bogenförmig
umschloß und nur eine Durchfahrt von etwa zehn Kilometern
Breite ließ. Diese natürliche Formation bot Schutz vor der
tobenden Gewalt des Meeres und hatte die Jarwick-Tefroder dazu
bewogen, in der Bucht einen Hafen für Ozeangleiter anzulegen.
Von den Bauten war freilich nichts mehr zu sehen als ein schmaler,
zu wulstigen Magmasträngen erstarrter Saum. Die Kernrakete war
auf dem Grund der Bucht explodiert, hatte die unter Spannung stehende
Oberflächenkruste aufgerissen und die seit Jahrhunderten oder
Jahrtausenden angesammelte Glut befreit.
In der Nähe der Durchfahrt wuchs langsam aber stetig eine
neue Insel aus dem Meer. Rauch und Dampf wogten auf dem Kratergipfel,
und in kurzen Abständen schössen Glutsäulen mit
drohendem Fauchen gen Himmel.
Der mitten im kochenden, von Dampfschwaden überzogenen Wasser
liegende, walzenförmige Körper paßte schlecht in
dieses Bild. Er ragte mit schwarzglänzendem, triefendem Rücken
aus dem Meer und glich einem gigantischen Wal: etwa dreihundert Meter
lang und im ganzen fünfzig Meter durchmessend.
Dennoch war entweder er selbst oder ein gleichartiges Monstrum
schuld an den entfesselten Naturgewalten. Und die vergewaltigte Natur
rächte sich, indem sie das Schiff von den Sternen gefangenhielt:
Der Weg ins freie Wasser wurde ihm von der neugeborenen Insel
versperrt, und das Ufer war noch immer in fließender Bewegung;
es bot keine Sicherheit. Nur nach oben hätte das Gebilde
entkommen können. Doch seine Kraft war erlahmt; die mächtigen
Düsenmäuler würden schweigen, bis die Besatzung den
Schaden behob, den eine Abwehrrakete dem Raumschiff zugefügt
hatte.
Nun gesellte sich zu dem Walzenraumschiff eine gewaltige Kugel:
ein Riese zum Zwerg.
Auf der dreißig Kilometer durchmessenden Hülle aus
strukturverdichteter, feldstabilisierter Energie — »Strukturen«
sagte der Hathor dazu — spiegelte sich die zuckende Glut des
Vulkans. Ein sanftes Beben ging durch die Landzunge, als die FREEDOM
behutsam aufsetzte und in der von ihr geschaffenen Felsmulde zur Ruhe
kam, weniger vom Untergrund gehalten als von
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